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Grenzschutz und Terrorgefahr treiben EU-Bürger am meisten um

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird von den Menschen im Osten Europas als sehr große Bedrohung wahrgenommen. Blickt man auf die gesamte EU, steht jedoch eine andere Sorge an erster Stelle.

Inzwischen gibt es stationäre Grenzkontrollen an allen deutschen Landesgrenzen. 25 Prozent der Teilnehmer der Befragung gaben an, nicht funktionierender Grenzschutz treibe sie mehr um als alles andere. (Archivfoto)
Foto: Peter Kneffel/dpa

Irreguläre Migration und Terrorgefahr sind derzeit in der Europäischen Union für die Menschen besorgniserregender als andere mögliche Bedrohungen für den Frieden. Dies ergibt sich aus den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung in den 27 Mitgliedstaaten. Es gibt regionale Unterschiede. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine wird auch von der Bevölkerung in den EU-Ländern als eine große Bedrohung wahrgenommen.

Auf die Frage «Was ist heute die größte Bedrohung für den Frieden in Europa?» gaben demnach etwa 25 Prozent der über 26.000 Teilnehmer der Befragung an, nicht funktionierender Grenzschutz treibe sie mehr um als alles andere. 21 Prozent der Menschen in der EU nehmen demnach terroristische Angriffe als größte Bedrohung wahr, 19 Prozent große Cyberattacken. Ein Angriff durch eine fremde Macht wird den Angaben zufolge von 18 Prozent der befragten EU-Bewohner als größte Bedrohung empfunden. 17 Prozent von ihnen entschieden sich für die Antwortvariante «Organisiertes Verbrechen».

Teilnehmer aus Deutschland sorgen sich besonders um Terrorrisiko 

Die deutschen Teilnehmer der Umfrage sehen das Terrorrisiko zu 23 Prozent als größte Bedrohung für den Frieden in Europa. Dies könnte auch mit dem Zeitpunkt der Befragung im vergangenen September zusammenhängen. Die Erinnerungen an den Terroranschlag in Solingen waren zu diesem Zeitpunkt noch sehr präsent. Am 23. August soll der Syrer Issa Al H. in Solingen drei Menschen mit einem Messer getötet haben. Er wurde mehr als 24 Stunden später festgenommen. Die Terrormiliz Islamischer Staat hat den Anschlag für sich beansprucht.

Laut der Befragung betrachten 21 Prozent der Menschen in Deutschland mangelnde Grenzsicherung, eine Unterwanderung durch das organisierte Verbrechen und einen militärischen Angriff als die größte Gefahr für den Frieden in Europa. 14 Prozent sehen die größte Bedrohung im Cyberraum.

Polen halten Angriffskrieg für größte Bedrohung 

In Polen, das eine Grenze mit der von Russland angegriffenen Ukraine hat, ist die Angst vor einem Krieg das, was die Menschen besonders beschäftigt. Laut Umfrage halten 29 Prozent der Polen die Gefahr eines militärischen Angriffs für die größte Bedrohung für den Frieden in Europa. Im vom Kriegsschauplatz weiter entfernten Spanien sagen dies dagegen lediglich 16 Prozent der Befragten.

Zehn Prozent der Deutschen sehen China als wichtigsten Verbündeten

Gemäß einer Umfrage im September hielten 54 Prozent der deutschen Bevölkerung die USA für den wertvollsten Verbündeten der EU, bevor Donald Trump erneut zum US-Präsidenten gewählt wurde. Dieser Wert liegt leicht über dem EU-weiten Durchschnitt von 51 Prozent. In Polen ist der Anteil derjenigen, die den USA diese Rolle zuweisen, mit 65 Prozent besonders hoch, während er in Belgien mit 43 Prozent deutlich niedriger ist.

Laut der Bertelsmann Stiftung beträgt der Anteil der Bürgerinnen und Bürger der USA, die Großbritannien als wertvollsten Verbündeten betrachten, 27 Prozent. Die Europäische Union wird von 25 Prozent genannt. Kanada wird von 13 Prozent und Israel von 12 Prozent der Befragten als bedeutendster Partner angesehen. Insgesamt haben etwa 2.500 Personen an der Umfrage teilgenommen.

“China wird von jedem zehnten Bewohner Deutschlands und der gesamten EU als wertvollster Verbündeter angesehen. Der Westen wirft China vor, Russland mit Gütern zu versorgen, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können und so die russische Kriegswirtschaft unterstützen.”

Die Bundesregierung hat im Sommer 2023 erstmals eine umfassende China-Strategie beschlossen. Darin wird das von der kommunistischen Führung mit harter Hand regierte Land als Partner, Wettbewerber und systemischer Rivale definiert. Kern der Strategie ist es, die wirtschaftliche Abhängigkeit von China zu verringern, um ein böses Erwachen wie nach dem russischen Angriff auf die Ukraine bei der Kappung der Gaslieferungen zu vermeiden.

dpa