Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Grenzübergang Rafah offen: Patienten verlassen Gazastreifen

Im Zuge der Waffenruhe in Gaza können einige Kranke und Verletzte das Gebiet verlassen. Damit gibt es Hoffnung für eine kleine Zahl von insgesamt Tausenden Palästinensern, die dringend Hilfe brauchen.

Mit der vereinbarten Waffenruhe in Gaza sollen auch die Hilfslieferungen über Rafah anlaufen.
Foto: Gehad Hamdy/dpa

Zum ersten Mal seit fast neun Monaten wurde der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen wieder geöffnet. Laut Sicherheitskreisen und dem Ägyptischen Roten Halbmond wurden mehrere Patienten aus dem Gazastreifen über Rafah zur ärztlichen Behandlung nach Ägypten gebracht. Der staatliche TV-Sender Al-Kahira News zeigte Bilder der abreisenden Patienten. Ursprünglich sollten etwa 50 von ihnen Gaza verlassen.

Nachdem Israels Armee im vergangenen Mai die Kontrolle über die palästinensische Seite übernommen hatte, wurde der einzige Grenzübergang, der nicht über israelisches Gebiet führt, geschlossen.

Laut Al-Kahira News wurden zuerst ein Junge mit einer Immunkrankheit in Begleitung seiner Mutter und ein Mädchen, dem ein Bein amputiert werden sollte, nach Ägypten gebracht. Sie wurden in Krankenwagen auf der palästinensischen Seite in den Transitbereich des Übergangs gebracht, wo ägyptische Krankenwagen auf sie warteten. Kranke und Verletzte hatten das Gebiet auch vor der Schließung Rafahs mit solchen Transfers verlassen.

Der Grenzübergang ist sowohl für die Ausreise verletzter und kranker Menschen zur Behandlung in Ägypten und anderen Ländern als auch für die Einfuhr von Hilfsgütern nach Gaza von großer Bedeutung. Laut den Vereinten Nationen leiden dort etwa zwei Millionen Menschen an Hunger.

Es gab jedoch zunächst keine Anzeichen dafür, dass auch die Hilfslieferungen nach Gaza über Rafah wieder aufgenommen würden. Diese erreichen Gaza seit Monaten nur über von Israel kontrollierte Übergänge.

2.500 Kinder brauchen dringend medizinische Hilfe 

Die Gesundheitsbehörde in Gaza, die von der Hamas kontrolliert wird, hat Bilder veröffentlicht, die zeigen, wie eine Gruppe von Kranken und Verletzten nach Rafah gebracht wird. Laut dem TV-Sender Al Jazeera sollten etwa 50 Patienten mit Krebs- und Herzerkrankungen die Möglichkeit haben auszureisen. Diese Zahl wurde auch von der Weltgesundheitsorganisation WHO bestätigt, die die Ausreisenden vor Ort unterstützte. Al-Kahira News berichtete, dass ungefähr 100 Personen ausreisen würden, darunter Kranke, Verletzte und ihre Begleitpersonen.

Laut WHO benötigen insgesamt 12.000 bis 14.000 Personen dringend medizinische Hilfe im Gazastreifen, die dort nicht verfügbar ist. Davon sind mindestens 2.500 Kinder betroffen. Es handelt sich um Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten oder Kriegsverletzungen.

3.000 Lastwagen stehen bereit

Die Wiedereröffnung des Grenzübergangs Rafah ist Teil einer Drei-Phasen-Vereinbarung zwischen der Hamas und Israel zur Beendigung des Gaza-Kriegs. Laut dem Ägyptischen Roten Kreuz wurden auch 3.000 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern im Sinai für die Einreise nach Gaza über den Rafah-Übergang vorbereitet.

Die Lastwagen aus Rafah fahren bisher unter anderem zum Übergang Kerem Schalom, der durch israelisches Gebiet verläuft. Dort werden sie kontrolliert und die Waren für die Verteilung in Gaza freigegeben.

Ein Sprecher des US-Außenministeriums hatte gesagt, Washington hoffe auf die Einfuhr von mehr als 500 Lastwagen täglich nach Gaza. Dies werde aber nicht «über Nacht» passieren. Erschwert würden die Lieferungen wegen der Sicherheitslage in dem Küstengebiet. Die Verteilung scheiterte zuvor unter anderem wegen fehlender Lkw und Fahrer, zudem kam es in Gaza zu Plünderungen.

Lebensmittelrationen für eine Million Menschen

Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen haben seit Monaten darauf gedrängt, Rafah wieder zu öffnen, um Hunderttausenden von Menschen in Gaza eine bessere humanitäre Versorgung zu ermöglichen. Aufgrund der Schließung des Übergangs konnten Hilfsgüter wie Lebensmittel, Wasser und Arzneimittel in den vergangenen Monaten nur über von Israel kontrollierte Übergänge wie Kerem Schalom, Erez und Kissufim gelangen.

Das Welternährungsprogramm (WFP) gab bekannt, dass es in der Lage ist, Lebensmittelrationen für über eine Million Menschen in Gaza bereitzustellen und die Wirtschaft sowie die örtliche Lebensmittelproduktion zu unterstützen.

dpa