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Großrazzia in acht Bundesländern gegen Schleuser

Die Bande soll vor allem an Chinesen gegen viel Geld Aufenthaltstitel verkauft haben – in Hunderten Fällen. Nun hat die Justiz zugeschlagen, frühmorgens rückten 1000 Beamte aus.

Insgesamt waren bei dem Einsatz mehr als 1000 Beamte der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft beteiligt.
Foto: Friso Gentsch/dpa

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf hat zehn Verdächtige verhaften lassen, bei einer groß angelegten Razzia gegen eine international agierende Schleuserbande in acht Bundesländern.

Seit dem frühen Morgen waren mehr als 1000 Beamte der Bundespolizei und der Staatsanwaltschaft an dem Einsatz beteiligt. Insgesamt wurden 101 Wohn- und Geschäftsräume durchsucht, darunter auch 2 Rechtsanwaltskanzleien, wie die Bundespolizeidirektion Sankt Augustin bei Bonn mitteilte. Unter Ausnutzung von Sonderregeln für ausländische Fachkräfte soll die mutmaßliche Schleuserbande etwa 350 zumeist chinesischen Staatsangehörigen gegen fünf- und sechsstellige Eurobeträge Aufenthaltserlaubnisse verschafft haben.

Wurden Mitarbeiter von Ausländerämtern bestochen?

Razzien gab es in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern. Dabei wurden auch Vermögenswerte sichergestellt, zudem wurde nach Beweismitteln gesucht. Laut «Bild»-Zeitung geht es auch um den Verdacht, dass Mitarbeiter von Ausländerämtern bestochen wurden.

Der Fokus der Untersuchungen lag in Nordrhein-Westfalen, wo auch die zehn Verdächtigen festgenommen wurden. Darunter befanden sich auch ein Anwalt und eine Anwältin. Für den Nachmittag war eine Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft in Düsseldorf geplant. Laut Angaben eines Sprechers waren die Einsatzorte unter anderem Solingen, Hamburg, Köln, München, Frankfurt, Düsseldorf sowie Berlin und Aachen.

Was ist unter Einschleusten zu verstehen?

Einschleusen bezieht sich auf die Hilfe bei der unerlaubten Einreise nach Deutschland, in der Regel gegen Bezahlung. Es handelt sich um Dienstleistungen wie Transport, gefälschte Dokumente, Reiseorganisation oder Unterkunft. Gemäß dem Aufenthaltsgesetz sind unerlaubte Einreise und Aufenthalt strafbar. Personen, die sich ohne erforderlichen Aufenthaltstitel im Land aufhalten, müssen das Bundesgebiet verlassen. Für gewerbsmäßiges Einschleusen sind Freiheitsstrafen von einem bis 15 Jahren möglich.

Im Jahr 2022 haben Bundeskriminalamt und Bundespolizei deutschlandweit 4936 Fälle von Schleusungen registriert – ein Plus von knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hintergrund ist der starke Anstieg irregulärer Migration nach Europa. Im aktuellen Lagebild von 2022 heißt es, Schleusungskriminalität Bundeslagebild die Täter agierten «sehr professionell und flexibel», auch sei eine zunehmende Risikobereitschaft feststellbar.

dpa