In der Bevölkerung wächst der Anteil von Menschen, die Zuwanderer oder Nachkommen von Zuwanderern sind. Im Bundestag bildet sich diese Veränderung nicht 1:1 ab.
Gut jeder zehnte Abgeordnete hat Migrationshintergrund

Der Anteil der Bundestagsabgeordneten mit Migrationshintergrund im neuen Bundestag entspricht ungefähr dem Niveau von 2021. Laut einer Recherche des Mediendienstes Integration haben etwa 11,6 Prozent der neu gewählten Abgeordneten einen Migrationshintergrund gemäß der Untersuchung. Im Bundestag von 2021 waren es 11,3 Prozent. Es handelt sich um Personen, die entweder bei der Geburt nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hatten oder mindestens einen Elternteil mit diesem Hintergrund.
Die Grünen-Fraktion hat derzeit den höchsten Anteil von Abgeordneten mit Migrationshintergrund mit 20 Prozent, gefolgt von der Linken (18,8 Prozent) und der SPD (17,5 Prozent). Bei CDU und CSU ist der Anteil mit 6,3 Prozent deutlich niedriger, aber etwas höher als im Jahr 2021. Damals hatte nur 4,1 Prozent der Unionsabgeordneten einen Migrationshintergrund. Der geringste Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund ist diesmal in der AfD-Fraktion zu finden. Laut Recherchen liegt er dort bei 5,9 Prozent, nach 7,2 Prozent im alten Bundestag.
Misbah Khan, eine Abgeordnete der Grünen, äußerte ihre Enttäuschung darüber, dass der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund im Bundestag immer noch deutlich unter ihrem Anteil an der Bevölkerung liegt. Im Jahr 2023 hatten laut Mikrozensus etwa 29,7 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund; knapp die Hälfte davon waren deutsche Staatsbürger.
«Ich halte nichts von einer Migrantenquote, aber mehr Durchlässigkeit und eine andere Ansprache wären gut», sagt die Bundestagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz. In der Grünen-Fraktion des Bundestags von 2021 lag der Anteil mit 13,6 Prozent damals über dem Durchschnittswert. «Bei den Grünen habe ich nie das Gefühl gehabt, dass es ein Problem ist, einen Migrationshintergrund zu haben», sagt Khan, die Muslimin pakistanischer Herkunft ist. Bei Muslimen in der CDU habe sie dagegen den Eindruck, «das ist ein ganz anderer Kampf».
Verunsicherung durch Debatte über Entzug der Staatsangehörigkeit
Der Vorschlag aus der Union, Eingewanderten mit doppelter Staatsangehörigkeit, die straffällig werden, den deutschen Pass wegzunehmen, hat große Verunsicherung unter Menschen mit Einwanderungsgeschichte gesorgt, sagt Khan. Einige Eingebürgerte haben den Doppelpass auch nicht freiwillig, da einige Staaten ihre Bürger nicht aus der Staatsbürgerschaft entlassen.
20 Direktmandate errungen
Laut dem Mediendienst Integration haben 53 der 73 Abgeordneten im neuen Bundestag mit Migrationshintergrund über die Listenplätze ihrer Parteien Einzug gehalten. 20 Abgeordnete erhielten ein Mandat als Direktkandidaten.
Mehr als 1/3 der 73 Abgeordneten mit ausländischen Wurzeln haben Verbindungen zu EU-Ländern, 18 Abgeordnete kommen aus der Türkei. Acht Abgeordnete haben Beziehungen zu den ehemaligen Sowjetstaaten, darunter auch Spätaussiedler. Spätaussiedler sind Nachkommen von Deutschen aus der ehemaligen Sowjetunion und anderen osteuropäischen Ländern.