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Hamas soll heute weitere Geiseln freilassen

Die islamistische Hamas will diesmal Soldatinnen freilassen. Für sie sollen weitere palästinensische Häftlinge freikommen. Derweil drängen die USA auf eine Verlängerung der Waffenruhe im Libanon.

Bislang hält die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen. (Archivbild)
Foto: Abed Rahim Khatib/dpa

Im Rahmen des Waffenstillstands im Gazastreifen sollen heute vier weitere Geiseln im Austausch gegen palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Israel zufolge wird der geplante Abzug seiner Armee aus dem Südlibanon am nächsten Tag verzögert, da die libanesische Armee nicht schnell genug vorrückt, um die Rückkehr der Hisbollah-Miliz zu verhindern. Angesichts dessen hat sich die neue US-Regierung nun für eine Verlängerung des zunächst für 60 Tage vereinbarten Waffenstillstands zwischen Israel und der Hisbollah über die am Sonntag festgelegte Frist hinaus ausgesprochen. Die Miliz hatte zuvor vor einer Verzögerung des israelischen Abzugs gewarnt und dies als einen Bruch der Vereinbarung bezeichnet.

Derweil forderte Israel das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA erneut auf, seine Arbeit in Jerusalem zum Monatsende einzustellen. UNRWA sei «verpflichtet, seine Tätigkeit in Jerusalem einzustellen und alle Räumlichkeiten, in denen es in der Stadt tätig ist, bis spätestens 30. Januar 2025 zu räumen», forderte der israelische UN-Botschafter Danny Danon in einem Brief an UN-Generalsekretär António Guterres. Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur vor. Damit könnte es schwierig bis unmöglich für das Hilfswerk werden, die Zivilbevölkerung im verwüsteten Gaza oder im Westjordanland zu versorgen. 

UN-Hilfswerk muss Jerusalem verlassen

Israel beschuldigt das UN-Palästinenserhilfswerk, dass einige seiner Mitarbeiter an Terroraktivitäten der Hamas beteiligt waren. Israel plant, die humanitäre Hilfe für Gaza zukünftig über andere Organisationen zu leisten.

Die islamistische Hamas hat Israel in der Zwischenzeit eine Liste mit den Namen der heute freizulassenden Geiseln übermittelt, wie das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bestätigte. Es handelt sich um Soldatinnen, die seit mehr als 15 Monaten im Gazastreifen festgehalten werden. Im Austausch für die Geiseln sollen am selben Tag wahrscheinlich mehr als 100 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden.

Berichte: Freizulassende Geiseln sind Späherinnen

Laut Berichten der Medien handelt es sich bei den Soldatinnen, die heute freigelassen werden sollen, um Späherinnen. Zusammen mit drei weiteren Späherinnen wurden sie am 7. Oktober 2023 lebend von der Militärbasis Nachal Oz entführt, als Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen ihren Angriff in Israel begannen und ein Massaker verübten. Eine der entführten Soldatinnen wurde nach 23 Tagen gerettet, eine andere wurde in Gefangenschaft getötet.

Späherinnen an der Grenze zum Gazastreifen hatten Medienberichten zufolge vor dem Angriff der Hamas immer wieder vergeblich vor verdächtigen Vorgängen in dem Küstenstreifen gewarnt. Bei dem Überfall wurden rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln verschleppt. Dies war der Auslöser des Krieges im Gazastreifen, wo seither laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 47.100 Menschen getötet wurden.

Laut der Waffenruhe-Vereinbarung hätte eigentlich eine noch lebende Zivilistin vor den Soldatinnen zur Freilassung bestimmt werden müssen. Die Frau werde von einer Gruppe des mit der Hamas verbündeten Palästinensischen Islamischen Dschihad gefangen gehalten und habe von der Hamas bislang nicht übernommen werden können, hieß es in Medienberichten. Israels Ministerpräsident Netanjahu habe aber entschieden, wegen dieser eher geringfügigen Verletzung der Waffenruhe-Vereinbarung die heute geplante Geiselfreilassung nicht scheitern zu lassen, berichtete die «Times of Israel».

Rückkehr Vertriebener in den Norden Gazas soll anlaufen 

Vergangenes Wochenende hatte die Hamas die erste Geisel-Liste verspätet überreicht und damit den Beginn der sechswöchigen Waffenruhe am Sonntag um Stunden verzögert. Damals kamen drei verschleppte israelische Zivilistinnen frei. Im Austausch entließ Israel 90 Palästinenser aus der Haft. Die Hamas verpflichtete sich laut Medienberichten, Israel heute Informationen über den Zustand der restlichen Geiseln zu liefern. Im Zuge der ersten Phase des Waffenruhe-Abkommens sollen insgesamt 33 Geiseln freikommen. Laut der israelischen Nachrichenseite «ynet» dürften acht von ihnen nicht mehr leben.

Israel wiederum soll laut dem Abkommen ab heute vertriebenen Palästinensern erlauben, zu Fuß aus dem Süden des abgeriegelten Küstenstreifens in ihre Wohnorte im zerstörten Norden zurückzukehren. Zwei US-Sicherheitsfirmen sowie eine dem ägyptischen Geheimdienst angegliederte Sicherheitsfirma sollen laut dem «Wall Street Journal» die Rückkehrer dabei auf Waffen kontrollieren. Die Sicherheitsfirmen sollen dabei am Netzarim-Korridor kontrollieren, der den Gazastreifen südlich von Gaza-Stadt in zwei Hälften teilt. 

Wird die Waffenruhe im Libanon verlängert? 

Die USA haben erfolgreich vermittelt zwischen Israel und Hamas, mit Katar und Ägypten als Beteiligten. Sie überwachen auch die Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon, die Ende November vereinbart wurde. Israel sollte sich bis Sonntag zurückziehen, während die Hisbollah sich hinter den Litani-Fluss zurückziehen soll. Die libanesische Armee soll sicherstellen, dass die Miliz nicht zurückkehrt.

Der Libanon habe seinen Teil der Vereinbarung jedoch bisher nicht vollständig umgesetzt, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu mit. Das Abkommen sei so formuliert, dass eine Verlängerung für den Abzug der israelischen Armee möglich sei. Alle Parteien teilten das Ziel, sicherzustellen, dass die Hisbollah das libanesische Volk oder seine Nachbarn nicht weiter bedrohe, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats des Weißen Hauses der Deutschen Presse-Agentur. Daher sei eine kurze, vorübergehende Verlängerung der Waffenruhe «dringend erforderlich.» Das Weiße Haus arbeite mit den Partnern in der Region zusammen, um eine Verlängerung zu erreichen.

dpa