Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Hamas übergibt tote israelische Geiseln

Die Hamas hat vier Leichen übermittelt, bei denen es sich um aus Israel Verschleppte handeln soll. Darunter sollen zwei Kleinkinder sein. Gewissheit darüber wird es aber erst später geben.

Die Hamas im Gazastreifen übergibt sterbliche Überreste an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK)
Foto: Ilia Yefimovich/dpa

Die Hamas hat im Gazastreifen die sterblichen Überreste von vier Menschen an das Rote Kreuz übergeben. Die Zeremonie in Chan Junis war in einer Live-Übertragung im Fernsehen zu sehen. Israel plant nun, die Identität der Leichen zu überprüfen, bei denen es sich laut Hamas um tote Geiseln handeln soll.

Am Ort der Übergabe hatte die Hamas eine Bühne aufgebaut, wo zahlreiche jubelnde Zuschauer neben Dutzenden vermummten und maskierten Islamisten in Uniformen bei lauter Musik zusammenkamen.

Auf der Bühne wurden vier schwarze Särge aufgebahrt, im Hintergrund war der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu als Vampir abgebildet, mit den Bildern der getöteten Geiseln. «Der Kriegsverbrecher Netanjahu und seine Armee haben sie mit Raketen zionistischer Kampfjets getötet», stand daneben. Eine israelische Moderatorin sprach von einem «Theater des Terrors». 

Unter den Toten sollen zwei Kleinkinder sein

Laut Hamas und israelischen Medien sollen eine Mutter und zwei Kleinkinder unter den Toten sein. Alle drei besitzen auch die deutsche Staatsbürgerschaft.

Das Schicksal von Schiri, Ariel und Kfir Bibas ist nach wie vor unklar. Die Videoaufnahmen der verängstigten Mutter und ihrer beiden rothaarigen Söhne, die während der Entführung nach dem Massaker der Hamas-Terroristen im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober 2023 entstanden sind, wurden weltweit bekannt.

Laut israelischen Berichten könnte die forensische Untersuchung einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Dauer der Identifizierung hängt auch vom Zustand der Leichen ab, wie mehrere Medien unter Berufung auf Gesundheitsminister Uriel Busso am Mittwoch berichteten. Busso betonte, dass Israel auch die Todesursachen feststellen wolle.

Die Hamas hatte während des Krieges im Herbst 2023 angegeben, dass die drei bei israelischen Bombardements ums Leben gekommen seien. Es gibt jedoch bisher keine endgültige Bestätigung für ihren Tod aus israelischer Sicht. Offizielle Stellen äußerten jedoch große Besorgnis über das Schicksal der drei.

Der Vater der Kinder, Jarden Bibas, wurde kürzlich freigelassen. «Unglücklicherweise ist meine Familie nicht zu mir zurückgekehrt», teilte er nach seiner Rückkehr nach Israel mit. «Mein Licht ist immer noch dort (im Gazastreifen), und solange sie dort sind, ist hier alles düster.» 

Der Jüngste war bei seiner Entführung noch ein Baby. Er habe zum Zeitpunkt seiner Entführung noch nicht laufen und «Mama» sagen können, sagte der Cousin seiner Mutter kürzlich der Deutschen Presse-Agentur. Sein älterer Bruder habe damals noch an Superhelden geglaubt, so Jimmy Miller.

Vier weitere Leichen sollen kommende Woche übergeben werden

Die Hamas hatte am Dienstag angekündigt, die vier verstorbenen Geiseln an Israel übergeben zu wollen. Netanjahus Büro bestätigte die Vereinbarung mit der Islamistenorganisation. Im Gegenzug wird Israel Berichten zufolge alle Frauen und Minderjährigen freilassen, die seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 festgenommen wurden und die nicht am bewaffneten Kampf gegen Israel beteiligt gewesen sein sollen.

Der Krieg begann mit dem Angriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen starben und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen gebracht wurden. Seitdem wurden gemäß der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen fast 48.300 Menschen getötet, darunter auch viele Frauen und Minderjährige.

Die Hamas plant, in der kommenden Woche vier weitere Leichen zu übergeben. Darüber hinaus sollen am Samstag sechs weitere Geiseln im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Islamistenorganisation freigelassen werden.

Fortsetzung der Waffenruhe bleibt ungewiss

Seit dem Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Januar wurden von Islamisten im Gazastreifen bislang 19 Geiseln freigelassen. Darüber hinaus wurden fünf thailändische Geiseln, die in Israel entführt wurden, unabhhängig von der Vereinbarung freigelassen. Gemäß dem mehrstufigen Abkommen zwischen Israel und der Hamas sollen während einer ersten sechswöchigen Phase insgesamt 33 Geiseln, darunter acht Tote, im Austausch gegen 1.904 palästinensische Häftlinge freikommen.

Die erste Phase des Deals soll in eineinhalb Wochen enden. Berichten zufolge haben beide Kriegsparteien bislang – entgegen der Vereinbarung – noch keine ernsthaften Verhandlungen über die zweite Phase des Deals geführt. Sie soll zu einem endgültigen Ende des Krieges sowie zur Freilassung der noch verbliebenen Geiseln führen. Israelische Medien berichteten unter Berufung auf Außenminister Gideon Saar, dass die Gespräche noch «in dieser Woche» beginnen sollen.

dpa