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Israel weitet Offensive im Gazastreifen aus, Hamas feuert Raketen ab

Israelische Armee fängt Raketen ab, 85 Tote durch Angriffe, Preise steigen, Hamas reklamiert Angriff, Waffenruhe endet

Zerstörungen im Gazastreifen
Foto: Jehad Alshrafi/AP/dpa

Nach der Ausweitung der Offensive des israelischen Militärs im Gazastreifen feuert die islamistische Hamas erneut Raketen auf Israel ab. Laut der israelischen Armee wurde eine von drei Raketen, die aus dem Süden des Gazastreifens abgefeuert wurden, abgefangen. Die beiden anderen landeten auf offenem Gelände. In verschiedenen Gebieten im Zentrum Israels wurden zuvor Warnsirenen ausgelöst, einschließlich im Osten der Küstenmetropole Tel Aviv.

Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden infolge der israelischen Angriffe im Gazastreifen 85 Tote in Krankenhäuser gebracht. Über 130 weitere Menschen wurden seit den frühen Morgenstunden bei den Angriffen verletzt.

Angst und Flucht bestimmen das Leben der Menschen in Gaza

Nach zwei Monaten Waffenruhe leben die Bewohner des Gazastreifens derzeit wieder in der Furcht, Opfer von Gewalt zu werden oder geliebte Menschen zu verlieren. Viele Palästinenser sind gezwungen, erneut aus ihren Heimatorten zu fliehen. Die israelische Armee hat Evakuierungsaufforderungen für bestimmte Gebiete herausgegeben, zuletzt für eine Region im Osten von Chan Junis.

Laut einem Medienbericht sind die Preise für Lebensmittel wie Mehl und Öl im Gazastreifen stark gestiegen, seit Israel dort wieder Ziele angreift. „Ein Kilogramm Zucker kostet derzeit umgerechnet knapp neun Euro“, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa unter Berufung auf Anwohner.

Raketenalarm im Zentrum Israels

Die Kassam-Brigaden, der militärische Arm der Terrororganisation Hamas, beanspruchten den Raketenangriff auf Israel. Laut Medienberichten schlugen Raketenfragmente in der Stadt Rischon Lezion südlich von Tel Aviv ein.

In der Nacht gab es bereits einen Raketenangriff der Huthi-Miliz im Jemen. Deshalb heulten erstmals seit mehr als zwei Monaten die Warnsirenen im Großraum Tel Aviv und in Jerusalem wieder. Die israelische Armee teilte mit, dass eine Rakete aus dem Jemen abgefangen wurde, bevor sie israelisches Gebiet erreichen konnte.

Die Huthi-Miliz gibt als Grund für ihre Raketenangriffe an, dass sie Israel zwingen will, die Blockade des Gazastreifens aufzugeben. Israel verlangt von der Hamas, die restlichen entführten Geiseln freizulassen.

Hamas-Behörde: Mehr als 500 Tote in Gaza

Die Armee Israels gab bekannt, dass sie im Gazastreifen wichtige Islamisten getötet hat, darunter den Leiter einer Einheit der Hamas, die für die Vermögenswerte der Hamas im Gazastreifen und im Ausland sowie für die Unterdrückung des Widerstands gegen die Hamas verantwortlich sein soll.

Seit der Nacht zu Dienstag greift Israels Armee erneut mit massiven Luftangriffen Ziele der islamistischen Hamas und des mit ihr verbündeten Islamisten vom Palästinensischen Islamischen Dschihad an. Laut Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bisher mehr als 500 Menschen getötet. Mit den Luftangriffen Israels endete de facto eine seit dem 19. Januar geltende Waffenruhe.

Gegenseitige Schuldzuweisungen für Ende der Waffenruhe

Israel beschuldigt die Hamas, Vermittlungsvorschläge für eine Verlängerung der Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln abgelehnt zu haben, während die Palästinenserorganisation Israels Regierung beschuldigt, die Waffenruhe einseitig aufgekündigt zu haben.

Israels schränkt Bewegung der Gaza-Bewohner ein

Israel will auch mit einer erneuten Bodenoffensive im Gazastreifen den Druck auf die islamistische Hamas erhöhen. Während ihrer jüngsten «gezielten Bodenangriffe» hat die israelische Armee nach eigenen Angaben auch ihre Kontrolle im sogenannten Netzarim-Korridor ausgeweitet, der den Küstenstreifen in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt. 

Die Hamas sprach von einem «schweren Verstoß gegen das Waffenruhe-Abkommen». Im Februar hatte Israels Armee sich als Teil der Vereinbarung aus dem Korridor zurückgezogen – mit Ausnahme eines ein Kilometer breiten Gebiets unmittelbar an der Grenze zu Israel. 

Menschen können derzeit nur noch eine Küstenstraße nutzen, wenn sie vom Norden in den Süden oder vom Süden in den Norden reisen möchten. Eine andere wichtige Straße ist derzeit von der Armee gesperrt.

Vermittlungsbemühungen in Kairo 

Die Vereinigten Staaten, Katar und Ägypten hatten eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgehandelt, die seit Januar und zunächst für sechs Wochen galt. Bisher konnten sich die beiden Seiten nicht auf die Bedingungen für eine Verlängerung einigen. Israel hatte mit einer Wiederaufnahme des Krieges gedroht, sollte die Hamas keine weiteren Geiseln freilassen.

Eine israelische Delegation sei am Mittwoch zu Verhandlungsgesprächen in der Hauptstadt Kairo Ägyptens gewesen, berichteten gut informierte Kreise am Flughafen. Es war unklar, ob derzeit auch ein Team der Hamas vor Ort sei.

dpa