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Heute sollen drei weitere Gaza-Geiseln freikommen

Nach fast 16 Monaten Geiselhaft sollen heute drei Männer freikommen. Darunter ist der Vater zweier Kinder, die zusammen mit ihrer Mutter ebenfalls entführt wurden. Die Welt bangt um ihr Schicksal.

Während Jarden Bibas heute freikommen soll, ist das Schicksal seiner Frau und Kinder ungewiss. (Archivbild)
Foto: Uncredited/Hostages Family Forum/AP/dpa

Im Gazastreifen sollen heute drei weitere israelische Geiseln von der islamistischen Hamas freigelassen werden. Laut israelischen Angaben handelt es sich um die drei Männer Keith Siegel (65), Ofer Kalderon (54) und Jarden Bibas (35). Israel wird voraussichtlich 90 palästinensische Häftlinge freilassen. Zudem wird berichtet, dass der wichtige Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und Gaza wieder geöffnet werden soll. Er ist wieder funktionsfähig und wird von Beamten der Palästinensischen Autonomiebehörde betrieben, die von EU-Grenzschützern unterstützt werden. Dies wurde von Diplomaten in Brüssel gegenüber der dpa bestätigt.

Bibas, seine Frau Schiri und ihre beiden Söhne Kfir, der damals noch ein Baby war, und der damals 4-jährige Ariel wurden am 7. Oktober 2023 während des Terrorüberfalls der Hamas und anderer extremistischer Gruppen in Israel entführt. Jarden wurde dabei verletzt und laut Medienberichten von seiner Frau und den Kindern getrennt in den abgeriegelten Gazastreifen gebracht. Während Jarden Bibas nach fast 16 Monaten freigelassen werden soll, ist das Schicksal seiner Frau und Kinder, die auch einen deutschen Pass haben, ungewiss.

Sorge um das Schicksal der Bibas-Familie  

Die Hamas hatte schon lange behauptet, dass die drei bei israelischen Angriffen ums Leben gekommen seien. Israel hat ihren Tod jedoch nicht bestätigt. Die Sorge um sie hat sich in den letzten Tagen verstärkt. Gemäß dem Waffenstillstandsabkommen sollten Frauen und Kinder zuerst freigelassen werden. Bisher wurden neun Frauen, darunter Soldatinnen, und sechs Männer freigelassen. Darunter fünf Thailänder.

Bibas, der neben der israelischen auch die argentinische Staatsbürgerschaft hat, sowie die beiden anderen freizulassenden Männer sollen zunächst an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz übergeben werden. Anschließend bringt die israelische Armee sie in ein Krankenhaus. Keith Siegel hat auch die US-Staatsbürgerschaft, Ofer Kalderon auch die französische.

Es ist der vierte Austausch von Geiseln gegen palästinensische Strafgefangene seit dem Inkrafttreten einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen am 19. Januar. Gemäß der Vereinbarung sollen in einer ersten Phase innerhalb von sechs Wochen 33 Geiseln im Austausch für 1.904 palästinensische Häftlinge freigelassen werden.

Geht der Krieg weiter?

Während der letzten Geiselübergabe in Chan Junis im Süden Gazas wurden am Donnerstag in einer Live-Fernsehübertragung beunruhigende Szenen beobachtet, als die Deutsch-Israelis Arbel Yehud (29) und Gadi Moses (80) durch eine dicht gedrängte und laut schreiende Menschenmenge gehen mussten. Vermummte und bewaffnete Islamisten begleiteten und schützten sie in dem Gedränge.

Die Bilder der stark bewaffneten Kämpfer der Hamas und des Islamischen Dschihad sind für Israel inakzeptabel. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu steht unter Druck von rechtsextremen Koalitionspartnern, den Krieg fortzusetzen. Israel und die Hamas haben vereinbart, dass am 16. Tag der Waffenruhe, also am kommenden Montag, Verhandlungen über ein dauerhaftes Ende des Krieges und die Freilassung aller noch lebenden Geiseln beginnen sollen. Es wird jedoch befürchtet, dass diese zweite Phase des Abkommens möglicherweise nicht umgesetzt wird.

Weißes Haus bestätigt Netanjahu-Besuch am Dienstag

Dies könnte jedoch das Schicksal der israelischen Geiseln – darunter viele junge Männer – besiegeln, die noch im Gazastreifen festgehalten werden und die erst in der zweiten Phase freikommen sollen. Laut israelischen Angaben werden derzeit noch 82 Geiseln in dem Küstengebiet festgehalten. Nächste Woche plant Israels Regierungschef Netanjahu nach Washington zu reisen. Dort wird ihn US-Präsident Donald Trump am Dienstag im Weißen Haus empfangen, wie die Sprecherin der US-Regierungszentrale, Karoline Leavitt, in Washington bestätigte. Trump ist als enger Verbündeter Netanjahus bekannt.

In diesem Wochenende sollen erstmals seit neun Monaten schwer kranke Patienten aus dem Gazastreifen wieder über den Grenzübergang Rafah evakuiert werden, sagte Rik Peeperkorn, der Repräsentant der Weltgesundheitsbehörde WHO für die besetzten palästinensischen Gebiete. Etwa 50 Patienten sollen in Krankenhäuser außerhalb verlegt werden, da sie im Gazastreifen nicht angemessen behandelt werden können. Dies sei jedoch bei weitem nicht ausreichend, da insgesamt 12.000 bis 14.000 Personen dringend medizinische Hilfe außerhalb des Gazastreifens benötigen, darunter mindestens 2.500 Kinder. Es handelt sich um Menschen mit lebensbedrohlichen Krankheiten oder Kriegsverletzungen.

Grenzübergang Rafah soll wieder öffnen

Der Grenzübergang Rafah ist der einzige Zugang zum Gazastreifen, der nicht über israelisches Gebiet führt. Er wurde geschlossen, nachdem die israelische Armee im vergangenen Mai die Kontrolle auf palästinensischer Seite übernommen hatte. Die Wiedereröffnung soll die Einfuhr von mehr humanitärer Hilfe für die Palästinenser in Gaza ermöglichen. In dem durch Krieg verwüsteten Küstengebiet leben über zwei Millionen Menschen.

Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen hatten am 7. Oktober 2023 bei ihrem Angriff auf Israel etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln nach Gaza gebracht. Dieser Angriff war der Beginn des Krieges in dem abgeriegelten Küstengebiet, wo seitdem nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 47.400 Menschen getötet wurden. Es wird nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern unterschieden.

dpa