Die Weltgemeinschaft muss mehr tun, um 733 Millionen Hungernde zu unterstützen. Frauen sind besonders betroffen und leiden unter den Folgen des Klimawandels.
Globaler Kampf gegen den Hunger kommt kaum voran
Laut einer Untersuchung der Welthungerhilfe gibt es weltweit immer noch 733 Millionen Menschen, die vom Hunger betroffen sind. Bei der Präsentation ihres neuen Welthunger-Index (WHI) in Berlin wurde festgestellt, dass der Kampf gegen den Hunger nur geringe Fortschritte macht. Die Regionen mit den höchsten Hungerraten sind nach wie vor Afrika südlich der Sahara und Südasien.
«Es ist inakzeptabel, dass die Weltgemeinschaft ihrer Verpflichtung, den Hunger zu beenden, nicht ausreichend nachkommt», teilte Marlehn Thieme, Präsidentin der Welthungerhilfe, mit. «Wir wissen, dass die globalen Krisen unmittelbare Auswirkungen mit schwerwiegenden Folgen für die Ernährungslage der Familien haben und ihre Fähigkeiten erschöpfen, immer neue Schocks zu bewältigen.»
Die Werte des Welthunger-Index werden auf der Grundlage einer Formel aus vier Indikatoren berechnet: Unterernährung, Wachstumsverzögerung bei Kindern, Auszehrung bei Kindern und Kindersterblichkeit. Zusammen soll dies den «multidimensionalen Charakter von Hunger erfassen»
Frauen und Mädchen besonders betroffen
Der Schwerpunkt des diesjährigen Berichts liegt auf dem Zusammenhang zwischen fehlender Geschlechtergerechtigkeit, Ernährungsunsicherheit und den Auswirkungen des Klimawandels. Frauen und Mädchen sind am meisten von Hunger betroffen und leiden übermäßig unter den Folgen des Klimawandels.
«Geschlechtergerechtigkeit ist ein wichtiger Hebel, um den Hunger nachhaltig zu beseitigen. Regierungen müssen in Gesundheit, Bildung und ländliche Entwicklung investieren, um die bestehenden Ungleichheiten zu beseitigen und Frauen besseren Zugang zu Ressourcen und Entscheidungen zu ermöglichen», forderte Mathias Mogge, Vorstandsvorsitzender der Welthungerhilfe.
Der Report analysiert die Ernährungssituation in 136 Ländern. Laut der Organisation überlappen und verstärken sich Krisen wie bewaffnete Konflikte, die Auswirkungen des Klimawandels und hohe Verschuldung gegenseitig. Die Indexwerte für 2024 und vorläufige Einstufungen zeigen, dass der Hunger in sechs Ländern als sehr ernst eingestuft wird: Burundi, Jemen, Madagaskar, Somalia, Südsudan und Tschad. In weiteren 36 Ländern wird der Hunger als ernst eingestuft.
In einigen Staaten nimmt der Hunger wieder zu
Die Situation verschlechtert sich in vielen Ländern erneut. In 22 Ländern mit moderaten, ernsten oder sehr ernsten Indexwerten für 2024 hat der Hunger seit 2016 sogar zugenommen. In weiteren 20 Ländern stagnieren die Fortschritte weitgehend – ihre Werte für 2024 sind im Vergleich zu 2016 um weniger als 5 Prozent gesunken.
Trotz der Krisen gibt es auch Hoffnung: Bangladesch, Mosambik, Nepal, Somalia und Togo haben ihre Werte deutlich verbessert, obwohl der Hunger dort weiterhin ein Problem darstellt. Im Gegensatz dazu gehören Afghanistan und Syrien zu den 20 Ländern mit den schlechtesten Werten.
«Das Ziel, den Hunger bis 2030 zu beseitigen, scheint unerreichbar. Bei gleichbleibendem Tempo seit 2016 wird der globale WHI-Wert nicht einmal bis im Jahr 2160 – also in mehr als 130 Jahren – ein niedriges Niveau erreichen», stellen die Autoren insgesamt betrachtend fest.
Der Klimawandel «verschärft Genderungleichheiten»
«Trotz jahrzehntelanger Rhetorik über die Notwendigkeit, Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern zu gewährleisten, besteht nach wie vor eine große Genderungleichheit. Frauen sind unter den unterernährten Menschen am stärksten von Ernährungsunsicherheit betroffen, mit geschlechtsspezifischen Unterschieden von bis zu 19 Prozentpunkten in einigen Ländern», heißt es zu den Zahlen.
Aus den jährlichen Untersuchungen werden auch Handlungsempfehlungen abgeleitet. Es ist wichtig, dass Klima- und Ernährungspolitik die Repräsentation und Führungsrolle von Frauen und marginalisierten Gruppen sicherstellen. Ihr Fachwissen in Bezug auf die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen sollte berücksichtigt werden.
Es wird empfohlen, dass Regierungen öffentliche Mittel umverteilen, um strukturelle Ungleichheiten zu bekämpfen und den Zugang für beide Geschlechter gerecht zu gestalten. Gleichzeitig sollten Maßnahmen zur Bewältigung von Krisen nicht auf Kosten wirksamer langfristiger Investitionen erfolgen – dies ist auch ein Aufruf an Geberländer, die die Hilfsprogramme finanzieren.