Seit Monaten sind die Gespräche festgefahren. Nach dem Tod von Hamas-Chef Sinwar könnten die Verhandlungen über ein Ende der Kämpfe und die Freilassung der Geiseln jetzt wieder Fahrt aufnehmen.
Hoffen auf neue Bewegung im Dialog über Waffenruhe in Gaza
Nach der Tötung von Hamas-Chef Jihia al-Sinwar im Gazastreifen hoffen Unterhändler in der Region auf einen Impuls für die Verhandlungen über eine Waffenruhe. Der Chef des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad, David Barnea, reist am Sonntag in den Golfstaat Katar, um Gespräche über eine Freilassung von Geiseln in der Gewalt der Hamas zu führen. Bei dem Treffen mit CIA-Chef William Burns sowie Katars Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani solle es um Möglichkeiten gehen, die Verhandlungen «vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen» wieder in Gang zu bringen, teilte das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu mit.
Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete unterdessen, dass hochrangige Delegationen der Hamas und Ägyptens zu Gesprächen in Kairo zusammen gekommen seien. Dabei sei die aktuelle Lage in Gaza besprochen worden und wie sich aktuelle Hindernisse zu einer Waffenruhe in dem abgeriegelten Küstengebieten überwinden ließen. In dem kommenden Tagen werden sich nach Angaben von US-Außenminister Antony Blinken auch die Verhandler zwischen Israel und der Hamas – also die USA, Katar und Ägypten – erneut treffen. Der Tod Sinwars «erzeugt vielleicht eine Gelegenheit, um tatsächlich voranzukommen und eine Einigung zu beschließen», sagte Blinken.
In den letzten Monaten gab es keine Fortschritte bei den Gesprächen. Israel hatte gehofft, dass sich dies nach der Tötung von Sinwar ändern könnte. Die Hamas besteht jedoch vorerst auf ihren bisherigen Positionen, einschließlich der Forderung nach einem vollständigen Abzug israelischer Truppen aus dem Gazastreifen und einem Ende des Krieges.
Berichte über zahlreiche Opfer bei neuem Angriff im Norden Gazas
Laut palästinensischen Angaben gab es bei israelischen Angriffen im Norden des Gazastreifens erneut zahlreiche Opfer. Im Flüchtlingsviertel Dschabalija wurden bei Bombardements von Häusern viele Menschen getötet und verletzt, wie der örtliche Zivilschutz berichtete. Es war schwierig, genauere Informationen zu erhalten, da der Zugang zu dem abgeriegelten Gebiet extrem eingeschränkt ist. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte, dass dem Militär bisher keine Kenntnisse über einen solchen Vorfall vorlägen. Die Opferzahlen, die von Quellen genannt wurden, die der Hamas nahestehen, seien falsch und entsprächen nicht den Informationen des Militärs.
Libanon meldet weitere Opfer nach israelischen Angriffen
Laut Behördenangaben gab es auch im Libanon bei israelischen Angriffen erneut zahlreiche Opfer. Im Nordosten des Landes wurden mindestens zwölf Menschen getötet und 53 verletzt, wie das libanesische Gesundheitsministerium berichtete. Unter den Todesopfern waren auch drei Minderjährige. Bei einem weiteren Angriff auf Madschdel Sun im Süden des Landes nahe der israelischen Grenze wurden zwei Menschen getötet und fünf weitere verletzt. Zwei weitere Personen kamen bei einem Angriff auf ein Auto in Kahale östlich von Beirut ums Leben, wobei auch zwei weitere verletzt wurden.
Fünf israelische Soldaten bei Kämpfen im Libanon getötet
Gemäß Militärangaben wurden im Süden des Libanons fünf israelische Soldaten getötet. “Vier Reservisten im Alter von 22 bis 42 Jahren wurden bei einem Vorfall getötet”, teilte die israelische Armee mit. Berichten zufolge drangen die vier Männer am Mittwoch in ein südlibanesisches Dorf ein und wurden dort von Hisbollah-Kämpfern überrascht. Die proiranischen Kämpfer kamen aus einem Schacht und warfen Handgranaten auf die Truppen. Ein weiterer Vorfall führte zum Tod des 23-jährigen Kommandeurs einer Hunde-Einheit.
Israels Generalstabschef: Befehlskette der Hisbollah zerschlagen
Mehr als drei Wochen nach Beginn der Bodenoffensive im Libanon haben die israelischen Streitkräfte die Schiiten-Miliz Hisbollah nach eigener Einschätzung bereits empfindlich geschwächt. «Wir haben die Befehlskette der Hisbollah gründlich zerschlagen», sagte Generalstabschef Herzi Halevi nach Militärangaben bei einer Lagebesprechung. Nun bestehe die Möglichkeit, dass die Kampfhandlungen beendet werden könnten.
Medien: Iran bereitet sich auf israelischen Vergeltungsschlag vor
Angesichts eines geplanten israelischen Vergeltungsschlags arbeitet das iranische Militär einem Medienbericht zufolge bereits mehrere mögliche Antwortszenarien aus. Sollten die israelischen Streitkräfte den Iran massiv angreifen und beispielsweise auch die Öl- und Nuklearanlagen des Landes ins Visier nehmen, werde die Reaktion heftig ausfallen, berichtete die US-Zeitung «The New York Times» unter Berufung auf vier iranische Beamte, darunter zwei Mitglieder der Revolutionsgarden. In einem solchen Fall könnte der Iran bis zu 1.000 ballistische Raketen auf Israel abfeuern, die Angriffe verbündeter Milizen in der Region ausweiten und den Schiffsverkehr im Persischen Golf und der Straße von Hormus stören. Sollte Israel allerdings nur begrenzte Angriffe auf wenige Militäreinrichtungen und Waffenlager fliegen, würde der Iran möglicherweise auf eine Reaktion verzichten.