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USA greift iranische Atom-Anlagen an

Die USA griffen in der Nacht zu Sonntag drei Anlagen an, darunter die Uran-Anreicherungsanlage in Fordo. Israels Militär hatte bislang keinen Großangriff unternommen.

In der Nacht zu Sonntag haben die USA drei Atomanlagen im Iran angegriffen. (Archivbild)
Foto: Planet Labs PBC/Planet Labs PBC/AP/dpa

Seit Beginn des Krieges hat Israel mehrere wichtige Einrichtungen des iranischen Atomprogramms angegriffen. Nun haben auch die USA eingegriffen und in der Nacht zum Sonntag drei Anlagen attackiert – darunter die unterirdische Urananreicherungsanlage in Fordo. Zusätzlich wurden auch die Standorte Natans und Isfahan angegriffen. Ein Überblick über die iranischen Anlagen:

Fordo

Nach israelischen Angaben ist die gut geschützte Anlage in der Nähe der Stadt Ghom das zentrale Ziel, wenn es darum geht, das Land an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. «Am Ende dieser ganzen Operation muss Fordo ausgeschaltet sein», sagte Israels Botschafter in Washington, Yechiel Leiter, dem Sender Fox News.

Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde befinden sich in Fordo Hunderte von Zentrifugen, die Uran mit einem Reinheitsgrad von bis zu 60 Prozent produzieren, das nahezu waffentauglich ist. Teheran betont, dass es keine Atomwaffen anstrebt und beruft sich dabei auf ein religiöses Verbot von Massenvernichtungswaffen. Der Iran ist jedoch das einzige Land ohne Atomwaffen, das solches Material herstellt. Laut der IAEA verfügte der Iran zuletzt über rund 409 Kilogramm davon.

Die Anreicherungsanlage befindet sich tief im Inneren eines Berges und kann laut Experten nur mit den größten sogenannten Bunkerbrecher-Bomben zerstört werden. Nur die USA besitzen eine solche Waffe unter den westlichen Staaten: die GBU-57. Diese 13,6 Tonnen schwere Bombe dringt allein mit der Kraft ihres Gewichts vor und wurde speziell für tief unter der Erde, Felsen oder Beton verborgene Ziele entwickelt. Israel hat weder diese schweren Bomben noch die erforderlichen großen Militärflugzeuge für den Abwurf.

In der Nacht zu Sonntag griffen die USA laut US-Präsident Donald Trump die Anlage nun «sehr erfolgreich» an – Israels Militär hatte bislang keinen Großangriff auf die Anlage unternommen. 

Anreicherungsanlage Natans

Die Anreicherungsanlage des Iran in Natans wurde laut IAEA bereits weitgehend zerstört. Auch dort wurde bis zu 60 Prozent Uran hergestellt. Zunächst wurde berichtet, dass der oberirdische Teil des Standortes vom Militär Israels getroffen wurde. Mittlerweile deuten Satellitenbilder darauf hin, dass auch der unterirdische Bereich von Natans Treffer erlitt, wie die IAEA am X mitteilte.

Die IAEA berichtete am Freitag von akuter Gefahr von Strahlung und chemischen Substanzen in der Anlage. Zwar liege die Strahlung im Außenbereich des Gebäudekomplexes im normalen Bereich, sagte IAEA-Chef Rafael Grossi vor dem UN-Sicherheitsrat in New York. «Innerhalb der Anlage Natans kommt es jedoch sowohl zu radiologischer als auch zu chemischer Kontamination.»

Isfahan: Zentrum der Atomindustrie und Kulturmetropole 

Israel hat bereits mehrere Einrichtungen der Atomindustrie in der Millionenstadt Isfahan angegriffen, darunter ein Chemielabor, eine Uranerz-Aufbereitungsanlage und eine Fabrik zur Herstellung von Reaktorbrennstoff. Auch eine im Bau befindliche Anlage zur Produktion von Uranmetall wurde getroffen. Uranmetall wird nicht nur als Brennstoff in bestimmten Reaktortypen verwendet, sondern kann auch für Atomwaffen genutzt werden. Am Samstag hat Israel außerdem eine Fabrik zur Herstellung von Uran-Zentrifugen bombardiert.

Isfahan wird aufgrund ihrer historischen Architektur als wichtiges Symbol für die persisch-islamische Geschichte angesehen. Die prächtigen Moscheen, historischen Brücken und Paläste prägen das Stadtbild der Wüstenmetropole. Isfahan ist jedoch auch bekannt als Zentrum der iranischen Nuklear- und Rüstungsindustrie, mit Tausenden von Beschäftigten in diesem Sektor.

Reaktor Chondab

Am Donnerstag griff die israelische Luftwaffe den Schwerwasserreaktor nahe der westiranischen Stadt Arak an. Im Wiener Atomabkommen von 2015 hatte sich der Iran verpflichtet, die Anlage nicht wie ursprünglich geplant in Betrieb zu nehmen. Der Reaktorkern wurde durch Betonverfüllung unbrauchbar gemacht. Nach dem Angriff bestätigte die IAEA, dass die Anlage inaktiv war und kein spaltbares Material enthielt. Zudem sei laut IAEA kein radioaktives Material freigesetzt worden; eine Strahlengefahr bestehe nicht.

Atomkraftwerk Buschehr

Das Kernkraftwerk in der Hafenstadt Buschehr im Iran wurde bisher nicht angegriffen. Es gab jedoch Berichte über einen Angriff auf eine Luftwaffenbasis in der Großstadt.

Wissenschaftler der Atomforschung 

Seit Beginn des Krieges wurden in Israel mehr als zwölf führende Professoren und Wissenschaftler der Nuklearforschung getötet. Sie starben bei Angriffen auf ihre Wohnungen in stark bevölkerten Stadtvierteln. Das humanitäre Völkerrecht, insbesondere die Genfer Konventionen und ihre Zusatzprotokolle, schützen ausdrücklich Zivilpersonen. Wissenschaftler werden im Allgemeinen als Zivilisten betrachtet. Ihre Tötung kann als Kriegsverbrechen angesehen werden.

dpa