Der Anteil der Schulabgänger ohne Abschluss stieg auf 7,8 Prozent. Bildungsministerin gefordert zu handeln.
Anstieg von Schulabbrechern: Höchster Stand seit zehn Jahren

Die Anzahl der jungen Menschen, die ohne Abschluss die Schule beenden, ist laut Daten des Statistischen Bundesamtes weiter gestiegen. Im Schuljahr 2023/2024 waren etwa 62.000 Schülerinnen und Schüler betroffen, der höchste Stand der letzten zehn Jahre. Im Vorjahr waren es knapp 56.000. Die Zahlen wurden vom Bündnis Sahra Wagenknecht abgefragt und sind auch in den Datenbanken der Statistikbehörde verfügbar.
Abbrecherquote steigt von 5,5 auf 7,8 Prozent
Die Anzahl der Abbrecher und Abgänger ohne Abschluss ist nicht nur absolut gestiegen, sondern auch ihr Anteil an der Gesamtzahl der Absolventen. Im Schuljahr 2013/2014 verließen noch 5,5 Prozent der Schulabgänger die Schule ohne mindestens einen Hauptschulabschluss, während es zehn Jahre später 7,8 Prozent waren.
Beim Betrachten eines längeren Zeitraums wird ersichtlich, dass es sich um ein anhaltendes Problem handelt: Im Jahr 2006 lag der Anteil der Jugendlichen ohne Abschluss bereits bei 8 Prozent (über 75.000 Betroffene), wie aus dem letzten Nationalen Bildungsbericht hervorgeht, der 2024 veröffentlicht wurde. Die Quote sank dann bis 2013 und steigt seitdem – mit Ausnahme der Corona-Jahre – wieder an.
«Jedes Jahr ein Fußballstadion mit Schülern ohne Abschluss»
BSW-Chefin Sahra Wagenknecht sagte der Deutschen Presse-Agentur, «jedes Jahr ein großes Fußballstadion mit Schülern ohne Schulabschluss», das sei ein Armutszeugnis für das Bildungssystem und hausgemachter Fachkräftemangel, wenn solche Potenziale verschenkt würden. «Die Bildungsministerin muss handeln und die Länderkollegen zu einem Bildungsgipfel im Kanzleramt einladen.»
Lehrerverband sieht fehlende Motivation als Ursache
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, sieht mehrere Gründe für die Situation. Manche Schüler kämen mit der deutschen Sprache nicht zurecht und seien deswegen vielleicht auch demotiviert, manche fühlten sich auch dem Land nicht zugehörig, manchen fehle eine Identifikation mit den gesellschaftlichen Werten. «Und dann gibt es diejenigen, die nicht die nötige Motivation haben, weil unsere Gesellschaft ihnen ja auch andere Optionen bietet.» Düll nannte soziale Unterstützung oder auch die Möglichkeit, als unqualifizierte Kraft Geld zu verdienen.
Bildungsforscher sieht Gesellschaft in der Pflicht
Kai Maaz, Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation, betont, dass die Verantwortung nicht auf die Kinder und Jugendlichen abgewälzt werden sollte. Er sieht die Gesellschaft und das Bildungssystem in der Pflicht, wie er der dpa mitteilte.
Lernen baue auf Gelerntem auf und junge Menschen brächten oftmals nicht hinreichend Basiskompetenzen mit, die sich dann später auch nicht mehr kurzfristig erwerben ließen. «Wir müssen einfach besser werden, Kinder schon früh, noch vor der Schule zu fördern.»
Es gebe auch viele junge Menschen, zum Beispiel aus geflüchteten Familien, die erst später in das Schulsystem eingetreten seien und nicht die Gelegenheit gehabt hätten, von diesem System zu profitieren. Für sie seien spezifische Angebote erforderlich.