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Trump kündigt Waffenruhe an – Vorerst weitere Angriffe

Im Krieg zwischen Israel und dem Iran deutet sich eine Waffenruhe an. Kurz vor dem angekündigten Inkrafttreten feuert der Iran mehrere Raketensalven auf den Erzfeind. Ein letzter Akt der Eskalation?

Irans Außenminister Araghtschi reagiert auf Trumps Ankündigung einer Waffenruhe.
Foto: Alexander Kazakov/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Im Konflikt zwischen Israel und dem Iran zeichnet sich eine Einstellung der Kämpfe ab. US-Präsident Donald Trump kündigte überraschend in der Nacht eine Waffenruhe zwischen den Erzfeinden an. Diese sollte heute früh beginnen. Der Iran feuerte noch in den Morgenstunden weitere Raketen auf Israel ab, bestätigte jedoch zuvor indirekt seine Zustimmung zu einer Feuerpause. Zunächst würde der Iran für zwölf Stunden die Waffen ruhen lassen, dann Israel für zwölf Stunden. Danach würde der Krieg als beendet gelten, erklärte Trump. Das wäre demnach Mittwochmorgen (MESZ).

Trumps Ankündigung auf seiner Plattform Truth Social erfolgte wenige Stunden, nachdem der Iran als Vergeltung für die US-Bombardierung der iranischen Atomanlagen Raketen auf einen US-Luftwaffenstützpunkt in Katar abgefeuert hatte. Dabei kam niemand zu Schaden. Irans Raketen wurden von der Luftabwehr abgeschossen. Trump zufolge hatten die Iraner die USA vor dem Angriff auch gewarnt – es schien sich also von vorneherein eher um einen symbolischen Akt der Vergeltung zu handeln. Weitere Schläge gegen US-Basen dürften kaum zu erwarten sein.

Iran bestätigt indirekt Waffenruhe

Irans Außenminister Abbas Araghtschi schrieb in der Nacht auf X, sein Land werde Gegenangriffe einstellen, sofern Israel seine «illegale Aggression» spätestens um 0400 Uhr morgens Teheraner Zeit (0230 MESZ) einstellt. Danach ergänzte er, die iranischen Militäroperationen hätten «bis zur letzten Minute, um 4 Uhr» angedauert. Für Unklarheit sorgte, warum die mächtigen Revolutionsgarden am Morgen dann doch noch Salven von Raketen auf Israel abfeuerten. Bei einem Einschlag in Beerscheba wurden örtlichen Berichten zufolge mindestens drei Menschen getötet, mehrere weitere verletzt. 

Irans staatlicher Rundfunk bestätigte unterdessen die Feuerpause. Sie sei dem Feind «aufgezwungen» worden, hieß es im Live-Programm des staatlichen Fernsehens. Von Israel gab es zunächst keine Bestätigung für die Waffenruhe. Das israelische Militär hatte in der Nacht die Bewohner im Zentrum der Hauptstadt und Millionenmetropole in einem Bereich mehrerer Häuserblocks zur Flucht aufgerufen. Die Armee warnte in persischer Sprache auf der Plattform X vor bevorstehenden Luftangriffen und veröffentlichte dazu entsprechende Karten. Der Aufruf dürfte angesichts einer nahezu vollständigen Internetsperre und der Uhrzeit nur wenige Menschen erreicht haben.

Aus Irans Hauptstadt Teheran waren in der Nacht Explosionen gemeldet worden. Kurz vor den Evakuierungsaufrufen hatte Trump gegen 18.00 Uhr Ortszeit Washington (Mitternacht MESZ) angekündigt, dass in etwa sechs Stunden eine «komplette und absolute» Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran in gestaffelter Form in Kraft treten werde. Zunächst werde der Iran für zwölf Stunden eine Waffenruhe einhalten, dann auch Israel für zwölf Stunden. Damit solle der dann seit zwölf Tagen währende Krieg beendet werden, schrieb er.

Trump spricht vom Ende des «Zwölftagekriegs» 

Übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge kam die Vereinbarung der Waffenruhe auch dank der Vermittlung des Emirats Katar zustande. Katar unterhält sowohl zum Iran als auch zu den USA gute Beziehungen. Unter der Annahme, dass der Ablauf so funktionieren werde, wolle er Israel und dem Iran bereits jetzt gratulieren, dass sie den Mut und die Weisheit hätten, den Krieg zu beenden. Dieser werde künftig als «Zwölftagekrieg» bekannt sein, schrieb er.

«Das ist ein Krieg, der noch Jahre hätte andauern können, und der den ganzen Nahen Osten hätte zerstören können, aber so kam es nicht – und wird es nicht kommen», schrieb Trump auf Truth Social weiter. Die von Trump vorgeschlagene Bezeichnung «Zwölftagekrieg» scheint sich an den «Sechstagekrieg» von 1967 zwischen Israel, Ägypten, Jordanien und Syrien anzulehnen.

Waffenruhe wäre ein Erfolg für Trump 

Sollte die Waffenruhe, wie von Trump beschrieben, funktionieren, wäre dies auch ein großer Erfolg für den US-Präsidenten. Trump strebte danach, zu verhindern, dass der Iran Atomwaffen entwickelt. Zunächst setzte er auf Verhandlungen mit Teheran. Im Falle eines Scheiterns drohte er mehrmals mit Angriffen auf den Iran, jedoch war klar, dass Trump eigentlich keinen Krieg wollte. Der Republikaner wollte die USA nicht erneut in einen Konflikt im Nahen Osten verwickeln und sich lieber auf seine innenpolitische und wirtschaftliche Agenda konzentrieren.

Es scheint, dass er nun erfolgreich war – wenn auch wahrscheinlich mit Israels Zustimmung: Während die USA noch auf Verhandlungen mit Teheran setzten, entschied Israels Premierminister Benjamin Netanjahu, den Iran anzugreifen. Die USA beteiligten sich zunächst nicht an dem Konflikt, griffen dann aber am Wochenende auf Trumps Befehl mit gezielten Angriffen gegen drei Atomanlagen ein, darunter zwei unterirdische Ziele in Natans und Fordo. Trump behauptet, dass die für Irans Atomprogramm wichtigen Anlagen vollständig zerstört wurden. Experten zufolge ist das genaue Ausmaß der Schäden derzeit noch nicht feststellbar.

Israels Angriffe auf das iranische Atomprogramm

Israel begann den Krieg gegen seinen Erzfeind Iran vor etwa zehn Tagen und führt seitdem massive Luftangriffe gegen Ziele im gesamten Land durch. Israels erklärtes Ziel war es, Teherans Atomprogramm zu stoppen und die von Irans Waffenprogrammen ausgehende Gefahr zu neutralisieren. Teheran hat immer betont, dass sein Atomprogramm ausschließlich zivilen Zwecken dient, nicht der Entwicklung von Atomwaffen.

Machterhalt für iranische Führung

Die Islamische Republik, die durch Israels Angriffe massiv geschwächt wurde, wollte wahrscheinlich keine weitere Eskalation des Konflikts. Experten zufolge hätte ein großer Krieg die iranische Führung um Ajatollah Ali Chamenei selbst bedrohen können. Israel scheint seine Kriegsziele in Bezug auf das Atomprogramm als erfüllt anzusehen – und die Führung in Teheran kann sich mit der Waffenruhe an der Macht halten.

dpa