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Iranische Generäle in Syrien getötet – Wie reagiert Teheran?

In der diplomatischen Vertretung dürften sie sich sicher gefühlt haben. Dennoch werden zwei iranische Generäle dort bei einem Angriff getötet. Irans oberste Staatsspitze blieb zunächst still.

In Teheran versammelten sich einige Hunderte Regierungsanhänger zu Protesten und riefen «Tod für Israel» und «Tod für Amerika».
Foto: Vahid Salemi/AP/dpa

Nach dem angeblich israelischen Luftangriff auf ein Gebäude der iranischen Botschaft in Syrien droht der Iran mit einer militärischen Antwort. Beim Angriff auf die Konsularabteilung in der syrischen Hauptstadt Damaskus wurden zwei Brigadegeneräle und fünf Mitglieder der mächtigen Revolutionsgarden (IRGC) getötet. Israels Regierung hat sich zunächst nicht geäußert. Auch Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei sowie Präsident Ebrahim Raisi sind bisher stumm geblieben. Ihre Reaktion auf den Luftangriff wird nun sowohl mit Spannung als auch mit Sorge erwartet.

Irans Außenministerium verurteilte die Attacke scharf und machte den Erzfeind Israel für den Angriff verantwortlich. «Die Islamische Republik Iran behält sich das Recht vor, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, und entscheidet über die Art der Reaktion», sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani laut einer Mitteilung seines Ministeriums. Experten äußerten bereits die Sorge, dass einige im Iran den Angriff als Kriegserklärung werten könnten. Wie und ob Irans Staatsmacht reagiert, ist jedoch völlig offen.

«Eklatanter Verstoß gegen UN-Charta»

Die ständige Vertretung des Irans bei den Vereinten Nationen sprach nach dem Vorfall von einem «eklatanten Verstoß gegen die UN-Charta, das Völkerrecht und das Grundprinzip der Unverletzlichkeit diplomatischer und konsularischer Einrichtungen.» In einer bei X (ehemals Twitter) veröffentlichten Stellungnahme rief die Vertretung den UN-Sicherheitsrat dazu auf, den israelischen «Terroranschlag» aufs Schärfste zu verurteilen und alle notwendigen Maßnahmen einzuleiten, um weitere Angriffe zu verhindern. Unter anderem fordere der Iran eine Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates zu dem Vorfall.

Schon Ende Dezember wurde der iranische General Sejed-Rasi Mussawi bei einem vermutlich israelischen Luftangriff in einem Vorort der syrischen Hauptstadt Damaskus getötet. Mitte Januar reagierten die Revolutionswächter des Irans mit massiven Raketenangriffen als Vergeltung auf Ziele in Syrien und im Irak. Die Raketen legten eine Strecke von rund 1200 Kilometern zurück. Beobachter deuteten dies auch als ein deutliches Signal an Israel. Es entspricht etwa der Entfernung, die Raketen vom Westen des Landes aus zurücklegen müssten, um Tel Aviv oder Jerusalem zu erreichen.

Gebäude völlig zerstört

Gemäß der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana wurde das Gebäude der Konsularabteilung bei dem Angriff direkt neben der iranischen Botschaft vollständig zerstört. Der Botschafter des Irans, Hussein Akbari, und seine Familie blieben Berichten zufolge unverletzt. Die Generäle wurden als Mohammed-Resa Sahedi und sein Stellvertreter Mohammed Hadi Hadschi Rahimi identifiziert, wie es von den Revolutionswächtern erklärt wurde. Sahedi war gemäß der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim als Kommandeur der IRGC-Auslandseinheit für Operationen in Syrien und im Libanon zuständig.

Die islamistische Hamas, die sich nach ihrem Terrorangriff vom 7. Oktober in Israel mit dem Staat im Krieg befindet, nannte den mutmaßlich israelischen Luftschlag in Damaskus ihrerseits einen «terroristisch-zionistischen Angriff» und bekundete ihre «uneingeschränkte Solidarität mit dem Iran und Syrien angesichts dieser brutalen Nazi-Aggression.» Die Hamas fordere den UN-Sicherheitsrat auf, «aktiv gegen die Besatzung und ihre verbrecherischen Anführer vorzugehen, um ihre Aggression gegen den Gazastreifen und die Region zu stoppen, die Öl ins Feuer gießt und die internationale Stabilität und Sicherheit untergräbt», hieß es in einer Stellungnahme der Gruppe in der Nacht.

«Tod für Israel» und «Tod für Amerika»

In der iranischen Hauptstadt Teheran versammelten sich im Stadtzentrum am späten Abend einige Hunderte Regierungsanhänger zu spontanen Protesten, wie Augenzeugen berichteten. Die Menschenmenge forderte Rache für die Tötung der Generäle. Sie riefen unter anderem «Tod für Israel» und «Tod für Amerika».

Die israelische Luftwaffe führt regelmäßig Angriffe auf Ziele in Syrien durch, um zu verhindern, dass der Iran und verbündete Milizen wie die libanesische Hisbollah ihren militärischen Einfluss im Land ausweiten. Seit dem Beginn des Gaza-Krieges vor etwa sechs Monaten haben die Angriffe zugenommen. Iranische Militärangehörige sind offiziell nur in beratender Funktion in Syrien tätig. Teheran wird jedoch neben Russland als wichtigster Verbündeter der syrischen Regierung angesehen. Seit 2011 herrscht Bürgerkrieg im Land.

Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht und werden als weitaus schlagkräftiger als die reguläre Armee angesehen. Nach der Islamischen Revolution von 1979 gegründet, ist es das Ziel der Einheit, einen Putsch zu verhindern und die Staatsideologie zu verteidigen. Die IRGC sind auch im Ausland mit den sogenannten Al-Kuds-Brigaden aktiv. Israel wird als Erzfeind der iranischen Staatsführung angesehen.

dpa