Tausende fordern auf den Straßen in Tel Aviv ein Ende des Gaza-Kriegs, die Führung des Landes bereitet die Ausweitung vor. Viele Menschen in dem Küstengebiet werden ihre Wohnorte aufgeben müssen.
Israel bereitet Umsiedlung von Zivilisten in Gaza vor
Israel bereitet die Umsiedlung von Palästinensern innerhalb des abgeriegelten Küstenstreifens vor, bevor der Gaza-Krieg auf dicht besiedelte Gebiete wie die Stadt Gaza ausgeweitet wird. Die Militärbehörde Cogat kündigte auf der Plattform X an, dass am Sonntag die Lieferung von Zelten und Ausstattung für die Unterkünfte wieder aufgenommen wird. Dies ist Teil der Vorbereitung für die Evakuierung der Bevölkerung aus Kampfgebieten.
Cogat teilte mit, dass die Menschen zum Schutz in den Süden des Gazastreifens gebracht würden. Es wurde nicht erklärt, wohin genau die Menschen gebracht werden sollen. Es ist auch unklar, wann die Evakuierung beginnen wird.
Umstrittener Plan
Der Plan zur Erweiterung des Gaza-Kriegs beinhaltet die Einnahme der Stadt Gaza und zentraler Flüchtlingslager, um die palästinensische Terrororganisation Hamas zu besiegen. Generalstabschef der israelischen Armee, Ejal Zamir, warnte Berichten zufolge vor hohen Risiken für Soldaten und Geiseln im Gazastreifen, leitete jedoch letztendlich Maßnahmen ein, um den Vorgaben der politischen Führung des Landes nachzukommen.
Der Angriff der Hamas und anderer islamistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 führte dazu, dass etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza gebracht wurden. Dies löste den Gaza-Krieg aus, bei dem Zehntausende starben. Die humanitäre Situation in dem stark zerstörten Gebiet ist katastrophal.
Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza kamen bei israelischen Angriffen in den 24 Stunden zuvor 62 Palästinenser ums Leben. 29 von ihnen seien im Zusammenhang mit der Verteilung von humanitären Hilfsgütern getötet worden, was in den vergangenen Wochen immer wieder passierte. Die Zahl der Toten seit Beginn des Gaza-Kriegs sei damit auf fast 62.000 gestiegen. Die Behörde unterscheidet bei ihren Angaben nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. UN-Organisationen schätzen die Zahl aber als weitgehend glaubwürdig ein.
Tausende fordern Kriegs-Ende und Geisel-Freilassung
Am Samstag versammelten sich erneut Tausende von Menschen in Israel, um das Ende des Gaza-Kriegs und die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas zu fordern. Die Organisation der Geiselangehörigen plant heute einen Streik, um ihre Forderungen zu unterstreichen.
Der Sonntag ist in Israel gemäß dem jüdischen Kalender der erste Arbeitstag der Woche. «Morgen werden wir das Land zum Stillstand bringen», sagte Einav Zangauker bei der Kundgebung – ihr Sohn Matan ist eine von 20 lebenden Geiseln im Gazastreifen. «Und wir werden morgen nicht haltmachen, wir werden nicht auf (Ministerpräsident Benjamin) Netanjahu warten, dass er den Krieg beendet, wir holen uns, was uns zusteht.»
Es ist unklar, welche Auswirkungen der Streikaufruf am Sonntag haben wird. Der mächtige Gewerkschafts-Dachverband Histadrut hat sich dem nicht angeschlossen. Es gab auch am Samstag Demonstrationen in Haifa, Jerusalem und Beerscheva, wie es in den Medienberichten heißt.
Verhandlungslösung nicht völlig vom Tisch
Laut israelischer Bewertung hält die Hamas im Gazastreifen neben den lebenden Geiseln auch die Leichen von 30 Verschleppten fest. Monatelange indirekte Verhandlungen über eine Freilassung der Geiseln und die Beendigung des Kriegs brachten kein Ergebnis.
Eine Verhandlungslösung ist dennoch nicht völlig ausgeschlossen. Derzeit ist zwar nicht die Rede von einem Neustart der indirekten Gespräche, bei denen Ägypten, Katar und die USA zwischen Israelis und Hamas vermitteln. Allerdings wird in den Medien immer wieder über Kontaktaufnahmen und Sondierungen berichtet, die darauf abzielen, den Verhandlungsprozess wieder in Gang zu bringen.