Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Israel plant Auffanglager für 600.000 Gaza-Bewohner

Verteidigungsminister Katz will für Palästinenser ohne Obdach eine «Humanitäre Stadt» erbauen lassen. Dort soll es keine Hamas mehr geben. Ziel ist aber auch die «freiwillige» Massenauswanderung.

Israel möchte hunderttausende Palästinenser aus der Zeltstadt von Al-Mawasi in ein neu zu errichtendes Lager verlegen. (Archivbild)
Foto: Rizek Abdeljawad/XinHua/dpa

Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hat angeblich die Planung eines großen Auffanglagers für 600.000 palästinensische Kriegsflüchtlinge im südlichen Gazastreifen angeordnet. Laut dem Minister soll dadurch der Einfluss der islamistischen Hamas auf die Bevölkerung des abgeriegelten Küstengebiets geschwächt werden, wie er einer Gruppe israelischer Journalisten mitteilte.

Katz sprach demnach von einer «Humanitären Stadt» auf den Trümmern der im Gaza-Krieg zerstörten Stadt Rafah. Dort sollen Hunderttausende Palästinenser Aufnahme finden, die derzeit in Zelten auf dem Gebiet von Al-Mawasi leben.

Das neue Lager soll während der 60-tägigen Feuerpause entstehen, über die derzeit Israel und die Hamas in der katarischen Hauptstadt Doha indirekt verhandeln, führte Katz weiter aus. Es soll nicht von der israelischen Armee, sondern von nicht näher genannten «internationalen Partnern» verwaltet werden. Das Militär würde das Umfeld sichern. Menschen, die sich in die «Humanitäre Stadt» begeben, würden einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen, um zu verhindern, dass sich Hamas-Kader unter sie mischen. Wer einmal dort eingelassen wird, darf die Einrichtung nicht mehr verlassen. 

«Freiwillige» Emigration soll kommen

Das Lager werde auch dazu dienen, den Emigrationsplan für die Palästinenser umzusetzen. «Denn der wird kommen», zitierten Medien, deren Vertreter bei dem Briefing anwesend waren, den Minister. Israelische Regierungsvertreter hatten in der Vergangenheit mehrfach angekündigt, die «freiwillige» Emigration eines bedeutenden Teils der Bevölkerung von Gaza voranzutreiben. 

Im Küstengebiet leben etwas über zwei Millionen Menschen. Die meisten von ihnen haben im Gaza-Krieg ihre Häuser und Wohnungen verloren.

Bisher hat jedoch kein Land der Welt zugestimmt, eine bedeutende Anzahl von Palästinensern aufzunehmen. Es bestehen auch Zweifel am freiwilligen Charakter der angestrebten Massenauswanderung. Radikalere Kräfte in Israel, darunter auch einige rechtsextreme Minister der rechts-religiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, sprechen offen von Zwangsdeportationen der Bevölkerung des Gazastreifens und von der Errichtung jüdischer Siedlungen in diesem Küstengebiet.

dpa