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Israel tötet Huthi-Ministerpräsident im Jemen

Israels Luftangriff zielt auf Anführer der Huthi-Miliz ab, um Solidarität mit Hamas zu brechen.

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Nach dem israelischen Luftangriff gab die Huthi-Miliz den Tod ihres Ministerpräsidenten bekannt.
Foto: Osamah Abdulrahman/AP/dpa

Bei einem israelischen Luftangriff im Jemen wurde der Ministerpräsident der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz getötet. Bei einem Angriff auf eine Versammlung der Miliz in der Hauptstadt Sanaa kamen vor wenigen Tagen sowohl Ahmed al-Rahaui als auch mehrere Huthi-Minister ums Leben, wie die islamistische Schiiten-Organisation jetzt bekannt gab. Weitere Mitglieder wurden verletzt.

Seit dem Beginn des Gaza-Krieges vor fast zwei Jahren haben die Huthi Israel immer wieder mit Raketen und Drohnen angegriffen – nach eigenen Angaben, um Solidarität mit der islamistischen Hamas in Gaza zu zeigen, die ebenfalls vom Iran unterstützt wird. Im Gegenzug greift Israels Militär immer wieder Ziele im Jemen an.

Israel nimmt Anführer seiner Feinde gezielt ins Visier 

Der jüngste Luftangriff in der Hauptstadt Sanaa am Donnerstag zeigt erneut die Fähigkeit des jüdischen Staates, die Anführer seiner wichtigsten Feinde in der Region gezielt auszuschalten. Es gab in der jüngeren Vergangenheit einige Beispiele dafür.

Im Jahr 2024 ließ der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad manipulierte Pager und Handfunkgeräte Tausender Funktionäre der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon explodieren. Rund 40 Menschen starben, mehr als 3.000 wurden verletzt. Auch bei Israels Großangriff gegen den Iran, bei dem in diesem Jahr führende Militärs und Atomwissenschaftler getötet und Atomanlagen zerstört wurden, sollen Berichten zufolge Mossad-Agenten beteiligt gewesen sein. Ob in Beirut, Teheran oder im Gazastreifen: Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen gelang es dem israelischen Sicherheitsapparat, auch die obersten Anführer der Hisbollah und Hamas gezielt zu töten.

Israels Militär griff nach eigenen Angaben einen weiteren hochrangigen Funktionär der Hamas in der Stadt Gaza an. Es war zunächst unklar, um wen es sich handelte, aber israelische Medien berichteten übereinstimmend, dass das Ziel des Angriffs der langjährige Sprecher des militärischen Arms der Hamas, der Kassam-Brigaden, war. Dieser ist als Abu Obeida bekannt. Er gilt als einer der bekanntesten Vertreter der Terrororganisation und zeigte sich bei Auftritten und Videobotschaften stets nur vermummt.

Tod des Huthi-Ministerpräsidenten «symbolischer Schlag»

Obwohl der getötete Huthi-Ministerpräsident Al-Rahaui wenig tatsächliche Autorität besessen habe, weise sein Tod auf Israels verbesserte Fähigkeit hin, nun auch Anführer der Islamisten im 2.000 Kilometer entfernten Jemen ins Visier zu nehmen, sagte Ahmed Nagi, Jemen-Experte bei der International Crisis Group, dem «Wall Street Journal». Der Angriff füge den Huthi «einen symbolischen und psychologischen Schlag zu, auch wenn seine strategische Wirkung begrenzt bleibt, solange ihre wichtigsten militärischen Kommandeure außerhalb der Reichweite Israels bleiben».

Bereits Ende vergangenes Jahres hatte Israels damaliger Außen- und heutiger Verteidigungsminister Israel Katz gedroht, alle Anführer der Huthi-Miliz zu «jagen», wie Israel es auch andernorts getan habe. Ziel des Luftangriffs am Donnerstag sei eine Einrichtung gewesen, in der Dutzende Führungskader des «terroristischen Huthi-Regimes» zugegen gewesen seien, erklärte das israelische Militär nun am Samstagabend. Dabei seien Al-Rahaui und weitere ranghohe Huthi-Vertreter getötet worden. Man habe ein nachrichtendienstliches Zeitfenster genutzt und rapide zugeschlagen, hieß es.

Die Huthi bezeichnen sich offiziell als «Ansar Allah» («Unterstützer Gottes») und gelten als stärkste Kraft im Jemen, wo seit 2014 Bürgerkrieg herrscht. Die Miliz kontrolliert seit rund zehn Jahren den Norden des Landes. Die Huthi-Regierung in Sanaa wird international nicht anerkannt.

Tausende demonstrieren in Israel für Ende des Gaza-Kriegs

Unterdessen forderten bei einer Großdemonstration in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv erneut Tausende Menschen ein rasches Ende des Gaza-Krieges und die Freilassung der Geiseln im Gazastreifen aus der Gewalt der Hamas. Zahlreiche Menschen versammelten sich auf dem «Platz der Geiseln» im Zentrum der Stadt und verlangten von der Regierung, einem Deal mit der Hamas für eine Waffenruhe und Befreiung der Verschleppten zuzustimmen.

Heute soll Berichten zufolge erneut das Sicherheitskabinett unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zusammenkommen. Ein von der Hamas bereits gebilligter Vorschlag für ein solches Abkommen soll jedoch laut dem TV-Sender N12 nicht auf der Tagesordnung stehen.

«Heute Abend erhielten die Menschen in Israel einen weiteren Beweis dafür, dass die Netanjahu-Regierung einen endlosen Krieg den Geiseln vorzieht und sich damit völlig gegen den Willen des Volkes stellt, obwohl es eine echte Möglichkeit gibt, die Geiseln nach Hause zu holen», teilte das Forum der Geisel-Angehörigen mit. Es rief für den heutigen Tag zu einem weiteren Protest auf.

dpa