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Israels Armee bestätigt Tunnelflutung in Gaza

Seit fast vier Monaten tobt der Gaza-Krieg. Die Zerstörungen in dem abgeriegelten Küstenstreifen am Mittelmeer sind enorm. Israels Armee geht mit der Flutung von Tunneln gegen die Hamas vor. Der Überblick.

Israels Armee hat bestätigt, Tunnel der islamistischen Hamas im Gazastreifen geflutet zu haben.
Foto: Sam McNeil/AP/dpa

Laut einem Medienbericht sind nach fast vier Monaten seit Beginn des Krieges im Gazastreifen mindestens die Hälfte aller Gebäude in dem Küstenstreifen am Mittelmeer beschädigt oder zerstört.

Laut der BBC wurden nach Auswertung von Satellitendaten zwischen 144.000 und 175.000 Gebäude beschädigt oder zerstört. Dies entspricht 50 bis 61 Prozent aller Gebäude.

Israels Armee bestätigte derweil am Dienstagabend erstmals, Tunnel der islamistischen Hamas in dem abgeriegelten Küstengebiet geflutet zu haben. Ziel sei es, «die unterirdische Terrorinfrastruktur im Gazastreifen zu neutralisieren», teilte das israelische Militär mit.

Israels Außenminister: Hamas muss eliminiert werden

Israels Außenminister betonte unterdessen, sein Land wolle noch einige Jahre lang die Sicherheitsverantwortung im Gazastreifen behalten. Dies gelte solange, «bis wir sicher sind, dass wir nicht mehr von den Einwohnern von Gaza getötet werden», sagte Israel Katz der «Bild»-Zeitung, Welt TV sowie Politico.

Mit Blick auf den Terrorüberfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober mit etwa 1200 Toten sagte Katz: «Die neuen “Nazis” sind die Hamas, die eliminiert werden muss.» Israels Botschaft zum Holocaust-Gedenktag laute: «Es muss klar sein, dass das, was passiert ist, sich nicht wiederholen darf.»

Gemäß Israels Regierungssprecher Eylon Levy waren mindestens 13 Angestellte der UNRWA an dem Terrorüberfall der Hamas am 7. Oktober beteiligt. Aufgrund dieser Anschuldigungen haben mehrere Länder, darunter Deutschland, vorübergehend ihre Zahlungen an das umstrittene Hilfswerk eingestellt. Das Hilfswerk hat sich von den Mitarbeitern getrennt und beabsichtigt, den Vorwürfen nachzugehen.

UN-Koordinatorin: Derzeit kein Ersatz für UNRWA

Die neue UN-Koordinatorin für humanitäre Hilfe für Notleidende im Gazastreifen, Sigrid Kaag, sieht derzeit allerdings «keinen Ersatz» für UNRWA. Unter anderem angesichts der jahrzehntelang aufgebauten Kapazitäten und Struktur des Hilfswerks gebe es derzeit keine Möglichkeit, dass irgendeine andere Organisation das Hilfswerk auf die Schnelle ersetzen könne, sagte Kaag in New York.

FDP-Fraktionsvize Michael Link sprach sich für eine grundlegende Neuaufstellung der UN-Strukturen im Nahen Osten aus. «UNRWA droht, ein schwarzes Loch zu werden. Seine Struktur ist fehleranfällig und überholt», sagte Link der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Die Aufgaben der UNRWA sollten zwischen dem UN-Entwicklungsprogramm, dem Welternährungsprogramm und dem UN-Flüchtlingshilfswerk aufgeteilt werden. Die Vereinten Nationen sind besorgt, dass die derzeitige Finanzierung der UNRWA im Februar nicht ausreicht, um die über zwei Millionen Zivilisten in Gaza zu unterstützen.

Hamas-Behörde: Fast 27.000 Tote in Gaza

Gemäß der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde ist die Anzahl der Todesopfer in dem abgeriegelten Küstengebiet seit Beginn des Krieges auf 26.751 gestiegen. Ein Sprecher teilte mit, dass seitdem 65.636 Menschen verletzt wurden. Diese Zahlen können derzeit nicht unabhängig überprüft werden. Laut der israelischen Armee wurden bisher etwa 10.000 Mitglieder terroristischer Gruppen im Gazastreifen getötet. Auch dies kann derzeit nicht unabhängig verifiziert werden.

Aufgrund der hohen Anzahl an zivilen Opfern und des enormen Leids der Bevölkerung im Gazastreifen wird die Vorgehensweise der israelischen Armee international stark kritisiert. Laut der BBC haben Satellitenaufnahmen bestätigt, dass die Bombardierung des südlichen und zentralen Gazastreifens seit Anfang Dezember zugenommen hat. Besonders betroffen ist die Stadt Chan Junis im Süden des Küstengebiets. Eine Analyse der Aufnahmen ergab, dass dort mehr als 38.000 oder über 46 Prozent der Gebäude zerstört oder beschädigt wurden.

Israel: Tunnel-Flutung technischer Durchbruch

Israel vermutet in Tunneln unterhalb von Chan Junis die Führung der Hamas sowie auch israelische Geiseln. Das gesamte Tunnelnetzwerk der Hamas im Gazastreifen ist US-Medien zufolge zwischen 480 und 720 Kilometern lang. Israels Armee bestätigte, große Wassermengen in solche Tunnel eingeleitet zu haben und sprach von einem «bedeutenden technischen und technologischen Durchbruch» im Anti-Terror-Kampf. Nach Informationen der US-Zeitung «Wall Street Journal» sind allerdings noch 60 bis 80 Prozent der unterirdischen Routen intakt.

US-Militär zerstört erneut Huthi-Rakete

Laut dem Zentralkommando der Vereinigten Staaten auf dem Online-Portal X (ehemals Twitter) hat das US-Militär angegeben, dass es erneut eine Schiffsabwehrrakete der Huthi im Jemen zerstört hat. Das Geschoss wurde am späten Dienstagabend aus einem von der Miliz kontrollierten Gebiet in Richtung des Roten Meeres abgefeuert.

Laut den Angaben gab es weder Verletzte noch Sachschäden. Die Huthi zielen seit dem Beginn des Gaza-Krieges immer wieder auf Handelsschiffe. Die Miliz handelt aus Solidarität mit der Hamas in Gaza und greift angeblich israelisch verbundene Frachtschiffe vor der jemenitischen Küste an.

Was heute wichtig wird

Gemäß dem katarischen Nachrichtensender Al Araby plant eine Delegation der Hamas ein Treffen mit dem ägyptischen Geheimdienstchef Abbas Kamel in Kairo. Ismail Hanija, der Anführer der Hamas, prüft einen Entwurf für eine Vereinbarung mit Israel, der einen Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge sowie eine längere Feuerpause vorsieht. Am Wochenende haben Vertreter der USA, Israels, Ägyptens und Katars in Paris darüber beraten. Hanija zufolge hat Ägypten die Hamas-Führung nach Kairo eingeladen, um die Rahmenbedingungen des Entwurfs zu besprechen.

dpa