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Israel intensiviert Angriffe im Gazastreifen, Hamas bereit zu Verhandlungen

Die Hamas begrüßt die Vermittlungsbemühungen und zeigt sich bereit, indirekte Verhandlungen für eine Feuerpause einzuleiten, während Israel die Offensive verstärkt.

Vorerst geht der Krieg in Gaza weiter.
Foto: Jehad Alshrafi/AP/dpa

Nachdem ein vorläufiges Scheitern eines Waffenruheabkommens festgestellt wurde, sollen Israels Truppen im Gazastreifen die Angriffe gegen die islamistische Hamas verstärken. Generalstabschef Ejal Zamir hat die Ausweitung der Bodenoffensive auf weitere Gebiete angeordnet, wie die Armee mitteilte. Die Vermittlerstaaten Katar und Ägypten haben angekündigt, sich verstärkt für eine Wiederaufnahme der indirekten Gespräche zwischen den beiden Kriegsparteien über eine Feuerpause einzusetzen.

Die Hamas begrüßte diese Bemühungen und erklärte sich bereit, «unverzüglich eine Runde indirekter Verhandlungen einzuleiten, um eine Einigung über die strittigen Punkte zu erzielen». Ziel sei ein «dauerhafter Waffenstillstand und ein vollständiger Rückzug» der Armee. Die israelische Regierung lehnt jedoch bislang eine Waffenruhe, in der der Krieg ein endgültiges Ende findet, strikt ab. 

Israels Militärchef spricht von unerbittlichem Einsatz

«Wir befinden uns mitten in einer starken und unerbittlichen Operation», sagte Israels Militärchef nach Angaben der Armee bei einem Truppenbesuch im Süden des umkämpften Küstengebiets. Die Offensive solle so lange laufen, bis «die Voraussetzungen für die Rückkehr der Geiseln und die entscheidende Niederlage der Hamas geschaffen sind», hieß es. Die Terrororganisation verliere inzwischen die Kontrolle über den Gazastreifen. Details nannte Zamir nicht.

Bereits zuvor erklärte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz, die Armee angewiesen zu haben, im Gazastreifen weiter vorzurücken sowie alle erklärten Kriegsziele zu erreichen, «unabhängig von jeglichen Verhandlungen». 

Die Hoffnungen auf eine Waffenruhe wurden vorerst enttäuscht. Die Hamas stimmte einem Vorschlag des US-Vermittlers Steve Witkoff zu einer 60-tägigen Feuerpause und der Freilassung einiger Geiseln zu, stellte jedoch weitere Bedingungen. Arabische Staaten wie Katar und Ägypten wollen die Standpunkte beider Kriegsparteien näher bringen und strittige Punkte klären.

Widersprüchliche Angaben zu Vorfällen 

Am Wochenende behauptete die Hamas, dass bei israelischen Angriffen 30 Menschen an Verteilungszentren für humanitäre Hilfsgüter getötet wurden. Dutzende weitere wurden verletzt. Diese Angaben können nicht unabhängig überprüft werden. Die israelische Armee hat die Aussagen der Terrororganisation dementiert.

Eine vorläufige Untersuchung habe ergeben, dass das Militär «nicht auf Zivilisten geschossen hat, während diese sich in der Nähe oder innerhalb des Verteilungszentrums für humanitäre Hilfe aufhielten, und dass die Berichte entsprechend falsch sind», hieß es am Sonntagabend. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hatte erklärt, 179 Menschen seien zum Feldhospital in Rafah im Süden gebracht worden, die meisten mit Schuss- und Splitterwunden. Es gebe 21 Tote. Die Überlebenden hätten gesagt, sie seien beim Versuch, eine Ausgabestelle für Hilfsgüter zu erreichen, verletzt worden.

Stiftung: Hamas verbreitet Gerüchte

Die Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die über die Zentren Mahlzeiten verteilt, erklärte hingegen: «Unsere Hilfe wurde heute ohne Zwischenfall verteilt». Und weiter: «Uns sind Gerüchte bekannt, die aktiv von der Hamas verbreitet werden und angebliche Todesfälle und Verletzungen am heutigen Tag betreffen», hieß es. «Diese sind unwahr und frei erfunden.»

Israel erlaubt der Stiftung die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen, um so Hilfsorganisationen der UN und anderer Initiativen zu umgehen. Die UN haben dies kritisiert und Israel beschuldigt, humanitäre Hilfe als Waffe zu benutzen. Israel hatte nach fast drei Monaten Blockade wieder begrenzte Hilfslieferungen an die hungernde Bevölkerung erlaubt.

Greta Thunberg will mit Aktivisten nach Gaza segeln

Israel plant, mithilfe des neuen Systems zu verhindern, dass die Hamas humanitäre Hilfe für sich abzweigt. Die UN behaupten, dass Israel keine Beweise dafür vorgelegt hat, dass die Hamas Hilfsgüter abfängt. Es gab jedoch Augenzeugenberichte, dass Hamas-Kämpfer in der Vergangenheit Hilfslieferungen gekapert haben. In der Zwischenzeit planen Aktivisten, darunter auch die Schwedin Greta Thunberg, mit einem Segelschiff Hilfsgüter nach Gaza zu bringen.

Das Schiff «Madleen» habe in der sizilianischen Stadt Catania abgelegt, bestätigte eine Sprecherin des Bündnisses Freedom Flotilla Coalition. Die Aktivisten wollen nach eigenen Angaben «Israels illegale Belagerung» durchbrechen und «humanitäre Hilfe, Hoffnung und Solidarität nach Gaza» bringen. Mit ihrer Aktion will die Gruppe nach eigenen Angaben zugleich internationale Aufmerksamkeit auf die humanitäre Notlage in Gaza lenken.

dpa