Im Januar vereinbarten Israel und die Hamas eine sechswöchige Waffenruhe. Jetzt greift Israels Armee wieder massiv an. Geht der Krieg damit wieder los?
Israels Armee greift wieder im Gazastreifen an
Israels Armee hat rund zwei Monate nach Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen wieder massive Angriffe auf die islamistische Hamas in dem Küstengebiet aufgenommen. Regierungschef Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz hätten die Streitkräfte angewiesen, «mit Wucht» gegen die Hamas vorzugehen, gab die Armee in der Nacht bekannt. Derzeit würden im gesamten Gazastreifen umfangreiche Angriffe gegen die Terrororganisation durchgeführt, teilte das Militär mit.
Nach Angaben des Zivilschutzes in Gaza kamen mehr als 50 Palästinenser ums Leben, Dutzende weitere seien verletzt. Es handelt sich um die schwersten Luftangriffe im Gazastreifen durch Israel seit Inkrafttreten der Waffenruhe. Die Angriffe erfolgten auf die «wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen, sowie auf ihre Ablehnung aller Vorschläge, die sie vom Gesandten des US-Präsidenten Steve Witkoff und von den Vermittlern erhalten hat», hieß es in der Nacht aus dem Büro des israelischen Ministerpräsidenten.
Netanjahu und seine «extremistische Regierung» hätten beschlossen, das Waffenruhe-Abkommen «zu brechen», hieß es in einer nächtlichen Erklärung der Hamas. Damit riskiere Israel das Leben der Geiseln. Die Hamas forderte die Vermittler Ägypten, Katar und USA auf, Israel «für den Bruch» des Abkommens zur Verantwortung zu ziehen. Netanjahu hatte wiederholt erklärt, Israel werde alle seine Kriegsziele in Gaza erreichen. Dazu gehört die vollständige Zerschlagung der Hamas und die Freilassung aller restlichen Geiseln.
US-Regierung vorab über Luftangriffe informiert
Berichten zufolge wurde die US-Regierung von Präsident Donald Trump über die Luftangriffe vorab informiert. Vor knapp zwei Wochen hatte Trump mit einer ultimativen «letzten Warnung» versucht, den Druck auf die Hamas weiter zu erhöhen. Die Hamas müsse sofort alle israelischen Geiseln im Gazastreifen freilassen und auch alle Leichen der ermordeten Israelis übergeben, «oder es ist vorbei für Euch», schrieb er damals auf seiner Plattform Truth Social.
Von jetzt an werde man «mit zunehmender militärischer Stärke» gegen die Hamas vorgehen, teilte die israelische Armee in der Nacht weiter mit. Der Einsatzplan sei Ende vergangener Woche von der Armeeführung vorgelegt und von der politischen Führung genehmigt worden, hieß es. Im Januar war zwischen Israel und der Hamas eine zunächst sechswöchige Waffenruhe vereinbart worden. Bisher konnten beide Seiten sich nicht auf die Bedingungen für eine Verlängerung einigen.
Angriffe auch während der Waffenruhe
Israel hatte gedroht, den Krieg wieder aufzunehmen, wenn die Hamas keine weiteren israelischen Geiseln freilässt. Trotz der Waffenruhe kam es zu tödlichen Angriffen im Gazastreifen. Laut israelischen Informationen halten die Hamas und andere Islamistengruppen im Gazastreifen noch 24 Geiseln und die Leichen von 35 Entführten in ihrer Gewalt.
Der Krieg begann am 7. Oktober 2023 mit dem Angriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel. Dabei wurden etwa 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen gebracht. Seitdem wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 48.500 Menschen getötet, darunter viele Frauen und Minderjährige. Es ist nicht möglich, die Angaben unabhängig zu überprüfen, da nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird. Israel berichtet von etwa 20.000 getöteten Terroristen.