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Das Sterben in Gaza geht weiter – Mitgefühl in Bethlehem

Hoffnungen auf eine rasche Einigung auf eine Waffenruhe in Gaza und eine Freilassung der Geiseln bleiben auch an Weihnachten unerfüllt. Wieder gibt es Tote, und wieder heulen in Israel die Sirenen.

Laut Israels Armee soll sich ein Terrorist in einer humanitären Schutzzone in Gaza verschanzt haben. (Archivbild)
Foto: Abed Rahim Khatib/dpa

Der verheerende Gaza-Krieg hat an Weihnachten weitere Menschenleben gekostet und die katastrophale Lage der Palästinenser sowie der israelischen Geiseln verschärft. Beim Einsatz der israelischen Armee in der Nähe eines Krankenhauses im Norden des abgeriegelten Küstengebiets wurden mindestens fünf Palästinenser getötet. Diese und andere Kliniken, in denen es ebenfalls immer wieder zu Kämpfen kommt, benötigen laut UN-Angaben dringend Nahrungsmittel und Wasser. Die Hoffnungen auf eine schnelle Einigung auf eine Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas wurden nicht erfüllt. Israel holt seine Unterhändler aus Katar zurück.

Lateinischer Patriarch zeigt Mitgefühl für Menschen in Gaza 

Bei der Mitternachtsmesse in Bethlehem bekundete der höchste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, Solidarität mit den Palästinensern in Gaza. «Ihr seid nicht allein», sagte er in der Katharinenkirche direkt neben der Geburtskirche in der kleinen Stadt im Westjordanland. «Ihr seid wirklich ein sichtbares Zeichen der Hoffnung inmitten der Katastrophe der totalen Zerstörung, die euch umgibt», sagte der lateinische Patriarch, der vor Weihnachten die einzige katholische Kirche im Gazastreifen besucht hatte. 

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte sich zuvor in einer Weihnachtsbotschaft an Christen in aller Welt gewandt. «Zu einer Zeit, in der Israel an sieben Fronten kämpft, wertschätzen wir zutiefst die standhafte Unterstützung unserer christlichen Freunde», sagte Netanjahu laut seines Büros. «Wir streben nach Frieden mit all jenen, die Frieden mit uns wollen, aber wir werden alles tun, um den einzigen jüdischen Staat zu verteidigen». Israels «Kampf gegen die Kräfte des Bösen und der Tyrannei» sei noch nicht vorbei.

Israels Armee: Erneut Rakete aus dem Jemen abgefangen

Israels Luftabwehr hat laut Militärangaben in der Nacht erneut eine Rakete abgefangen, die aus dem Jemen abgefeuert wurde. Der Vorfall ereignete sich außerhalb der eigenen Landesgrenzen. In verschiedenen Gebieten im Zentrum Israels heulten erneut die Sirenen. Erst in der Nacht zuvor hatte die Huthi-Miliz im Jemen eine ballistische Rakete in Richtung der Küstenmetropole Tel Aviv abgefeuert, die ebenfalls abgefangen wurde. Seit Beginn des Gaza-Krieges greift die mit der Hamas verbündete Miliz Ziele in Israel sowie Schiffe im Roten Meer mit Raketen und Drohnen an.

Die Weihnachtsfeiern in Bethlehem fielen aufgrund des Gaza-Kriegs gedämpft aus. Die traditionelle Prozession aus Jerusalem erreichte zwar Bethlehem, jedoch wurde auf festlichen Schmuck und das Anzünden eines großen Weihnachtsbaums vor der Geburtskirche verzichtet. Die angespannte Lage im Westjordanland hat sich seit dem Hamas-Massaker mit 1.200 Toten am 7. Oktober 2023 in Israel und dem dadurch ausgelösten Gaza-Krieg verschärft.

Wieder Tote auch im Westjordanland 

Während eines israelischen Militäreinsatzes in Tulkarem im besetzten Westjordanland wurden laut palästinensischen Angaben mindestens sieben Menschen getötet. Bei zwei weiteren Vorfällen kamen demnach vier weitere Palästinenser um. Israels Armee gab bekannt, dass Streitkräfte zu einem Anti-Terror-Einsatz in Tulkarem waren. Ein Fahrzeug israelischer Kommandeure wurde dabei von einem Sprengsatz getroffen, wie es in der Nacht hieß. Ein ranghoher Offizier wurde verletzt, während die anderen Insassen unverletzt blieben.

Israelische Soldaten hätten bei dem Einsatz in Tulkarem «einen Terroristen im Kampf von Angesicht zu Angesicht getötet», hieß es zuvor. Bewaffnete Palästinenser hätten das Feuer auf israelische Soldaten eröffnet, diese hätten zurückgeschossen. Man prüfe Berichte, dass auch Unbeteiligte zu Tode kamen. Die Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums und jene der israelischen Armee ließen sich zunächst nicht im Detail unabhängig überprüfen.

Auch im Gazastreifen ging das Sterben weiter. Die israelische Armee teilte mit, Streitkräfte hätten im Gebiet des Indonesischen Krankenhauses im Norden Gazas «einen begrenzten Einsatz gegen Terroristen und Infrastruktur ausgeführt und abgeschlossen». Fünf Terroristen seien im Krankenhaus und seiner Umgebung getötet sowie weitere festgenommen worden. Von dort habe es innerhalb des vergangenen Monats immer wieder Angriffe auf israelische Soldaten gegeben. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.

UN-Nothilfebüro beklagt Lage im Norden Gazas 

Die Situation in den Krankenhäusern Kamal Adwan und Al Awda sowie im Indonesischen Krankenhaus hat sich seit dem 21. Dezember drastisch verschlechtert, wie OCHA berichtet. Der Norden Gazas bleibt praktisch belagert. Seit dem 1. Dezember haben die israelischen Behörden 48 von 52 Versuchen der UN, den Zugang für humanitäre Hilfe zu koordinieren, abgelehnt. Der neue UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher hat zuvor von einem Zusammenbruch von Recht und Ordnung in dem abgeriegelten Küstengebiet berichtet. Vorräte werden systematisch von lokalen Banden geplündert.

Laut Israel gibt es genügend Hilfsgüter, aber die UN schafften es nicht, sie zu verteilen. Nach internationalem Recht ist Gaza von Israel besetzt. Israel ist für die Aufrechterhaltung der Ordnung verantwortlich.

Israels Armee geht weiter gegen die Hamas vor

Derweil teilte Israels Armee in der Nacht mit, einen weiteren Terroristen der Hamas im südlichen Chan Junis angegriffen zu haben. Er habe sich dort in einer humanitären Schutzzone verschanzt. Vor dem «präzisen Angriff» seien Maßnahmen ergriffen worden, die Gefahr für Zivilisten zu mindern. Angaben zu möglichen Opfern machte die Armee nicht. Das israelische Militär wirft der Hamas immer wieder vor, sich in Kliniken und anderen zivilen Einrichtungen zu verschanzen und Zivilisten so als menschliche Schutzschilde zu benutzen. 

Israel plant, die Hamas im Gazastreifen zu eliminieren. Laut palästinensischen Angaben wurden seit Beginn des Krieges bereits über 45.300 Menschen getötet, wobei nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten unterschieden wird.

Israel holt nach einer Woche intensiver Verhandlungen in Katar über eine Waffenruhe seine Unterhändler zurück. Das Büro von Regierungschef Netanjahu erklärte, dass interne Beratungen über die Fortsetzung der Verhandlungen zur Freilassung der in Gaza festgehaltenen Geiseln stattfinden sollen. Katar fungiert zusammen mit den USA und Ägypten als Vermittler zwischen Israel und der Hamas. Laut israelischen Angaben werden noch etwa 100 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Es ist jedoch anzunehmen, dass viele von ihnen nicht mehr am Leben sind.

dpa