Mehr als 40 Boote waren auf dem Weg zum Gazastreifen. Greta Thunberg und weitere Aktivisten wollten Hilfsgüter dorthin bringen. Doch Israel stoppt die Flotte im Mittelmeer und spricht von Provokation.
Israels Marine fängt Schiffe der Gaza-Hilfsflotte ab

Die israelische Marine hat im Mittelmeer eine private Flotte von Schiffen mit Hilfslieferungen für den Gazastreifen gestoppt. «Die Global Sumud Flotilla wurde von israelischen Seestreitkräften angehalten», teilte die Trägerorganisation in ihrem Telegram-Kanal mit. Einige Schiffe seien sicher gestoppt und ihre Passagiere in einen israelischen Hafen gebracht worden, teilte das israelische Außenministerium auf X mit.
Unter den mehreren hundert Teilnehmern an Bord von mehr als 40 Motor- und Segelbooten war auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg. «Greta und ihre Freunde sind in Sicherheit und gesund», hieß es in der Mitteilung des Außenamts weiter. Das französische Außenministerium rief die israelischen Behörden auf, die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten und das Recht auf konsularischen Schutz zu garantieren.
Türkische Regierung verurteilt Militäreinsatz gegen Flotte
Vorher hatten Aktivisten auf Instagram berichtet, dass Soldaten die ersten Schiffe geentert hatten. „Ein Schiff wurde gerammt“, teilte die Global Sumud Flotilla mit. Andere Boote seien mit Wasserwerfern beschossen worden, aber niemand sei dabei verletzt worden.
Die türkische Regierung verurteilte den israelischen Militäreinsatz scharf. «Der Angriff der israelischen Streitkräfte in internationalen Gewässern gegen die Global Sumud Flotilla, die humanitäre Hilfe zu den Menschen im Gazastreifen bringen wollte, stellt einen Akt des Terrors dar, der gegen das Völkerrecht verstößt und das Leben unschuldiger Zivilisten in Gefahr bringt», hieß es in einer Mitteilung des Außenministeriums.
Proteste in Rom und Berlin
Nach dem Stopp der Gaza-Flottille in Italien gab es Proteste. Am Abend versammelten sich Demonstranten vor dem Hauptbahnhof von Rom. Die Zugänge zum Bahnhof wurden vorsorglich gesperrt, wie die Behörden mitteilten. Die größte Gewerkschaft des Landes rief aus Solidarität mit der Flotte zu einem Generalstreik für Freitag auf.
Die Zeitung «La Repubblica» berichtete, ein Zug von Demonstranten bewege sich in Richtung des Amtssitzes von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni. Sie werfen ihrer rechten Regierung vor, sich nicht solidarisch mit den Aktivisten der Gaza-Flottille zu zeigen. Einige skandierten, an ihren Händen klebe Blut.
Etwa 300 Menschen protestierten auch in Berlin gegen den Stopp der Flotte. Laut Polizei warfen einige Demonstranten bei der Kundgebung vor dem Hauptbahnhof Flaschen auf Beamte und riefen verbotene Parolen. Mehrere Personen wurden daraufhin festgenommen.
Die propalästinensische Flottille gab an, dass sie sich bis zum Zeitpunkt des Stopps auf 70 bis 80 Seemeilen (rund 130 bis 150 Kilometer) dem Gazastreifen genähert hatte. Sie war Ende August von Barcelona aus gestartet. Die Teilnehmer planten, Hilfslieferungen für die Bevölkerung des abgeriegelten Gazastreifens von Israel und Ägypten an Land zu bringen. Zudem wollten sie gegen Israels militärische Maßnahmen in dem Küstenstreifen protestieren.
Israel: Flotte will «nicht helfen, sondern provozieren»
Das israelische Außenministerium gab am X bekannt, dass die israelische Marine die Flottille aufgefordert hat, ihren Kurs zu ändern. Die Hilfslieferungen könnten in Häfen außerhalb des Gazastreifens abgeladen werden und von dort aus in das palästinensische Küstengebiet transportiert werden. Die Besatzungen wurden darüber informiert, dass sie sich einer aktiven Kampfzone nähern.
«Die Flottille hat (das Angebot) abgelehnt, weil sie nicht an Hilfeleistung interessiert ist, sondern an Provokation», hieß es in der Stellungnahme des Außenministeriums weiter. Live übertragene Bilder von Kameras an Bord einiger Boote zeigten Aktivisten in Schwimmwesten, die offenbar auf ein Entern ihrer Boote durch israelische Marinesoldaten warteten.
Flotte: Besatzer ist «kein legitimer Akteur» für Hilfeleistung
Der Sprecher der Flotte, Thiago Ávila, begründete die Ablehnung des Angebots, die Hilfslieferungen über Israel ausliefern zu lassen, damit, dass die humanitäre Hilfe nicht der Besatzungsmacht im Gazastreifen überlassen werden dürfe. Die Palästinenser im Gazastreifen hätten das Recht, ihre eigenen Grenzen zu kontrollieren. «Deshalb erkennen wir euch nicht als legitimen Akteur an, um humanitäre Hilfe zum palästinensischen Volk im Gazastreifen zu bringen», teilte er an Israel gerichtet über X mit. Die Seeblockade, die Israel vor dem Küstengebiet aufrechterhält, bezeichnete er als völkerrechtswidrig.








