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Altersarmut in Deutschland: Jede Vierte erhält unter 1.300 Euro Rente

Deutliche regionale Unterschiede und Kritik an Rentenpolitik – Linke fordern Kehrtwende und höheres Rentenniveau.

Die Höhe der Rente schwankt zwischen den Bundesländern. (Symbolbild)
Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Mehr als 25 Prozent der Menschen im Rentenalter von mindestens 45 Jahren in Deutschland erhalten monatlich weniger als 1.300 Euro Rente. Im Durchschnitt erhalten die über 5,5 Millionen Rentnerinnen und Rentner mit mindestens 45 Versicherungsjahren 1.668 Euro Rente. Diese Informationen stammen aus der Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Frage des Linken-Abgeordneten Dietmar Bartsch, die der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegt.

Es bestehen klare regionale Unterschiede und ein Ost-West-Gefälle. Im Westen beträgt die durchschnittliche Rente nach 45 Jahren 1.729 Euro, im Osten 1.527 Euro. Hamburg hat mit 1.787 Euro die höchste Rente, während Thüringen mit 1.491 Euro am unteren Ende liegt.

Männer bekommen im Schnitt mehr als Frauen

Männer, die mindestens 45 Jahre versichert waren, erhalten durchschnittlich 1.778 Euro bundesweit. Die durchschnittliche Rente für Frauen beträgt 1.449 Euro.

Bartsch sagte der dpa: «Wenn jeder vierte Rentner nach 45 Jahren Arbeit mit weniger als 1.300 Euro Rente auskommen muss, ist das ein Armutszeugnis für die Politik, einer offensichtlich verkehrten Rentenpolitik.» Die durchschnittliche Rente zeige, «wie unzureichend die gesetzliche Rente das finanzielle Auskommen im Alter sichert». 

Von Kleinstrenten bis zu hohen Beträgen

Die Regierung betont jedoch, dass die Zahlen nicht vollständig die finanzielle Situation der Betroffenen widerspiegeln. Die Bandbreite reicht von Kleinstrenten bis zu hohen Rentenbeträgen.

Nach Angaben des Ministeriums liegt dies auch an der Zusammensetzung der angefragten Zeiten: «Vergleichsweise geringe Renten können auch bei 45 Versicherungsjahren auftreten, da hierzu nicht nur Beitragszeiten, sondern auch beitragsfreie Zeiten zählen.» Aufgezählt werden unter anderem Zeiten der Schul- und Hochschulausbildung oder der Arbeitslosigkeit ohne Arbeitslosengeld. Teilzeit könne auch eine Rolle spielen.

«Niedrige Rente sagt wenig über Lebensstandard»

Darüber hinaus weist die Regierung auf den Unterschied zwischen Rente und Einkommen insgesamt hin: «Eine niedrige Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung sagt aber grundsätzlich wenig über den Lebensstandard im Alter aus, da weitere Einkünfte und das Haushaltseinkommen insgesamt relevant sind.» 

Frauen, die jahrelang als Ehepartnerin ohne eigenes Erwerbseinkommen geblieben sind, erhalten beispielsweise eine geringe Rente, auch wenn sie mit dem Partner über ein auskömmliches gemeinsames Haushaltseinkommen verfügen.

Bartsch fordert Kurswechsel

Bartsch bekräftigte Linke-Forderungen nach einer Kehrtwende in der Rentenpolitik. Während das Rentenniveau in anderen europäischen Ländern über 80 Prozent liege, müssten Rentnerinnen und Rentner in Deutschland millionenfach mit Minirenten auskommen, sagte der Politiker. «Die von der Bundesregierung versprochene „Stabilisierung“ des Rentenniveaus ist in Wahrheit keine gute Nachricht, sondern vor dem Hintergrund der Realität eine Drohung, dass alles bleiben soll, wie es ist.» Bartsch forderte, dass alle Erwerbstätigen in die Rentenkasse einzahlen sollten, nicht nur abhängig Beschäftigte.

Bundessozialministerin Bärbel Bas (SPD) hat Ende Juni den Entwurf ihres ersten Rentengesetzes vorgelegt. Das Rentenniveau soll bei 48 Prozent stabilisiert bleiben. Die Rentnerinnen und Rentner können daher trotz des Älterwerdens der Gesellschaft auf steigende Renten hoffen.

Das Rentenniveau gibt das Verhältnis der Renten zu den Löhnen an – wenn dieses stabil ist, bleiben die Renten im Vergleich zu den Löhnen konstant. Die Arbeitgeber mögen die damit verbundenen Milliardenkosten bemängeln, aber die Gewerkschaften fordern dennoch ein deutlich höheres Rentenniveau.

dpa