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Kampf um Aleppo: Syrische Rebellen fordern Assad heraus

Die Rebellen in Syrien scheinen Assads Regierung überrascht zu haben. Erstmals seit acht Jahren sind sie wieder in die Millionenstadt Aleppo vorgerückt. Die Regierung plant einen Gegenschlag.

Die Regierung scheint von dem Vorstoß der Rebellen überrascht worden zu sein.
Foto: Ghaith Alsayed/AP/dpa

Laut Aktivisten kontrollieren syrische Rebellen nach den heftigsten Kämpfen seit Jahren nun große Teile der Millionenstadt Aleppo. Rami Abdel Rahman, Leiter der in Großbritannien ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, erklärte der Deutschen Presse-Agentur: “Zum ersten Mal seit 2016 sind die Aufständischen in Aleppo eingedrungen – und das nur drei Tage nach Beginn ihrer überraschenden Offensive gegen die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad.” Es wird berichtet, dass die Regierung ihre Streitkräfte im Osten der Stadt für einen Gegenschlag zusammenzieht.

Falls Aleppo dauerhaft in die Hände der Rebellen fällt, würde das Präsident Assad schwer treffen, der seine Macht in den letzten Jahren mit Hilfe von Russland und dem Iran wieder festigen konnte. Die Offensive der Rebellen markiert eine bedeutende Entwicklung in dem seit 2011 andauernden Bürgerkrieg, da sich die Fronten zuletzt kaum verändert hatten. Russland kündigte an, die syrischen Regierungstruppen zu unterstützen.

Regierungstruppen unter Druck

Eine Allianz von Aufständischen unter der Führung der Islamistenorganisation Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatte in dieser Woche bei einer Offensive im Nordwesten des Landes überraschend große Gebietsgewinne erzielt. Die Regierungstruppen und ihre Verbündeten gerieten im Umland der Städte Idlib und Aleppo unter Druck. Die Allianz islamistischer Rebellen nennt ihre neue Offensive «Abschreckung der Aggressionen».

Am Freitag, so die Augenzeugen, erreichten die Kämpfe den Stadtrand von Aleppo. Der Lärm der Gefechte und Explosionen waren weit zu hören. Einige Regierungstruppen haben angeblich ihre Positionen verlassen. Laut einem Reporter der dpa vor Ort sind Tausende von Menschen auf der Flucht in ländliche Gebiete oder andere Städte. Die Rebellenallianz hat eigenen Angaben zufolge eine Ausgangssperre in der Stadt verhängt, die bis 8 Uhr morgens am Samstag dauern soll.

Das syrische Verteidigungsministerium berichtete, dass die Streitkräfte mit massiven Angriffen im Umland von Aleppo und Idlib konfrontiert sind. Die syrische Armee griff mit russischer Luftunterstützung Dutzende Ziele in Idlib und in der Nähe von Aleppo an. Ein Sprecher der russischen Armee sagte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass, dass mindestens 200 Rebellen bei den russischen Angriffen getötet wurden.

Aleppo war in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft und wurde weitgehend zerstört. Erschütternde Aufnahmen der verwüsteten Stadt gingen damals um die Welt. 2016 wurden die Aufständischen vom syrischen Militär und dessen Verbündeten gewaltsam aus dem östlichen Teil der Stadt vertrieben. Die Schlacht um Aleppo gilt bis heute als eine der schlimmsten in mehr als 13 Jahren Bürgerkrieg. Idlib ist seit Jahren in der Hand der Aufständischen.

Russland griff 2015 ein – dann kam der Ukraine-Krieg

Seit dem Beginn der Rebellenoffensive am Mittwoch wurden laut der Beobachtungsstelle für Menschenrechte fast 300 Menschen getötet, darunter mindestens zwei Dutzend Zivilisten. Die Organisation mit Sitz in Großbritannien bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Informanten vor Ort und wird als verlässliche Quelle für Einblicke in das von jahrelanger Gewalt geplagte Land angesehen.

Russland intervenierte im Jahr 2015 in den syrischen Bürgerkrieg und half Präsident Assad, seine schwankende Macht mit seiner überlegenen Luftwaffe zu festigen. Seine Regierung kontrolliert mittlerweile wieder zwei Drittel des Landes. Aufgrund des Ukraine-Konflikts reduzierte Moskau jedoch ab 2022 seine Truppenpräsenz in Syrien. Eine politische Lösung für den Konflikt ist nicht in Sicht. Aufgrund des Bürgerkriegs sind Millionen Syrer ins Ausland geflohen – viele auch nach Deutschland.

dpa