Ein baldiges Misstrauensvotum im Parlament ist wahrscheinlich. Nach dem Rücktritt seiner Finanzministerin häufen sich Rücktrittsforderungen an den Premier.
Trudeau vor Misstrauensvotum: Ende seiner Regierung droht
Dem unter Druck stehenden kanadischen Premier Justin Trudeau droht ein Misstrauensvotum und das Ende seiner Regierung. Nachdem die Neue Demokratische Partei (NDP) dem Liberalen Trudeau im September bereits ihre Unterstützung entzogen hatte, ging NDP-Chef Jagmeet Singh nun noch einen Schritt weiter: «Die NDP wird für den Sturz dieser Regierung stimmen und den Kanadiern die Chance geben, für eine Regierung zu stimmen, die für sie arbeitet», schrieb er in sozialen Medien.
Es sieht so aus, als ob ein Misstrauensvotum im Parlament bald bevorstehen könnte. Angesichts der aktuellen Kräfteverhältnisse dürfte Trudeau dies kaum überstehen. Obwohl das Parlament in diesem Jahr keine weiteren Sitzungen geplant hat, könnte ein solcher Schritt wahrscheinlich erst zu Beginn des nächsten Jahres erfolgen.
Nachdem Chrystia Freeland am Montag als stellvertretende Premierministerin und Finanzministerin zurückgetreten ist, wurden auch vermehrt Rücktrittsforderungen an Trudeau gerichtet, der Kanada seit Ende 2015 regiert.
Vize Freeland mit lautem Abgang
Freeland, der Ansprüche auf die Führung der Liberalen nachgesagt werden, hatte sich mit Kritik an Trudeau aus der Regierung verabschiedet. «In den vergangenen Wochen waren wir uns uneinig über den besten Weg Kanadas in die Zukunft», erklärte sie in ihrem Rücktrittsschreiben. Trudeau hatte danach eine Kabinettsumbildung angekündigt.
Bei Neuwahlen sieht es derzeit in Umfragen gut für die Konservative Partei unter der Führung von Pierre Poilievre aus. In Kanada dominieren die Liberalen, die sich zwischen Zentrum und Mitte-Links bewegen, seit dem 20. Jahrhundert die Politik. Sie stellten die meisten Premierminister und prägten maßgeblich die vergleichsweise progressive Politik des nordamerikanischen Landes.