Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Kann Trumps Öl-Blockade Maduro zum Einlenken zwingen?

Zunächst waren es US-Angriffe auf Drogenboote. Jetzt blockieren die USA Öltanker. Sind die Öleinnahmen für Venezuelas Präsidenten die Achillesferse? Der Druck auf Maduro steigt, auch militärisch.

Erste Öltanker hat die US-Regierung schon beschlagnahmt.
Foto: U.S. Attorney General's Office/X/AP/dpa

Zuerst ging es um den Kampf gegen Drogenkartelle, aber mittlerweile spielen auch Ölvorkommen eine entscheidende Rolle: US-Präsident Donald Trump will offensichtlich, dass Venezuelas autoritärer Staatschef Nicolás Maduro sein Amt aufgibt. Er hat eine große Streitmacht in der Karibik versammelt und drohte mit einer vollständigen Blockade sanktionierter Öltanker auf dem Weg von und nach Venezuela. Damit gefährdet Trump die wichtigste Devisenquelle des Landes. Die US-Regierung handelt nun und beschlagnahmt Öltanker.

Hier sind wichtige Fragen und Antworten zum Thema:

Kann eine Öl-Blockade Maduro tatsächlich zum Einlenken zwingen?

Venezuela hängt wirtschaftlich stark vom Ölexport ab, da das Land rund 90 Prozent seiner Devisen daraus bezieht. Eine vollständige Blockade könnte die bereits schwer angeschlagene Wirtschaft des Landes weiter destabilisieren. Experten zufolge ist das staatliche Ölunternehmen PDVSA die wichtigste Einnahmequelle der Regierung. Eine Blockade würde daher auch die Löcher im Haushalt vergrößern, was Maduro unter Druck setzen würde.

Auf der anderen Seite hat Maduro bereits frühere Sanktionen und Krisen überstanden. Der wirtschaftliche Druck und die Auswirkungen auf die verarmende Bevölkerung im Land haben bisher nicht zu einem Verzicht auf die Macht geführt. Darüber hinaus pflegt Caracas Beziehungen zu Ländern wie China und Russland, die möglicherweise weiterhin venezolanisches Öl kaufen würden. Russlands Präsident Wladimir Putin hat Maduro kürzlich seine Unterstützung zugesagt.

Wie bedeutend sind Venezuelas Ölreserven?

Venezuela hat schätzungsweise 303 Milliarden Barrel (je 159 Liter) und somit die größten Ölreserven der Welt. Allerdings handelt es sich hauptsächlich um Schweröl, das nur mit spezieller Technik gefördert und raffiniert werden kann.

Trotz der großen Reserven ist die Ölproduktion mit etwa einer Million Barrel pro Tag jedoch relativ gering – vor 20 Jahren wurden noch fast drei Millionen Barrel Öl pro Tag in Venezuela produziert. Ursächlich für diesen Rückgang sind Sanktionen, aber insbesondere auch Missmanagement.

Die derzeitige Produktion Venezuelas entspricht nur etwa einem Prozent der weltweiten Fördermenge – sicher einer der Gründe, weshalb Trumps jüngste Kampagne den globalen Ölpreis bislang nicht in die Höhe getrieben hat.

Wohin exportiert Venezuela sein Öl hauptsächlich?

Früher waren die USA der Hauptabnehmer, aber seit 2019 haben die verhängten Sanktionen gegen Maduros Regierung dem ein Ende bereitet. Laut der US-Energieinformationsbehörde (EIA) geht jetzt der größte Teil des Öls per Tanker nach Asien, vor allem nach China. Weitere Lieferungen gehen nach Kuba sowie über Zwischenhändler in andere Länder.

Chevron, ein US-Ölkonzern, besitzt eine Ausnahmegenehmigung der US-Regierung für Geschäfte in Venezuela. Das Unternehmen betreibt Joint Ventures mit der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA und bringt technisches Know-how ein.

Trotz der geringen aktuellen Fördermenge wäre venezolanisches Öl für die USA nicht uninteressant, da an der US-Golfküste eine Reihe von Raffinerien immer noch speziell für das schwierig zu verarbeitende Schweröl aus Venezuela ausgelegt sind.

Welche Schritte haben die USA mit ihrer «Blockade» unternommen? 

Nur kurz vor Trumps Ankündigung der Blockade hatte das US-Militär bereits einen Öltanker vor der Küste Venezuelas unter Kontrolle gebracht. US-Justizministerin Pam Bondi und FBI-Direktor Kash Patel erklärten, dass das Schiff Teil eines illegalen Netzwerks war, das Öl zur Unterstützung ausländischer Terrororganisationen transportiert hatte, beispielsweise in den Iran. Es lag ein Haftbefehl vor. Venezuela verurteilte den Einsatz.

Am Samstag wurde von den US-Streitkräften ein weiterer Öltanker beschlagnahmt. Die US-Regierung hat angekündigt, weiterhin gegen die illegale Verschiffung von sanktioniertem Öl vorzugehen. Am Sonntag (Ortszeit) hat die Küstenwache laut Medienberichten versucht, die Kontrolle über einen weiteren Tanker zu erlangen. Das Schiff hat jedoch abgelehnt und ist trotz Verfolgern weitergefahren.

Würde bei einer Blockade nicht vor allem die Bevölkerung leiden?

Laut den Vereinten Nationen würde eine weitere Verringerung der Staatseinnahmen die humanitäre Situation in Venezuela verschlimmern. UN-Berichte zeigen, dass der Rückgang der Öleinnahmen und internationale Sanktionen zu einem Rückgang der Deviseneinnahmen geführt haben, was die Einfuhr von Lebensmitteln, Medikamenten und Ersatzteilen einschränkt.

Ein beträchtlicher Teil der rund 28 Millionen Einwohner lebt bereits in Armut. Aufgrund der Krise sind Millionen von ihnen bereits ins Ausland geflohen, insbesondere in Nachbarländer wie Kolumbien.

So hätte es nicht sein sollen, argumentieren Kritiker der Regierung. Venezuela, ein Petrostaat, wurde einst als das Saudi-Arabien Lateinamerikas angesehen, als eines der reichsten Länder der Region. Schon unter Maduros Vorgänger, dem sozialistischen Präsidenten Hugo Chávez (1999-2013), wurden weite Teile der Wirtschaft verstaatlicht, der Ölsektor wurde kontrolliert und private Investitionen wurden eingeschränkt. Experten betrachten dies als die Hauptursache für den wirtschaftlichen Niedergang.

Wieso spricht Trump von «gestohlenen Vermögenswerten»?

Trump begründete seine Blockadeankündigung auch damit, dass Venezuela angeblich Ölfelder, Land und Eigentum der USA gestohlen hat. Trump erklärte nicht genau, was er damit meinte. In den frühen 2000er Jahren hatte Venezuela unter Chávez jedoch Ölfelder verstaatlicht. Darunter waren auch ausländische Unternehmen, darunter US-Konzerne. Mehrere Schiedsgerichte sprachen den Unternehmen Entschädigungen zu. Viele dieser Forderungen sind bis heute nicht vollständig beglichen.

Und die US-Angriffe auf angebliche Drogenboote in der Karibik?

Die Beziehungen der beiden Länder hatten sich in den letzten Monaten bereits dramatisch verschlechtert. Trumps Regierung beschuldigte Maduro, ein von den USA als Terrororganisation eingestuftes Drogenkartell zu leiten und für den Schmuggel von Rauschgift in die USA verantwortlich zu sein. Es kam zu mehreren tödlichen Angriffen des US-Militärs auf angeblich mit Drogen beladene Boote in internationalen Gewässern in der Karibik.

Experten sagen, dass Venezuela kein bedeutendes Herstellungsland für Drogen ist, sondern hauptsächlich als Transitland dient – insbesondere für den europäischen Markt. Maduro beschuldigt Washington, einen Regimewechsel in Venezuela erzwingen zu wollen.

Trump sagte jüngst offen, Maduros Tage an der Staatsspitze seien gezählt. Für zusätzliche Spannungen sorgte ein Interview seiner Stabschefin Susie Wiles mit dem Magazin «Vanity Fair» über ihren Chef, in dem sie ähnliche Aussagen machte. «Er will so lange Boote in die Luft jagen, bis Maduro aufgibt. Und Leute, die sich damit viel besser auskennen als ich, sagen, dass er das auch schaffen wird», wurde Wiles zitiert. Später erklärte sie, ihre Äußerungen seien aus dem Zusammenhang gerissen worden.

Welche Rolle spielt das Militär? 

In den vergangenen Monaten hat das US-Militär in der Karibik eine schlagkräftige Streitmacht aus Kriegsschiffen, Kampfflugzeugen und Tausenden Soldaten zusammengezogen. Im Einsatz ist auch das größte Kriegsschiff der Welt, der Flugzeugträger «USS Gerald R. Ford». Trump sprach in seiner Blockade-Ankündigung davon, dass Venezuela von der «größten Armada» in der Geschichte Südamerikas «komplett umzingelt» sei. 

Es ist unklar, ob das US-Militär tatsächlich Einsätze auf venezolanischem Boden beginnen wird, obwohl der militärische Aufmarsch eine klare Drohgebärde ist. Trump hatte bislang solche Einsätze immer wieder vage in Aussicht gestellt.

Das venezolanische Militär ist möglicherweise technisch unterlegen, aber es ist Maduro gegenüber – so weit bekannt – sehr loyal. Ein US-Einmarsch in das Land, das flächenmäßig knapp dreimal so groß ist wie Deutschland, ist nur schwer vorstellbar. Darüber hinaus könnte ein plötzliches Machtvakuum nach Jahren der autoritären Herrschaft das Land ins Chaos stürzen und die gesamte Region destabilisieren.

dpa