Ein erster Wahlgang erbrachte zum Auftakt des Konklaves nicht die erforderliche Mehrheit für einen neuen Papst. Nun machen die Kardinäle weiter – ungewiss ist, wie lange.
Kardinäle suchen weiter nach neuem Papst
Nach einem gescheiterten Wahlgang und einer ersten Nacht in Isolation vom Rest der Welt suchen etwa 130 Kardinäle heute im Konklave weiterhin nach einem neuen Papst. Seit dem frühen Mittwochabend befinden sich die wahlberechtigten Kardinäle unter 80 Jahren im Konklave. Sie sind somit unter sich – bis zur Wahl eines neuen Oberhaupts von 1,4 Milliarden Katholiken.
Es sind bis zu vier Wahlgänge für heute geplant. Rauchsignale sollen am Vormittag oder gegen Mittag und gegen Abend erscheinen – falls die Wahl so lange dauert.
Warten auf ein Rauchsignal
Die Öffentlichkeit erfährt nur durch Rauchsignale, was bei den Wahlgängen in der Sixtinischen Kapelle des Vatikans passiert. Am Abend stieg erstmals schwarzer Rauch aus einem eigens installierten Schornstein auf dem Dach – das Signal für einen Wahlgang ohne die erforderliche Mehrheit.
Laut dem Vatikan verfolgten am Mittwochabend 45.000 Menschen auf dem Petersplatz gespannt, welche Farbe das erste Rauchzeichen aus dem Konklave haben würde, während sie auf das Dach der Sixtinischen Kapelle blickten.
Das Signal kam erst gut drei Stunden nach Schließung der Türen der Kapelle. Bis dahin äußerten die Wartenden ihre Ungeduld mit Klatschchören. Gelächter brach aus, als ein Flugzeug hinter dem Schornstein weiße Kondensstreifen in den Himmel zog.
Konklaven dauerten zuletzt zwei bis drei Tage
Viele gehen davon aus, dass es noch in dieser Woche einen neuen Papst geben wird: Seit den 1960er Jahren waren alle Konklaven nach zwei oder drei Tagen vorbei. Allerdings hat der verstorbene Papst Franziskus so viele neue Kardinäle ernannt, auch aus entfernten Ländern, dass sich viele Wahlmänner noch nicht richtig kennen. Das Konklave ist so groß und so international besetzt wie noch nie.
Die Kardinäle, die wahlberechtigt sind, müssen unter 80 Jahre alt sein. Um den 267. Pontifex in der zweitausendjährigen Kirchengeschichte zu wählen, ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich – also 89 Stimmen.
«Jeder hofft natürlich, dass es nicht so lange dauert»
Auch drei deutsche Kardinäle wählen mit. Der ehemalige Präfekt der Vatikan-Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, sagte der Deutschen Presse-Agentur, er habe sich seinen Koffer für «fünf, sechs Tage» packen lassen. «Man muss schon vorbereitet sein», so der 77-Jährige. «Aber jeder hofft natürlich, dass es nicht so lange dauert. Jeder will nach Hause.» Wahlberechtigt aus Deutschland sind auch die Kardinäle Reinhard Marx (71) aus München und Rainer Maria Woelki (68) aus Köln.
Die Kirchenoberen sind im Gästehaus-Komplex des Vatikans, der Casa Santa Marta, untergebracht – auch dort abgeschottet von der Außenwelt. Sie müssen ihre Handys, Smartphones und alle anderen digitalen Geräte abgeben. In dieser Unterkunft verbringen sie auch die letzten Stunden bis zum feierlichen Einzug in die Sixtinische Kapelle – einem der schönsten Wahllokale der Welt. Unter den Deckengemälden von Michelangelo mussten sie vor Gott einen Eid ablegen, dass sie das Kontaktverbot und die Geheimhaltung einhalten.
Erster Auftritt auf einem Balkon
Nach der Wahl eines neuen Papstes steigt der sprichwörtliche weiße Rauch über der Sixtinischen Kapelle auf. Kurz darauf wird vom Balkon des Petersdoms verkündet: „Habemus Papam“ (Wir haben einen Papst). Anschließend tritt das neue Kirchenoberhaupt vor die Öffentlichkeit, die auch seinen selbst gewählten Papstnamen erfährt.
Die Listen mit potenziellen Nachfolgern für Franziskus wurden vor dem Konklave von Tag zu Tag länger. Neben Pietro Parolin gelten zwei weitere Italiener als Anwärter: der Erzbischof von Bologna, Matteo Zuppi (69), sowie der Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa (60). Auch im Kandidaten-Karussell sind der Philippiner Luis Antonio Tagle (67), der Franzose Jean-Marc-Aveline (66), der Portugiese José Tolentino de Mendonça (59), der Ungar Peter Erdö (72), der Luxemburger Jean-Claude Hollerich (66) – und noch einige mehr.
Laut der katholischen Glaubenslehre ist der Papst der Nachfolger des Apostels Petrus und der Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Er ist auch der Bischof von Rom, der Primas von Italien und das Staatsoberhaupt des Vatikans. Allerdings hat er keine große weltliche Macht.