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Stockende Vermittlungsbemühungen im Gaza-Krieg durch Katar

Katar setzt Vermittlerrolle aus, droht mit Ausstieg, um Macht zu stärken. Deutschland kämpft weiter für Geiselbefreiung.

Katar bestreitet ein Ende seiner Vermittlerrolle im Gaza-Krieg. (Archivbild)
Foto: Nathan Howard/Pool Reuters/dpa

Die Bemühungen um eine Waffenruhe im Gaza-Krieg und die Freilassung der israelischen Geiseln in der Gewalt der radikalislamischen Hamas sind laut Katar ins Stocken geraten. Das Außenministerium des Golfemirats hat Berichte über ein Ende seiner Vermittlerrolle in den indirekten Verhandlungen zwischen den Konfliktparteien zwar dementiert. “Katar hat jedoch vor zehn Tagen mitgeteilt, dass es seine Vermittlerrolle aussetzen wird, wenn es in dieser Runde zu keiner Einigung kommt”, erklärte der Sprecher des katarischen Außenministeriums, Madschid Al-Ansari. Grundsätzlich sei Katar weiterhin bereit, seinen Beitrag zu einer Einigung zu leisten.

«Katar wird diese Bemühungen mit seinen Partnern fortsetzen, wenn die Parteien den Willen und Ernst dabei zeigen, den brutalen Krieg zu beenden», erklärte er. Es blieb dabei zunächst unklar, ob Katars Vermittlungsbemühungen aktuell auf Eis gelegt waren oder ob es noch laufende Gespräche gab. 

Die «Times of Israel» und internationale Medien hatten zuvor unter Berufung auf diplomatische Quellen berichtet, Doha gebe seine Vermittlerrolle auf angesichts der «Weigerung Israels und der Hamas, mit gutem Willen zu verhandeln».

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor mehr als einem Jahr hat Katar gemeinsam mit den USA und Ägypten geholfen, den Austausch von Geiseln aus der Gewalt der Hamas gegen palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen zu ermöglichen. Im November 2023 wurden mehr als 100 Geiseln bei einer kurzen Waffenruhe freigelassen. Seitdem gab es zahlreiche indirekte Verhandlungen der Kriegsparteien über eine weitere mögliche Waffenruhe, unter anderem in der katarischen Hauptstadt Doha, aber keinen neuen Durchbruch.

Beobachter spekulieren, dass Katar damit droht, seine Vermittlerrolle aufzugeben, um seine Macht in der Region zu festigen und verschiedene Seiten gegeneinander auszuspielen.

Hamas seit 2012 mit Büro in Doha vertreten

Katar wird aufgrund seiner Beziehungen zur Hamas, die bis in die 1990er Jahre zurückreichen, als wichtiger Vermittler angesehen. Nach den Unruhen der arabischen Aufstände in der Region eröffnete die Hamas 2012 ein politisches Büro in Katar. Bereits zuvor floss viel Geld aus Katar an die Hamas, die 2007 die Kontrolle über den Gazastreifen übernahm. Nach dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 auf Israel, der den Gaza-Krieg auslöste, wurden Forderungen an die Regierung Katars laut, das Büro zu schließen. Die EU, die USA und Israel betrachten die islamistische Hamas als Terrororganisation.

Das Außenministerium dementierte nun auch Berichte über eine angeblich angeordnete Schließung des Hamas-Büros in Doha. «Das Hauptziel des Büros in Katar ist, ein Kommunikationskanal zwischen den betroffenen Parteien zu sein», teilte Al-Ansari mit. Dieses habe in vorigen Phasen der Verhandlungen dazu beigetragen, zeitweise eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zu erreichen. 

Seibert fordert Freilassung der Geiseln im Gazastreifen

Deutschland wird sich nach Worten des deutschen Botschafters in Israel, Steffen Seibert, weiterhin mit aller Kraft für die Freilassung von noch rund 100 israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas im Gazastreifen einsetzen. Für einige israelische Politiker sei das Schicksal der Geiseln nur eines der Ziele, und sicherlich nicht das wichtigste, zitierte ihn die Zeitung «Times of Israel».

Am 400. Tag der brutalen Geiselnahme von 250 Israelis und Angehörigen anderer Nationalitäten bei dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 drückte er tiefe Trauer und Hilflosigkeit aus, ergänzte Seibert während einer Rede in Tel Aviv. Er sprach auf Hebräisch vor Tausenden Teilnehmern einer Demonstration für die Freilassung der Geiseln.

Es war bereits das zweite Mal, dass der Diplomat bei einer Kundgebung von Angehörigen und Freunden der Geiseln sprach. Er denke jeden Tag an diese verschleppten Männer, Frauen und Kinder in der Hand der Hamas. «Wir fordern ihre Rückkehr», sagte Seibert. Viele der Geiseln dürften jedoch nicht mehr am Leben sein.

Tote und Verletzte bei israelischen Angriffen im Libanon

Die Kämpfe gehen weiterhin an anderen Fronten. Laut eigenen Angaben hat die israelische Luftwaffe Einrichtungen der Hisbollah-Miliz in der Nähe der Stadt Tyros im Südlibanon und bei der Stadt Baalbek im Osten des Landes bombardiert. Die Ziele waren angeblich Terroristen, militärisch genutzte Wohnungen und Waffenlager. Die Informationen des Militärs konnten vorerst nicht unabhängig überprüft werden und widersprachen den Angaben libanesischer Behörden.

Das Gesundheitsministerium in Beirut gab bekannt, dass bei den israelischen Angriffen im Bezirk Tyros acht Menschen, darunter sechs Sanitäter, getötet wurden. Zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Auch diese Informationen konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Laut der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien griffen israelische Kampfflugzeuge auch eine Radarstation der syrischen Armee im Süden des Landes an. Es seien heftige Explosionen zu hören gewesen. Die syrische Luftabwehr habe keine Abwehrversuche unternommen. Über mögliche Opfer war zunächst nichts bekannt.

dpa