Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Billionen-Trip durch Nahost? Trumps Zahlen und viele Fragen

Millionen, Milliarden, Billionen: Während seiner Reise durch die Golfregion spricht der US-Präsident wie so oft über gewaltige Summen. Aber es gibt Zweifel an den Zahlen und Kritik an einzelnen Deals.

Katars Ministerpräsident versteht die Diskussionen um das als Geschenk geplante Flugzeug für US-Präsident Trump nicht.
Foto: Nathan Howard/Pool Reuters/dpa

US-Präsident Donald Trump hat während seines Nahost-Trips mit Wirtschaftsdeals in Billionenhöhe geprahlt. Es gibt jedoch Zweifel an einigen finanziellen Ankündigungen während der Reise – ähnlich wie bei früheren Aussagen Trumps zu großen Geldgeschäften.

Der Republikaner sagte, seine Reise durch die Golfregion könnte zwischen 3,5 und 4 Billionen US-Dollar generieren. Trump sprach bei einem Treffen mit Wirtschaftschefs in Katar von einem «sehr historischen Trip». Seine viertägige Nahost-Reise sei mit Blick auf neue Investitionen in den USA eine «Rekord-Tour». Der 78-Jährige schwärmte: «So etwas hat es noch nie gegeben.» Er nannte aber keine Details zu den Summen. Und auch andere Ankündigungen über milliardenschwere Vereinbarungen werfen Fragen auf.

Trump kam in den Vereinigten Arabischen Emiraten an, der letzten Station seines mehrtägigen Trips durch die Golfregion. Wie zuvor in Saudi-Arabien und Katar wurde er dort mit viel Pomp und opulenten Zeremonien empfangen. Die Golfstaaten präsentierten offen ihren Reichtum, konkurrierten um die Gunst des Präsidenten und bemühten sich, sich gegenseitig mit Investitionszusagen zu übertreffen.

Undurchsichtige Kalkulationen

Saudi-Arabien hat angekündigt, 600 Milliarden Dollar in den USA zu investieren. Während des Besuchs von Trump blieben jedoch die einzelnen Investitionssummen, die vom Weißen Haus veröffentlicht wurden, deutlich unter dieser Summe. Das Land finanziert derzeit ein kostspieliges Reformprogramm, steuert erneut auf ein großes Haushaltsdefizit zu und ist durch den niedrigen Ölpreis unter Druck.

Mit Katar einigten sich die USA nach Angaben des Weißen Hauses auf einen «wirtschaftlichen Austausch» im Wert von mindestens 1,2 Billionen Dollar sowie Wirtschaftsdeals im Wert von mehr als 240 Milliarden Dollar. Auch hier gab es aber keine Details, und Katar veröffentlichte überhaupt keine Angaben zu den geplanten Investitionen. Bei einem Deal der Fluggesellschaft Qatar Airways mit dem US-Flugzeugbauer Boeing etwa sprach Trump in Doha zunächst von einem Umfang von «mehr als 200 Milliarden Dollar» und dem größten Auftrag in der Boeing-Geschichte. Das Weiße Haus bezifferte den Umfang kurz darauf auf 96 Milliarden Dollar. 

Die Emirate – die letzte Station auf Trumps Nahost-Trip – haben erneut neue Investitionen in den USA von 1,4 Billionen Dollar über zehn Jahre angekündigt. Laut Angaben der Emirate sollen diese Investitionen unter anderem in den Bereichen Künstliche Intelligenz (KI) und Energie getätigt werden. Es wurde jedoch auch keine detaillierte Aufstellung dazu veröffentlicht.

Zu große Versprechen?

Seit seinem Amtsantritt im Januar spricht Trump immer wieder davon, dass er Investitionen von mehreren Billionen Dollar für die USA erreicht habe. In Doha sagte der Republikaner, dass er innerhalb von zwei Monaten im Amt «mindestens zehn Billionen (Dollar) an Investitionen und möglichen Investitionen» gesichert habe. Auch an diesen Zahlen gibt es Zweifel. 

«Historisch gesehen versprechen Ankündigungen von großen Investitionen häufig zu viel und liefern zu wenig», sagte Professor Roman Yampolskiy von der Universität Louisville, der zu KI forscht, dem Nachrichtenkanal Al-Dschasira. Der Sender kam in einer Aufstellung zu dem Ergebnis, dass nur etwa die Hälfte der von Trump genannten zehn Billionen Dollar tatsächlich durch konkrete Ankündigungen von Unternehmen und anderen Ländern belegt sei. Große Summen seien zudem über Jahre oder ein Jahrzehnt geplant.

Die Geschäfte der Trump-Familie

Schon in seiner Vergangenheit als Geschäftsmann machte sich Trump einen Namen damit, es mit Zahlen nicht ganz genau zu nehmen. Vor seinem Start in die zweite Amtszeit war der Republikaner in einem Betrugsprozess zu einer Strafe von mehr als 350 Millionen Dollar verurteilt worden. In dem Zivilverfahren wurde Trump, seinen Söhnen und Mitarbeitern vorgeworfen, den Wert der Trump Organization jahrelang manipuliert zu haben, um an günstigere Kredite und Versicherungsverträge zu gelangen.

Eric und Don Junior, die Söhne von Trump, führen den Immobilienkonzern. Die Trump Organization ist auch in der Golfregion sehr aktiv. Hochrangige US-Demokraten kritisierten, dass Trumps Reise anscheinend weniger ein offizieller politischer Besuch ist, sondern eher persönliche geschäftliche Interessen im Vordergrund stehen.

Die Sache mit dem Flugzeug

Die Vorwürfe wurden verstärkt durch die Enthüllung eines anderen Plans: Trump denkt darüber nach, ein luxuriöses Flugzeug als Geschenk von der Führung in Katar anzunehmen. Katar soll der US-Regierung kostenlos eine Boeing 747 zur Verfügung stellen, die als Präsidentenmaschine Air Force One für Trump umgebaut werden soll.

Berichten zufolge hat das Flugzeug einen Wert von etwa 400 Millionen Dollar. Es wäre vermutlich das bisher größte Geschenk eines ausländischen Partners für einen US-Präsidenten, was rechtliche und ethische Fragen aufwürfe. Demokraten sprachen von «blanker Korruption» und drohten mit Protestaktionen im US-Parlament. 

Trump verteidigte das Vorhaben in den vergangenen Tagen vehement gegen Kritik. Und auch die katarische Regierung äußerte Unverständnis über die Empörung. Es handele sich um ein «ganz einfaches Geschäft von Regierung zu Regierung», sagte Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman Al Thani dem Fernsehsender CNN. Es sei eine normale «Transaktion». Offiziell verkündet wurde eine solche «Transaktion» während Trumps Besuch in Katar allerdings nicht.

dpa