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Kiew treibt Produktion von Drohnen voran

Der Einsatz von Drohnen an der Front gewinnt für Kiew immer mehr an Bedeutung. Während in der Ukraine weiter schwere Kämpfe toben, wird über einen unautorisierten Vermittlungsversuch spekuliert.

Die Ukraine setzt verstärkt auf Drohnen
Foto: Uncredited/ukrin/dpa

Die Ukraine passt sich an die neue Form der Kriegsführung an und setzt nun verstärkt auf Drohnen. Die Stawka, die oberste Militärführung der Ukraine, hat sich bei ihrer letzten Sitzung auf die zukünftige Produktion und den Einsatz von Drohnen festgelegt. Präsident Wolodymyr Selenskyj erwähnte in seiner abendlichen Videoansprache, dass bei der Entscheidung verschiedene Faktoren berücksichtigt wurden, von der Beliebtheit bestimmter Drohnen bei der Truppe bis hin zum Einsatz von sogenannten Langstreckendrohnen.

Bei den Beratungen mit Vize-Oberbefehlshaber Wadim Sucharewskyj, dem stellvertretenden Regierungschef Mychajlo Fedorow und Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk seien «sehr wichtige» Entscheidungen getroffen worden. Details nannte Selenskyj nicht. «Die Zeit wird zeigen, wie sich diese Entscheidungen an der Front auswirken.»

Das ukrainische Militär hat bereits vor einiger Zeit neben Panzertruppe, Infanterie oder Artillerie eine eigene Truppengattung für den Einsatz von Drohnen gegründet. “Ein großer Teil dieser unbemannten Flieger wird bereits in der Ukraine hergestellt.” Langstreckendrohnen sind bisher für Kiew die einzige Möglichkeit, Ziele tief im russischen Staatsgebiet anzugreifen.

Laut einem Bericht des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR hat eine sogenannte Kamikaze-Drohne eine Schießpulverfabrik in der Nähe von Tambow getroffen, die knapp 420 Kilometer südöstlich von Moskau und über 400 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt. Es gibt noch keine genauen Informationen über die Auswirkungen des Angriffs, wie die «Ukrainska Prawda» aus der Mitteilung zitiert. Von russischer Seite gab es keine entsprechende Erklärung.

Weiter schwere Kämpfe bei Pokrowsk 

Die Stadt Pokrowsk in der Region Donezk in der Ostukraine war erneut Schauplatz intensiver Kämpfe. Laut dem Generalstab in Kiew versuchten russische Einheiten weiterhin, die ukrainischen Verteidigungsstellungen dort zu überwinden. Die russischen Angriffe wurden mit Verlusten für das russische Militär abgewehrt. Diese Informationen konnten nicht unabhängig bestätigt werden.

Am Abend traf eine russische Rakete die südukrainische Hafenstadt Odessa. Die ballistische Rakete schlug laut offiziellen Angaben im Hafenbereich ein. Bürgermeister Hennadij Truchanow berichtete, dass bei der Explosion mindestens eine Person ums Leben gekommen sei und sieben weitere verletzt wurden.

Medwedew zeigt sich zufrieden mit Zustrom an Freiwilligen

Trotz der schweren Verluste in der Ukraine haben die russischen Streitkräfte nach eigenen Angaben keinen Personalmangel. Laut dem Vize-Vorsitzenden des Nationalen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, wurde die russische Armee allein in diesem Jahr durch 190.000 Freiwillige und Zeitsoldaten verstärkt. Dies erfüllt die Aufgabe des Kremls, Vertragsbedienstete und Freiwillige zu verpflichten, wie der ehemalige Präsident Russlands bei einem Treffen im Verteidigungsministerium erklärte.

«Die durchschnittliche tägliche Rekrutierungsrate bleibt stabil und beläuft sich auf etwa 1.000 Personen», wurde Medwedew weiter von der Staatsagentur Tass zitiert. Die Zeitsoldaten, meist Reservisten, ergänzen die normalen Einberufungen.

Die russischen Streitkräfte erleiden an den Fronten der Ukraine hohe Verluste. Laut Schätzungen der ukrainischen Militärführung wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor über zwei Jahren fast 550.000 russische Soldaten getötet oder verwundet.

Spekulationen über Orban-Besuch in Moskau 

Zwei Tage nach Viktor Orbans Besuch in Kiew gibt es Gerüchte, dass der ungarische Ministerpräsident am Freitag nach Moskau reisen will. «Die Gerüchte über Ihren Besuch in Moskau können nicht wahr sein, Ministerpräsident Viktor Orban, oder doch?», schrieb der polnische Ministerpräsident Donald Tusk am Abend auf der Plattform X. Zuvor hatten verschiedene Medien über den möglichen Besuch berichtet.

Orban sei laut einem Sprecher des ungarischen Ministerpräsidenten am Freitag und Samstag in Schuscha in Bergkarabach bei einem Treffen der Turkvölker-Staaten gewesen, wie die staatliche ungarische Nachrichtenagentur MTI berichtete. Kremlsprecher Dmitri Peskow äußerte sich nicht zu dem Thema.

Michel: Diskussionen über Ukraine nicht ohne Ukraine

EU-Ratspräsident Charles Michel benannte die Gerüchte um den Besuch zwar nicht konkret, mahnte aber an, dass die rotierende EU-Ratspräsidentschaft – die Ungarn gerade innehat – kein Mandat habe, im Namen der EU gegenüber Russland zu verhandeln. «Der Europäische Rat ist sich darüber im Klaren: Russland ist der Aggressor, die Ukraine das Opfer. Diskussionen über die Ukraine können ohne die Ukraine nicht stattfinden.»

https://x.com/CharlesMichel/status/1808901878140330222

Orban hatte erst am Dienstag Kiew besucht und den ukrainischen Präsidenten aufgefordert, einer Feuerpause an den Fronten der Ukraine zuzustimmen. Dies war von Selenskyj abgelehnt worden, inzwischen hat auch Kremlchef Wladimir Putin ein dezidiertes «Njet» geäußert. Putin lehnte zudem ein Vermittlungsangebot des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan ab.

dpa