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Weltklimakonferenz in Brasilien endet ohne verbindlichen Plan

Enttäuschung über fehlende Einigung auf Abkehr von fossilen Energieträgern und Klimahilfen für ärmere Länder.

Auch auf dem Konferenzgelände wurde für mehr Klimaschutz demonstriert.
Foto: Andre Penner/AP/dpa

Trotz einer Verlängerung von mehr als 19 Stunden konnte sich die Weltklimakonferenz in Brasilien nicht auf einen verbindlichen Plan zur Reduzierung von Öl, Kohle und Gas einigen. Die rund 200 Länder haben in Belém lediglich eine freiwillige Initiative vereinbart, um die Bemühungen der Staaten zum Klimaschutz zu beschleunigen.

Öl, Kohle und Gas kommen nicht vor

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) äußerte sich «ein bisschen enttäuscht» und sagte, die Ölstaaten hätten mit einer «Blockade» ehrgeizigere Beschlüsse verhindert. Im zentralen Abschlussdokument ist nicht die Rede von fossilen Energieträgern, auch Öl, Kohle und Gas werden nicht explizit genannt – außer im Begriff «Treibhausgase». 

Beschlossen wurde, dass reiche Staaten ihre Klimahilfen an ärmere Länder zur Anpassung an die Folgen der Erderhitzung deutlich erhöhen. Konkret ist von einer Verdreifachung bis 2035 die Rede. Finanzexperte Jan Kowalzig von Oxfam kritisierte, dass «kein Basisjahr für die Verdreifachung und kein konkreter Betrag» genannt wird. Der Betrag dürfte deutlich unter den von den Entwicklungsländern geforderten jährlich 120 Milliarden US-Dollar liegen.

Bundesregierung und Verbündete konnten sich nicht durchsetzen

Die Bundesregierung hat sich für das konkretere Ziel eines Fahrplans zum Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas eingesetzt, jedoch konnte sie sich nicht durchsetzen. Bereits bei der Klimakonferenz vor zwei Jahren in Dubai hatte die Weltgemeinschaft beschlossen, sich von diesen fossilen Brennstoffen abzuwenden – wann und wie dies geschehen soll, wurde in Belém nun anders als erhofft nicht präzisiert.

Trotzdem betonte Umweltminister Schneider mit Blick auf den Austritt der USA aus dem Pariser Klimaabkommen: «Das Entscheidende ist, dass die Welt am Tisch sitzt», auch wenn ein großer Spieler nicht mehr dabei sei.

Bauchlandung für Brasilien

Brasilien hat eine Bauchlandung erlitten. Noch zu Beginn der vergangenen Woche hatte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva erklärt, dass Fahrpläne benötigt werden, um die Abhängigkeit der Menschheit von fossilen Brennstoffen zu überwinden sowie die Entwaldung zu stoppen und umzukehren. Damit hatte er bei vielen Gipfelteilnehmern hohe Erwartungen geweckt.

Der von Brasilien bewusst symbolisch ausgewählte Konferenzort am Rande des fürs Weltklima wichtigen Amazonas wurde zwar vielfach beschworen – doch auch einen konkreten «Waldaktionsplan», um die Zerstörung von Wald einzudämmen, beschloss die Konferenz nicht. Es wird lediglich an einen früheren Beschluss erinnert, die Entwaldung bis 2030 zu stoppen.

Neuer Fonds soll Regenwald erhalten helfen

Die Gastgeber haben einen neuen Fonds zum Schutz des Regenwalds, für den Deutschland über einen Zeitraum von zehn Jahren eine Milliarde Euro bereitstellt. Länder, die ihre Wälder erhalten, sollen belohnt werden, während sie für jeden zerstörten Hektar Wald Strafe zahlen müssen.

Die Stadt Belém am Rande des Regenwaldes hatte in den letzten zwei Wochen mit Herausforderungen zu kämpfen, da es an Hotelbetten mangelte, die durch Kreuzfahrtschiffe und Privatunterkünfte ergänzt wurden.

Denn die Außenwelt war selten so spürbar wie in Brasilien auf einer Klimakonferenz: Die hallengroßen Zelte konnten mehrmals den heftigen tropischen Regengüssen nicht widerstehen, sodass es in die Flure tropfte. Aus ungeklärter Ursache brach sogar ein Feuer aus und zwang alle auf die Straße. „Die COP, wie die Klimakonferenz im UN-Jargon heißt, brennt, genauso wie die Welt“, sagten Aktivisten prompt.

Indigene Aktivisten stürmten das Gelände

Indigene waren auf der Amazonas-COP so zahlreich vertreten wie noch nie zuvor. Dennoch wussten viele indigene Gruppen, wie sie die Weltöffentlichkeit nutzen konnten: An einem Abend stürmten zahlreiche indigene Aktivisten das abgesicherte Gelände, und wenige Tage später blockierte eine Gruppe morgens den Eingang – im Streben nach mehr Mitsprache und Landrechten.

Der Druck von außen war ein deutlicher Kontrast zu den vorherigen Klimakonferenzen in autoritären Staaten wie Aserbaidschan oder Ägypten. Höhepunkte der Proteste in Belém waren ein mehrtägiger «Gipfel des Volkes» auf dem Uni-Gelände und eine riesiger, bunter Marsch von Zehntausenden für mehr Klimaschutz.

1,5-Grad-Limit wird befristet überschritten

Es ist dringend erforderlich, schnell zu handeln angesichts der eskalierenden Klimakrise. Denn durch die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle entstehen die meisten klimaschädlichen Treibhausgase, die dazu führen, dass sich der Planet immer weiter aufheizt. Die letzten zehn Jahre waren die zehn wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen.

Die Wissenschaft geht mittlerweile davon aus, dass die im Pariser Klimaabkommen angestrebte maximale Erderwärmung von 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit mindestens vorübergehend überschritten wird, und zwar bereits spätestens zu Beginn der 2030er Jahre. Die drastischen Folgen wären mehr und heftigere Stürme, Waldbrände, Dürren und Überschwemmungen.

dpa