Donald Trump nennt die Erderwärmung einen Schwindel. Solchen Klimaleugnern stellt sich Brasiliens Staatsoberhaupt zu Beginn der COP30 am Amazonas entschlossen entgegen.
UN-Gipfel startet mit Kampfansage an Klimaleugner

Zu Beginn der Weltklimakonferenz in Brasilien hat Präsident Luiz Inácio Lula da Silva den Leugnern der Erderwärmung eine Kampfansage gemacht. Auf dieser «Konferenz der Wahrheit» gehe es auch darum, sich der Desinformation zur Klimakrise entgegenzustellen, sagte der linke Politiker in Belém vor Vertretern aus rund 200 Staaten. «Es ist jetzt an der Zeit, den Leugnern eine neue Niederlage zuzufügen.» Unter anderem hatte US-Präsident Donald Trump die Erderwärmung einen «Schwindel» genannt.
Die Gastgeber des zweiwöchigen UN-Gipfels erwarten rund 50.000 Teilnehmer. Die Stadt Belém am Amazonas, eine der ärmsten Brasiliens, ist mit den vielen Besuchern stark überlastet. Dazu sagte Lula, die Konferenz ins Herz des Amazonas zu bringen, sei schwierig, aber notwendig gewesen. «Wer den Wald nur von oben sieht, weiß nicht, was unter seinem Dach geschieht.» Nur so könne die Welt der Realität im tropischen Amazonas-Regenwald ins Auge sehen, wo indigene Gemeinschaften durch die Abholzung gigantischer Flächen ihren Lebensraum verlieren.
Wie kann die Krise eingedämmt werden?
Die zentrale Frage des Treffens ist, wie die globale Erwärmung bekämpft werden kann. Die vorgelegten Klimaschutzpläne sind bei weitem nicht ausreichend, um die verheerenden Auswirkungen zu verhindern. Dazu gehören häufigere und intensivere Dürren, Stürme, Waldbrände und Überschwemmungen. Darüber hinaus fordern arme Länder auf der COP30 hohe Milliardenbeträge von den Industriestaaten, um sich an diese lebensfeindlicheren Bedingungen anzupassen.
UN-Klimachef Simon Stiell strich zur Eröffnung die Erfolge im Kampf gegen die Erderwärmung heraus. Das vor zehn Jahren geschlossene Pariser Klimaabkommen habe den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase gebremst. Doch wolle er nichts schönreden. «Wir müssen viel, viel schneller werden.»
Solar- und Windkraft inzwischen am kostengünstigsten
Hoffnung setzt er nach eigenen Worten in die Abkehr von Öl, Gas und Kohle, deren Verbrennung die Klimakrise anheizt. Solar- und Windenergie seien mittlerweile in 90 Prozent der Welt die kostengünstigste Energiequelle. Und erneuerbare Energien hätten die Kohle jetzt als weltweit wichtigste Energiequelle abgelöst. «Jetzt zu zögern macht weder wirtschaftlich noch politisch Sinn – in einer Zeit, in der Megadürren die nationalen Ernten vernichten und die Lebensmittelpreise in die Höhe treiben.»
«Die Wissenschaft wird wirklich nervös»
Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström, äußerte sich besorgt. «Die Wissenschaft wird wirklich nervös», sagte er in Belém. «Verliert die Erde ihre Widerstandsfähigkeit? Wird ihre Kühlleistung geschwächt?», fragte er. Selbst wenn alle Klimaschutzpläne aller Staaten umgesetzt werden, wird der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bis 2030 nur um etwa fünf Prozent sinken. Die fünf Prozent müssten jedoch Jahr für Jahr erreicht werden. «Bis 2030 müssen die Emissionen um 40 bis 45 Prozent gesenkt werden», sagte er.
An die Konferenz appellierte Rockström, ins Handeln zu kommen. «Wir brauchen keine weiteren Verhandlungen über Regeln. Diese COP, und alle zukünftigen, muss liefern.»
Deutschland ist derzeit in Belém mit Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan und dem Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth (beide SPD) vertreten. Beide haben angekündigt, dass Deutschland als zuverlässiger Partner für ehrgeizigen Klimaschutz auftreten werde. Allerdings ist die EU mit einem in letzter Minute beschlossenen, abgeschwächten Klimaziel im Gepäck angereist.
Nächste Klimakonferenz in Bonn?
Für Nervosität in der Bundesregierung sorgt, dass die UN-Klimakonferenz nächstes Jahr möglicherweise nach Deutschland kommen könnte. Deutschland will dies angesichts der gigantischen Herausforderungen bei der Organisation möglichst vermeiden. «Um Himmels willen, einigt euch zwischen Australien und der Türkei, damit diese technische Lösung nicht zum Zuge kommt», sagte Klimastaatssekretär Jochen Flasbarth.
Australien und die Türkei haben beide das Ziel, die Weltklimakonferenz COP31 im Jahr 2026 auszurichten. Wenn keine Einigung erzielt wird, würde die Konferenz mit Tausenden von Delegierten am Sitz des UN-Klimasekretariats in Bonn stattfinden.
«Das ist keine Frage des Wollens», betonte in der Klimadiplomatie sehr erfahrene Flasbarth. «Wir müssten es, wir wollen es aber nicht.» Man hätte nur zwölf Monate Zeit für die Vorbereitung, brauche aber mehr Zeit. «Deutschland ist ein Land, das aus guten Gründen viele Regeln hat.» Die Austragung der Weltklimakonferenz rotiert zwischen den Weltregionen, die Staatengruppen müssen sich intern auf einen Gastgeber einigen.








