So wenig G20 war noch nie: Erst sagen mit Trump, Xi und Putin die drei wichtigsten Gipfelteilnehmer ab. Jetzt verdichtet sich, dass die USA gar nicht dabei sind. Was bringt das alles noch?
G20-Gipfel am Abgrund: Was geht noch ohne die USA?

Es ist wahrscheinlich, dass der G20-Gipfel in Johannesburg ohne den wirtschaftlich und militärisch stärksten Mitgliedsstaat stattfinden wird. Die USA planen, das Treffen der führenden Industrie- und Schwellenländer am Samstag und Sonntag komplett zu boykottieren – eine Premiere in der Geschichte der G20-Gipfel, die 2008 mit dem ersten Treffen in Washington begann.
«Ich bedauere, dass die Amerikaner nicht dabei sind. Das ist eine Entscheidung, die die Amerikaner getroffen haben», sagte Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil bei einem Besuch in Singapur. Beim Treffen der G20-Finanzminister vor einigen Monaten in Durban seien die USA «wenigstens noch auf der Ebene der Beamten» vertreten gewesen. «Anscheinend ist das jetzt gar nicht der Fall».
Neben Trump fehlen auch Xi und Putin
Der chinesische Präsident Xi Jinping und der russische Staatschef Wladimir Putin haben angekündigt, nicht am Treffen teilzunehmen, schicken jedoch Vertreter. Ministerpräsident Li Qiang wird für Xi teilnehmen.
Putin reduziert die russische Präsenz weiter und wird von Maxim Oreschkin, dem stellvertretenden Leiter der Präsidialverwaltung, vertreten. In den vergangenen Jahren war immer noch Außenminister Sergej Lawrow anwesend.
Trump hatte zunächst geplant, Vizepräsident JD Vance zu schicken. Dann drohte er aber mit einem Total-Boykott des Gipfels. Der Grund sind die Vorwürfe Trumps gegen die südafrikanische Regierung, dass weiße Farmer verfolgt und getötet würden sowie ihr Land beschlagnahmt werde. Ohne Belege zu nennen, schrieb er vor zwei Wochen auf der Plattform Truth Social: «Solange diese Menschenrechtsverletzungen andauern, wird kein Vertreter der US-Regierung teilnehmen.» Trump bezeichnete es als Schande, dass der G20-Gipfel in Südafrika stattfindet.
Was wird aus den Themen Ukraine, Nahost, Zölle?
Die Frage ist, was beim Gipfel inhaltlich überhaupt noch erreicht werden kann.
- Beispiel Ukraine-Krieg: Die USA gelten weiterhin als einziger wirklicher Vermittler in dem Konflikt. Ohne Trump, Putin und dessen wichtigstem Verbündeten Xi kommt man bei dem Thema nicht weiter.
- Beispiel Nahost: Der Friedensprozess basiert auf einem unter US-Vermittlung ausgehandelten Plan. Auch hier geht ohne die USA nichts.
- Beispiel Zölle: Bei den von den USA ausgelösten weltweiten Handelskonflikten ist die Suche nach Lösungen ohne den Verursacher kaum zielführend.
Längste Dienstreise des Kanzlers Merz
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) reist trotzdem nach Südafrika. Es wird seine bisher längste Dienstreise als Kanzler sein: Vier Nächte, zwei davon im Flugzeug, und drei Tage wird er unterwegs sein. Nach dem G20-Gipfel macht er noch einen Abstecher nach Angola, wo der EU-Afrika-Gipfel stattfindet.
Er wolle die Reise ungeachtet der Absagen vor allem nutzen, um mit den afrikanischen Staaten einen «vertieften Dialog» zu führen. «Die afrikanischen Staaten suchen nach Partnerschaften. Und deswegen werde ich, ganz unabhängig davon, wie viele Absagen es gibt, in jedem Falle nach Johannesburg reisen.»
Die Afrikaner sind es jedoch auch, die sich durch den möglichen Boykott der USA besonders verletzt fühlen. Die Afrikanische Union (AU) wurde erst beim Gipfel 2023 in Neu-Delhi als G20-Mitglied aufgenommen. Damit ist die Gruppe, der zuvor bereits 19 führende Industrie- und Schwellenländer sowie die Europäische Union angehörten, nun faktisch eine G21. Es ist auch das erste Mal, dass ein G20-Gipfel auf dem afrikanischen Kontinent stattfindet.
Nächster Gipfel quasi bei Trump zu Hause
Völlig offen ist, ob es am Ende eine Abschlusserklärung geben wird und wenn ja in welcher Form. Sicher ist dagegen, dass die USA nächstes Jahr wieder dabei sind. Dann ist Trump nämlich der Gastgeber. Er wird im wahrsten Sinne des Wortes ein Heimspiel aus seinem Vorsitz machen. Als Gipfelort hat er sich eines seiner Luxus-Golfressorts ausgesucht, das «Doral» bei Miami in Florida.








