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Russland und Iran: Wie Putin im Konflikt vermitteln könnte

Putin als Vermittler im Konflikt zwischen Iran und Israel – Russland profitiert von steigendem Ölpreis und lenkt internationale Aufmerksamkeit ab.

Russland und der Iran haben eine strategische Partnerschaft geschlossen - allerdings ohne eine Klausel über einen gegenseitigen militärischen Beistand. (Archivbild)
Foto: Vyacheslav Prokofyev/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

Seit einigen Tagen wird in Moskau intensiv darüber diskutiert, wie Russland seinem strategischen Partner Iran im Konflikt mit Israel helfen könnte. Bisher hat sich Kremlchef Wladimir Putin, der Beziehungen zu den Regierungen beider Länder unterhält, als Vermittler angeboten. Sogar US-Präsident Donald Trump unterstützt dies – obwohl Putin bereits einen brutalen Krieg in der Ukraine begonnen hat.

Teheran benötigt hauptsächlich militärische Unterstützung – insbesondere Moskaus Flugabwehrsysteme. Doch Putin befindet sich nicht nur aufgrund seines eigenen Krieges in einer schwierigen Situation. Er will sich auch nicht mit Trump verderben, nachdem Moskau und Washington ihre Beziehungen wieder verbessern wollen.

Russland sieht im Krieg im Nahen Osten nicht nur Nachteile: Der Ölpreis ist gestiegen, was mehr Geld in Putins Kriegskasse spült. Und Russland ist froh über alles, was die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft von seinen Angriffen gegen die Ukraine weglenkt.

Moskau überrascht von Israels «Brutalität»

Moskau wisse allerdings sehr wohl um die Enttäuschung in Teheran, dass es bisher keine handfeste Unterstützung gab, sagt der prominente Experte für Russlands Außenpolitik, Fjodor Lukjanow, in einem Podcast. Russland stehe selbst unter dem Eindruck des «Niveaus der Brutalität» Israels und der schlechten Vorbereitung des Iran auf die Angriffe.

Dabei sei Russland vor allem wegen der Unterstützung im Ukraine-Krieg dem Iran auch dankbar, erklärt der Chefredakteur der Fachzeitschrift «Russland in der globalen Politik». Moskau nutzt vor allem – inzwischen auch selbst produzierte – Drohnen iranischer Bauart für seine Angriffe. Lukjanow hält jedoch allenfalls eine militärtechnische oder diplomatische Unterstützung Russlands für denkbar, keinen echten Militäreinsatz im Iran.

Experte: Putins Krieg gegen die Ukraine hat Priorität

«Russland wird im Iran nicht militärisch involviert werden, weil das Land in der Region unterschiedliche Interessen verfolgt», sagt Lukjanow. «Russland hat eine Priorität – und das ist der Krieg in der Ukraine.» Dort sei das Land militärisch gebunden.

Jahrelang waren Russland und der Iran gemeinsam mit den von Teheran unterstützten Milizen die Hauptverbündeten des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Aber seit seinem Sturz haben sich die Machtverhältnisse in der Region verschoben – auch zugunsten Israels.

Moskau und Teheran haben in diesem Jahr offiziell eine strategische Partnerschaft geschlossen, die jedoch keinen militärischen Beistand beinhaltet. Im Gegensatz dazu enthält das Abkommen zwischen Russland und Nordkorea eine solche Klausel. Experten in Moskau sehen daher die Möglichkeit der humanitären, finanziellen und wirtschaftlichen Hilfe, da sich beide Seiten angesichts der harten westlichen Sanktionen gegenseitige Solidarität geschworen haben.

Russland warnt vor nuklearer Gefahr

Die Atommacht Russland hat immer die zivile Nutzung der Kernenergie im Iran unterstützt und war im Konflikt um das Nuklearprogramm als Vermittlerin tätig. Der Kreml hat erneut angeboten, nukleares Material aus dem Iran zur Lagerung in Russland zu übernehmen. Kremlsprecher Dmitri Peskow betont fast täglich, dass alles für eine friedliche Lösung getan werden muss. Einige Kommentatoren in Moskau fragen jedoch mittlerweile offen, ob der Iran vielleicht doch Atomwaffen besitzen sollte – angesichts der israelischen Bedrohung. Offiziell lehnt auch Russland mögliche iranische Atomwaffen ab.

Besonders scharf reagierte das russische Außenministerium, das Israel – selbst Atommacht – nach den Schlägen gegen die iranischen Atomanlagen und Militärs in bislang ungewohntem Ton «Gräueltaten» vorwarf. Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa warnt vor einer atomaren Gefahr im Nahen Osten, die Welt treibe auf «eine nukleare Katastrophe» zu.

Moskau gibt nicht zuletzt westlichen Staaten eine Mitschuld – sie hätten mit «antiiranischer Hysterie» die zerstörerische und gefährliche Politik Israels unterstützt. Es sei besonders «zynisch», dass Israel mit seinen Angriffen inmitten laufender Verhandlungen zwischen Washington und Teheran zum umstrittenen iranischen Atomprogramm begonnen habe.

Lässt Russland den Iran wegen Trump fallen?

Solche harten Verurteilungen Israels werden im Iran zwar positiv aufgenommen. Es gibt jedoch auch große Ängste, dass Putin dem Iran in einem möglichen Deal mit Trump die Unterstützung verweigern und ihn damit opfern könnte, wenn die USA im Gegenzug ihre Hilfe für die Ukraine einstellen. Russische Militärblogger jubeln bereits jetzt darüber, dass jede Rakete, die Trump Israel gibt, am Ende der Ukraine fehlen würde.

Der iranische Politologe Alireza Noori erkennt in einem Beitrag für die russische Fachzeitschrift «Russland in der globalen Politik» zwar Anstrengungen Teherans und Moskaus, im Fall von Konflikten zusammenzuhalten. Zugleich erinnert der Experte an eines der «Hauptprobleme in den iranisch-russischen Beziehungen»: Das Verhältnis sei in Zeiten von Spannungen zwischen Moskau und dem Westen – wie zu Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine – immer besonders stark gewesen. In Zeiten von mehr Sympathie zwischen Moskau und Washington aber sei das anders. Deshalb schaut Teheran auf das Verhältnis Trumps zu Putin besonders aufmerksam.

dpa