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Kolumbien: Waffenstillstand mit Rebellengruppen verkündet

Nach Jahrzehnten des Konflikts will Staatschef Petro in Kolumbien den «totalen Frieden» erreichen. Zum Jahreswechsel hat der Ex-Guerillero mit fünf bewaffneten Gruppen eine Feuerpause vereinbart.

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro will für sein Land den «totalen Frieden».
Foto: Luisa Gonzalez/Reuters Pool via AP/dpa

Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat nach eigenen Worten eine Waffenruhe mit mehreren Rebellengruppen des lateinamerikanischen Landes vereinbart.

Die Übereinkunft mit ELN, Segunda Marquetalia, Estado Mayor Central, Autodefensas Gaitanistas de Colombia und den Autodefensas de la Sierra Nevada gelte mit Beginn des neuen Jahres zunächst bis Ende Juni, verkündete Petro zum Jahresende auf Twitter. Abhängig von Verhandlungsfortschritten könne die Waffenruhe verlängert werden. «Der totale Frieden wird Wirklichkeit werden», schrieb Petro.

In einem ergänzenden Tweet bezeichnete er die Übereinkunft als mutigen Akt. «Der bilaterale Waffenstillstand verpflichtet die bewaffneten Organisationen und den Staat zu seiner Einhaltung.» Petro kündigte einen nationalen wie internationalen Mechanismus zur Überprüfung des Prozesses an.

Friedensgespräche seit Ende November

Ende November hatte Kolumbiens Regierung nach fast vier Jahren Pause wieder Friedensgespräche mit der Guerillaorganisation ELN aufgenommen. Vor einer Woche erklärten sich nach Angaben der Zeitung «El Tiempo» weitere Gruppierungen ihrerseits zu einem Waffenstillstand bereit, am vergangenen Dienstag ließ die ELN einen entführten Marineoffizier frei.

Bei den bewaffneten Gruppen, mit denen die Regierung jetzt eine Feuerpause vereinbart hat, handelt es sich um ganz unterschiedliche Organisationen. Die ELN ist eine linke Rebellengruppe, Segunda Marquetalia und Estado Mayor Central sind Splittergruppen der früheren Guerillaorganisation Farc und die Autodefensas Gaitanistas de Colombia sowie die Autodefensas de la Sierra Nevada sind kriminelle Banden, die sich aus ehemaligen Mitgliedern der rechten Paramilitärs rekrutieren.

Entscheidend für den Erfolg der Waffenruhe und der Friedensgespräche dürfte sein, dass den Kämpfern der bewaffneten Gruppen echte Alternativen angeboten werden. Mit Schutzgelderpressung, illegalem Bergbau, Entführungen und Drogenhandel verdienen die Banden gutes Geld. Sowohl nach der Demobilisierung der rechten Paramilitärs als auch nach dem Friedensabkommen mit den Farc-Rebellen kehrten viele ehemalige Mitglieder wieder in den Untergrund zurück oder schlossen sich kriminellen Banden an, weil die Rückkehr ins zivile Leben und ein beruflicher Neuanfang nicht gelangen.

52 Jahre Bürgerkrieg

Kolumbien litt 52 Jahre lang unter einem Bürgerkrieg zwischen linken Rebellen, rechten Paramilitärs und dem Militär. 220.000 Menschen kamen ums Leben, Millionen wurden vertrieben. Zwar hat sich die Sicherheitslage nach dem Friedensabkommen 2016 zwischen der Regierung und der größten Rebellengruppe Farc verbessert, allerdings werden noch immer Teile des südamerikanischen Landes von illegalen Gruppen kontrolliert. Immer wieder werden Gewerkschafter, soziale Aktivisten und Umweltschützer gezielt getötet.

dpa