Die freundschaftlich anmutende Beziehung zwischen dem US-Präsidenten und Russlands Staatschef weckt seit Langem Misstrauen. Vor allem ein berüchtigt gewordenes Dokument nährt Spekulationen.
Kompromat? Trump, Putin und das Steele-Dossier
Seit der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump wird über die Art des Verhältnisses zwischen dem Republikaner und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin spekuliert. Viele finden, dass der Anführer der westlichen Welt dem russischen Staatschef unerklärlich freundlich zugewandt ist. Männerfreundschaft, Zweckbündnis oder Abhängigkeit?
Findet Trump Putin einfach nur sympathisch – und möglicherweise Gefallen an dessen Führungsstil? Schuldet er ihm etwas? Oder hat er womöglich Angst vor dem Russen? Wilde Spekulationen, der russische Geheimdienst könne kompromittierendes Material («Kompromat») über Trump besitzen, mit dem er ihn unter Druck setzt, wurden vor allem durch das sogenannte Steele-Dossier befördert.
Trump sprach von «Fake News» und «Hexenjagd»
Das eigentlich vertrauliche Dokument aus dem Jahr 2016 vom britischen Ex-Geheimdienstmitarbeiter Christopher Steele machte unter Journalisten die Runde, bevor es 2017 von dem Online-Medium «Buzzfeed» veröffentlicht wurde.
Der Inhalt des 35-seitigen Dokuments besteht aus der unbewiesenen Behauptung, dass Putin Trump unterstützt hat, um die transatlantische Allianz zu schwächen und zu einer Großmachtpolitik wie im 19. Jahrhundert zurückzukehren. Eine umfassende Untersuchung des US-Sonderermittlers Robert Mueller ergab jedoch keine Beweise für strafbare Handlungen des Trump-Teams.
Das Steele-Dossier wurde von Organisationen im Umfeld der demokratischen Wahlkampagne von Hillary Clinton in Auftrag gegeben. Es enthält auch detaillierte Behauptungen über angebliche Sex-Eskapaden von Trump in Russland vor seiner Wahl zum US-Präsidenten.
Laut einer Untersuchung des US-Justizministeriums zweifelte die Bundespolizei FBI, die von Steele auf die angeblichen Erkenntnisse hingewiesen wurde, an deren Zuverlässigkeit. Demnach könnte es sich sogar um eine absichtliche Desinformationskampagne aus Moskau handeln. In US-Medien wird das Dossier daher oft als «diskreditiert» bezeichnet. Trump bezeichnete die Behauptungen als «Fake News» und sprach von einer «Hexenjagd».
«Goldene Duschen» soll es nicht gegeben haben
Dennoch sorgte das Dossier bis ins vergangene Jahr hinein weiterhin für Schlagzeilen. Der Hintergrund war eine Zivilklage von Trump in Großbritannien gegen das Unternehmen Orbis Business Intelligence von Steele. In einer schriftlichen Erklärung äußerte sich Trump auch zu konkreten Behauptungen aus dem Dossier.
«Ich kann bestätigen, dass ich zu keinem Zeitpunkt an perversem sexuellem Verhalten teilgenommen habe, einschließlich der Bezahlung von Prostituierten, um in der Präsidentensuite eines Hotels in Moskau „goldene Duschen“ zu veranstalten», zitierte die BBC Trump aus einem Gerichtsdokument. Nichts von den in dem Dossier beschriebenen Dingen habe stattgefunden, so Trump demnach.
Mit «goldenen Duschen» ist das Urinieren zum sexuellen Lustgewinn gemeint. Laut dem Steele-Dossier könnte der russische Geheimdienst FSB Aufnahmen von einer entsprechenden Sex-Party aus dem Jahr 2013 haben. Zu den von Trump beanstandeten Behauptungen aus dem Dossier gehörten laut dem High-Court-Urteil unter anderem auch solche über weitere Sex-Partys in St. Petersburg und über angebliche Bestechung russischer Behördenmitarbeiter.
Trump soll Verfahrenskosten zahlen
Der ehemalige Präsidentschaftskandidat warf dem Unternehmen bei der Klage in Großbritannien vor, private Daten unrechtmäßig genutzt zu haben, und verlangte Schmerzensgeld für den erlittenen Reputationsverlust. „Trump möchte seinen Ruf wiederherstellen“, sagte sein Anwalt gemäß der britischen Nachrichtenagentur PA.
Die Klage wurde bereits in einem frühen Stadium aufgrund einer Verfahrensfrage abgewiesen. Trump hatte einfach zu lange gewartet. Er wurde verpflichtet, 626.000 Pfund (ca. 727.000 Euro) an Verfahrenskosten zu zahlen. Laut Orbis Intelligence hat er bisher nicht bezahlt.