82 von 94 Kassen erhöhten den Zusatzbeitrag auf durchschnittlich 2,91 Prozent. Experten erwarten weitere Anhebungen im nächsten Jahr.
Krankenkassen erhöhen Beiträge zum Jahreswechsel
Fast alle gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland haben zu Beginn des Jahres die Beiträge erhöht. Dies geht aus einer täglich aktualisierten Liste des Spitzenverbandes der Kassen (GKV) hervor, die die sogenannten Zusatzbeiträge enthält, die von den Versicherern selbst festgelegt werden.
Laut einem Vergleich mit den Daten des GKV-Spitzenverbandes, die kurz vor dem Jahreswechsel veröffentlicht wurden, erhöhten 82 der 94 Kassen diesen Beitrag im Durchschnitt um etwa einen Prozentpunkt auf durchschnittlich 2,91 Prozent des beitragspflichtigen Einkommens.
Anstieg deutlich über amtlichem Orientierungswert
Der Betrag liegt also deutlich über dem im November festgelegten amtlichen Orientierungswert von 2,5 Prozent. Experten des sogenannten Schätzerkreises vom Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS), dem GKV-Spitzenverband und dem Bundesgesundheitsministerium hatten einen rechnerisch erforderlichen Beitragssatz von 2,5 Prozent ermittelt, um die Ausgaben der Kassen zu decken. Jede Krankenkasse kann jedoch selbst entscheiden, ob und in welchem Maße sie den Zusatzbeitrag erhöht.
Aktuell reichen die Erhöhungen der Beiträge von 0,4 bis 2,4 Prozentpunkten. Laut Angaben haben elf Kassen keine Erhöhung der Beiträge vorgenommen, es gab keine Senkung. Es gibt keine verfügbaren Daten für eine Kasse.
Beitrag sollte Wettbewerb zwischen den Kassen fördern
Der Zusatzbeitrag wird dem festen und für alle geltenden Krankenkassenbeitragssatz von 14,6 Prozent hinzugefügt und wurde einst eingeführt, um den Wettbewerb zwischen den Kassen zu fördern. Wenn eine Kasse den Zusatzbeitrag erhöht, haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht und können zu einem günstigeren Anbieter wechseln.
Weniger Netto vom Brutto
Die Erhöhungen belasten sowohl die Versicherten als auch die Arbeitgeber, da sie die Beiträge zur Hälfte zahlen müssen. Dies gilt auch für den Beitrag zur Pflegeversicherung, der zum Jahreswechsel um 0,2 Prozentpunkte gestiegen ist. Bei einem Bruttoeinkommen von 3.000 Euro bedeuten die Anstiege des Krankenkassenbeitrags um 1 und des Pflegebeitrags um 0,2 Prozentpunkte etwa 18 Euro weniger Netto im Monat, was auf das Jahr gerechnet ein Minus von mehr als 200 Euro bedeutet. Allerdings sind zum Jahreswechsel auch Entlastungen bei der Einkommensteuer in Kraft getreten, wodurch an anderer Stelle etwas mehr Netto vom Brutto übrig bleibt.
Nicht der letzte Beitragsanstieg
Der GKV-Spitzenverband geht davon aus, dass die Beiträge zur Krankenversicherung auch im nächsten Jahr weiter angehoben werden. Die Ausgaben für Krankenhäuser und Medikamente würden «praktisch ungebremst» steigen, ohne die Versorgung der Patienten zu verbessern, kritisierte Verbandschefin Doris Pfeiffer vor kurzem in der «Rheinischen Post». Statt die Strukturen zu reformieren, habe die Politik die Rücklagen der Krankenkassen abgeräumt. Die Folge seien höhere Beiträge.
Die Kassen gaben im Jahr 2023 nach GKV-Daten fast 94 Milliarden Euro für Krankenhausbehandlungen aus (im Jahr 2019 waren es 80 Milliarden), 50 Milliarden für Medikamente (2019: 41) und 47 Milliarden für ärztliche Behandlungen (2019: 41).