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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Die erfolgreiche Abwehr des iranischen Angriffs auf Israel lässt Kiew ebenfalls auf Hilfe von Verbündeten hoffen. Der Präsident sieht noch mehr Handlungsbedarf. Die Ereignisse der Nacht im Überblick.

Die von der russischen Armee gestartete Drohne kurz vor dem Einschlag in der ukrainischen Hauptstadt Kiew: Der Iran hat Berichten zufolge Israel mit Dutzenden solcher Drohnen angegriffen.
Foto: Efrem Lukatsky/AP/dpa

Immer mehr Raketen und Kampfdrohnen, die eigentlich unter Sanktionen fallen, treffen in der Ukraine aus dem Westen ein. Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj fordert daher eine konsequentere Umsetzung der Sanktionen gegen Russland, um die Angriffe des Nachbarstaats zu stoppen.

«Leider ist die Hilfe für die Ukraine immer noch begrenzt, und der russische Staat hat immer noch Zugang zu wichtigen Komponenten, die für die Herstellung von Raketen und Drohnen benötigt werden», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Jede Rakete, die die Ukraine treffe, enthalte viele Chips oder Elektronik, die Russland aus dem Ausland beziehe und über Nachbarstaaten einführe.

Selenskyj mit Blick auf Israel: Verteidigung sei möglich

«All das muss und kann gestoppt werden: die Duldung von Terror, die Fähigkeit der Terroristen, Verbündete in der ganzen Welt zu finden, und der russische Terror selbst – alle seine Erscheinungsformen.» Selenskyj forderte vom Westen mehr Unterstützung beim Kampf gegen die russischen Luft- und Raketenangriffe und verwies auf die weitgehend erfolgreiche Abwehr der iranischen Angriffe auf Israel.

«Die ganze Welt sieht, was echte Verteidigung ist, und sie sieht, dass sie möglich ist», sagte Selenskyj. Die Welt habe auch gesehen, dass Israel bei der Verteidigung nicht allein war und von Verbündeten unterstützt wurde. «Und wenn die Ukraine sagt, dass ihre Verbündeten nicht die Augen vor den russischen Raketen und Drohnen verschließen sollten, dann bedeutet das, dass sie handeln müssen, und zwar mit Nachdruck.»

Es sei keine Zeit mehr zu verlieren, appellierte er an den Westen. «Es ist nicht die Rhetorik, die den Himmel schützt, es sind nicht die Gedanken, die die Produktion von Raketen und Drohnen für den Terror einschränken», sagte Selenskyj. Je länger die Hilfe auf sich warten lasse, desto mehr Zuversicht gewinne das russische Militär. «Die Ukraine, der Nahe Osten und alle anderen Teile der Welt haben gleichermaßen einen gerechten und dauerhaften Frieden verdient.»

Viele Verletzte durch Raketentrümmer

In der Region Dnipro im Südosten der Ukraine wurden mindestens 15 Menschen durch herabfallende Trümmer eines abgeschossenen russischen Marschflugkörpers verletzt. Laut der regionalen Militärverwaltung auf Telegram wurden zudem rund 30 Wohnhäuser beschädigt. In der Stadt Nikopol im Süden wurden mindestens vier Menschen durch russischen Artilleriebeschuss verletzt.

Es wurde berichtet, dass mehrere Gebäude in Brand geraten seien. Die Angaben konnten vorerst nicht unabhängig überprüft werden. Die Ukraine verteidigt sich seit über zwei Jahren gegen eine russische Invasion. Neben militärischen Zielen greifen russische Einheiten immer wieder zivile Ziele an.

Kiew befürchtet russische Sabotage an Kernkraftwerk

Die ukrainische Militärführung warnt vor einer möglichen „Operation unter falscher Flagge“ im Atomkraftwerk Saporischschja, das derzeit von russischen Truppen besetzt ist. Der Generalstab in Kiew teilte auf Facebook mit, dass die Verantwortung für diese nicht näher beschriebene Aktion den Ukrainern zugeschoben werden soll.

«Russland ist der einzige Terrorist auf der Welt, der ein Kernkraftwerk als Geisel hält und es benutzt, um die Ukraine und die ganze Welt zu erpressen.» Niemand außer Russland habe die Welt jemals so nahe an den Rand einer vorsätzlichen atomaren Katastrophe gebracht.

Das potenziell größte Atomkraftwerk Europas mit einer Leistung von knapp sechs Gigawatt wurde kurz nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine von russischen Truppen besetzt – und später vermint. Es wurde mehrmals beschossen, was international die Besorgnis vor einer Atomkatastrophe wachsen ließ. Beide Kriegsparteien beschuldigen sich gegenseitig, einen Vorfall im AKW provozieren zu wollen. Alle sechs Reaktoren befinden sich mittlerweile im Kaltzustand.

dpa