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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Washington hat viele Milliarden für die Ukraine locker gemacht, die Nato hat neue Flugabwehrsysteme versprochen. Jetzt hofft Kiew auf baldige Lieferung. Ein Überblick zum Geschehen.

In Prag wurde gestern für die Unterstützung des estnischen militärischen Strategieplans für die Ukraine demonstratiert.
Foto: Petr David Josek/AP/dpa

Nach der Zusage von Milliardenunterstützung aus den USA und neuer Flugabwehrsysteme von den Nato-Mitgliedern schöpft die Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion neue Hoffnung. «Die Zeit zwischen den politischen Entscheidungen und den tatsächlichen Verlusten des Gegners an der Front, zwischen der Verabschiedung des Pakets und der Stärke unserer Jungs sollte so kurz wie möglich sein», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.

Das US-Repräsentantenhaus hat die Freigabe eines Hilfspakets in Höhe von 61 Milliarden US-Dollar (ca. 57 Mrd. Euro) für die Ukraine genehmigt, das dringend benötigte Waffenlieferungen zur Abwehr gegen Russland beinhaltet. Zuvor hatte die Nato beschlossen, die Ukraine mit zusätzlichen Flugabwehrsystemen zu unterstützen. Es wurde kein Zeitrahmen für die Lieferung genannt. Lediglich in US-Militärkreisen hieß es, dass die erforderlichen Waffensysteme und Munition bald übergeben werden könnten.

Selenskj: «Jeder Tag ist jetzt wichtig»

Der demokratische Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im US-Senat, Mark Warner, äußerte die Erwartung, dass weitreichende Raketensysteme vom Typ ATACMS schnell geliefert würden. Er vertraute darauf, dass sie unverzüglich verschickt würden, sobald das Gesetz endgültig verabschiedet sei. Der US-Senat muss dem Paket noch zustimmen, bevor Präsident Joe Biden das Gesetz unterzeichnen kann. Es wird erwartet, dass seine Zustimmung sicher ist.

«Jeder Tag ist jetzt wichtig – wichtig in der Kommunikation, in der Politik, in der Logistik», unterstrich Selenskyj die Bedeutung möglichst schneller Lieferung. «Gemeinsam müssen wir den russischen Terror stoppen, Russlands Kriegspotenzial begrenzen und Putin zwingen, das Offensichtliche zu erkennen – nämlich, dass dieser Krieg ihm nichts bringen wird.»

Kurz zuvor hatte Selenskyj in einem Beitrag auf den Plattformen X (ehemals Twitter) und Telegram auf die Nutzlosigkeit von Waffensystemen in Regalen und Lagerhallen hingewiesen. «Patriots können nur Flugabwehrsysteme genannt werden, wenn sie funktionieren und Leben retten, statt irgendwo unbeweglich in Lagern herumstehen, schrieb er. Moderne Kampfflugzeuge könnten entscheidend daran mitwirken, wenn es darum gehe, «ob Kinder oder Enkel der heutigen Generation in Frieden und Sicherheit leben können».

US-Hilfen nicht zu spät

Die US-Hilfen in Milliardenhöhe kommen nach Auffassung von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nicht zu spät. Die Verzögerung habe aber reale Folgen für die Ukraine gehabt, sagte Stoltenberg am Sonntag dem US-Sender MSNBC. «Die Ukrainer sind jetzt seit Monaten waffentechnisch unterlegen (…) Die Russen hatten viel mehr Munition und die Ukrainer waren gezwungen, ihre Munition zu rationieren», sagte Stoltenberg. «Aber es ist noch nicht zu spät. Die Ukrainer haben bei der Verteidigung ihres Landes enorme Fähigkeiten bewiesen.»

Tschassiw Jar in der Ostukraine schwer umkämpft

Die zuletzt schwer umkämpfte Kleinstadt Tschassiw Jar im Osten der Ukraine bleibt trotz starker russischer Angriffe nach Berichten weiter unter der Kontrolle des ukrainischen Militärs. «Tschassiw Jar hält», sagte am Sonntag der Sprecher der dortigen Truppenverbände, Nasar Woloschyn, im ukrainischen Fernsehen.

«Der Feind drückt zwar, aber die Lage ist unter Kontrolle, es gibt keine russischen Truppen in der Stadt.» Die russischen Bodentruppen versuchten erfolglos, mit Artillerieunterstützung vorzudringen. Mindestens 13 russische Angriffe seien bis zum Abend abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew mit. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Die Kleinstadt Tschassiw Jar ist das nächste Ziel der russischen Armee. Die Frontlinie verläuft nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Der Ort liegt in der Nähe der Stadt Bachmut, die vor fast einem Jahr nach heftigen Kämpfen von den Russen eingenommen wurde. Präsident Selenskyj hatte erst vor kurzem Tschassiw Jar besucht und die Verteidigungsanlagen inspiziert.

Kiew berichtet von starkem Druck russischer Truppen

Das ukrainische Militär wurde am Sonntag vom russischen Militär an verschiedenen Frontabschnitten im Osten und Süden des Landes stark unter Druck gesetzt. Der Generalstab in Kiew berichtete in seinem täglichen Frontbericht von 37 Luftangriffen und intensivem Beschuss durch Mehrfachraketenwerfer. Es wurde berichtet, dass eine Reihe von Angriffen russischer Einheiten an verschiedenen Abschnitten abgewehrt wurde.

Berichte: Russisches Kriegsschiff in Sewastopol beschädigt

Das ukrainische Militär reklamierte die Beschädigung eines Schiffs der russischen Marine für sich. Demnach wurde das Schiff «Kommuna» in einem Hafen von Sewastopol auf der von Russen besetzten Halbinsel Krim getroffen und schwer beschädigt, wie ukrainische Medien unter Berufung auf führende Militärs in Kiew berichteten.

Zuvor wurde in russischen sozialen Medien über eine Explosion auf einem Schiff berichtet, die möglicherweise auf den Einschlag einer Rakete oder einer Kampfdrohne zurückzuführen ist. Eine offizielle Erklärung von russischer Seite lag zunächst nicht vor. In den letzten Monaten haben ukrainische Streitkräfte wiederholt russische Schiffe rund um die Krim mit verschiedenen Waffensystemen angegriffen.

Bei dem Schiff handle es sich um das U-Boot-Bergungsschiff «Kommuna», verlautete am Nachmittag aus Militärkreisen in Kiew. Der bereits 1912 auf Stapel gelegte Katamaran ist das wohl älteste aktive Schiff der russischen Marine.

Das wird heute wichtig

Die Außen- und Verteidigungsminister der EU-Staaten planen, sich am Montag in Luxemburg mit ihren ukrainischen Kollegen zu treffen. Der Fokus der Gespräche liegt darauf, wie die Ukraine besser im Kampf gegen Russland unterstützt werden kann.

dpa