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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Die Ukraine sammelt Freunde und Unterstützung in aller Welt. Jetzt sollen auch die USA als wichtigster Verbündeter noch fester an Kiew gebunden werden. Die News im Überblick.

Kiew ist eine Stadt der Gegensätze geworden: Vor mit Sandsäcken geschützten Fenstern verkauft eine Frau Spielzeug. Die Ukraine verteidigt sich nun seit 796 Tagen gegen den russischen Angriffskrieg.
Foto: Francisco Seco/AP/dpa

Mit einem bilateralen Sicherheitsabkommen wollen die Ukraine und die USA nach Darstellung Kiews noch enger zusammenrücken. «Wir arbeiten bereits an einem konkreten Text», sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Es solle das stärkste aller Sicherheitsabkommen werden – noch stärker als jene, die das von Russland angegriffene Land in den vergangenen Monaten mit verschiedenen europäischen Staaten geschlossen hat. Selenskyj machte keine Angaben dazu, wann das Abkommen zwischen Kiew und Washington unterzeichnet werden soll.

«Wir arbeiten auch an der Festlegung spezifischer Unterstützungsniveaus für dieses Jahr und für die nächsten zehn Jahre», umriss Selenskyj die geplante Vereinbarung mit den Vereinigten Staaten. Dazu gehöre militärische Unterstützung, finanzielle Unterstützung, politische Unterstützung sowie Unterstützung für die gemeinsame Waffenproduktion. «Das Abkommen sollte wirklich beispielhaft sein und die Stärke der amerikanischen Führung spiegeln», so Selenskyj.

Die USA sind bereits jetzt der größte Unterstützer der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland. Vor Kurzem hat der US-Senat ein weiteres Hilfspaket in Höhe von 57 Milliarden Euro genehmigt, um der in Bedrängnis geratenen ukrainischen Armee zu helfen.

Ukraine hält an Friedensgipfel fest

Die ukrainische Führung hält an der für Juni geplanten Friedenskonferenz in der Schweiz fest und hofft dabei auf Beistand aus aller Welt. Die Weltgemeinschaft sollte vor allem Russland zur Teilnahme an der Konferenz bewegen, forderte Selenskyj. «Im Juni könnte somit der Weg zu einem gerechten Frieden beginnen.» 

Moskau und Kiew haben jedoch sehr unterschiedliche Vorstellungen von einem Kriegsende. Russland hat die besetzten Gebiete in der Ukraine, einschließlich der Halbinsel Krim, annektiert und zum eigenen Staatsgebiet erklärt. Zudem strebt der Kreml die Einsetzung einer Moskau-freundlichen Regierung in Kiew an.

Die Ukraine fordert erneut den vollständigen Abzug aller russischen Truppen vom ukrainischen Staatsgebiet, einschließlich der Krim. Der Friedensplan Kiews beinhaltet auch russische Reparationszahlungen sowie die Einrichtung eines internationalen Tribunals, das alle Verantwortlichen in der russischen Politik und Militärführung für den Angriffskrieg bestraft.

Klitschko macht Selenskyj Vorwürfe

Unstimmigkeiten gibt es aber auch im eigenen Land. So beklagt Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko einen Mangel an Zusammenhalt unter den führenden Politikern in der Ukraine. «Leider gibt es in dieser Kriegszeit keine Einheit zwischen den politischen Kräften», sagte Klitschko in einem Interview der Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Auf die Frage, ob er sich mit Selenskyj mittlerweile getroffen habe, um die Spannungen zwischen den beiden aus der Welt zu schaffen, sagte Klitschko, er habe das seit Kriegsbeginn zigmal versucht, weil von der Hauptstadt viel abhänge. «Aber leider hatte ich nicht die Gelegenheit, Selenskyj persönlich zu treffen. Wahrscheinlich hat er anderes zu tun.» Außerdem warf Klitschko, dem Ambitionen auf das Präsidentenamt nachgesagt werden, der ukrainischen Regierung vor, zu wenig gegen die grassierende Korruption im Land zu unternehmen.

Kiews Armeechef räumt militärische Rückschläge ein

Die Situation an den Fronten im Osten der Ukraine ist für die Verteidiger der Ukraine derzeit sehr kritisch. Der Armeechef Olexander Syrskyj gab zu, dass es Rückschläge gegeben hat. Insbesondere westlich der Städte Awdijiwka und Marijinka, die nach heftigen Kämpfen aufgegeben wurden, haben russische Einheiten die ukrainischen Truppen zurückgedrängt, wie er auf der Plattform Telegram berichtete. Die ukrainische Führung hat mittlerweile zusätzliche Soldaten in das umkämpfte Gebiet geschickt.

Vor Ort sei die Lage «äußerst dynamisch», Stellungen würden immer wieder an die Gegenseite verloren und dann zurückerobert. «Insgesamt erzielte der Feind in diesen Gebieten einige taktische Erfolge, konnte aber keinen operativen Vorteil erringen», schrieb Syrskyj. Auch der ukrainische Generalstab berichtete am Abend in seinem täglichen Lagebericht von schweren Kämpfen, in deren Verlauf die russischen Truppen massiv von Luftwaffe und Artillerie unterstützt worden seien.

Am Samstag hatte die russische Militärführung bereits von einem Einbruch in die ukrainischen Verteidigungslinien in diesem Abschnitt berichtet. Das genaue Ausmaß der Frontveränderungen konnte zunächst von unabhängiger Seite nicht bewertet werden.

Militär-Sprecherin: Abrams-Panzer weiter an der Front

Ukrainische Militärs widersprachen Berichten, dass die aus amerikanischen Beständen stammenden Abrams-Panzer wegen drohender russischer Drohnenangriffe von der Front abgezogen würden. «Es stimmt nicht, dass wir keine Abrams-Panzer oder Bradley-Schützenpanzer einsetzen», sagte Anastasija Blischtschik, Sprecherin des bei Awdijiwka kämpfenden ukrainischen Truppenverbandes.

Selbst wenn es Verluste gibt, haben die Abrams-Panzer gute Ergebnisse erzielt. Mehr als 150 gepanzerte Fahrzeuge der russischen Armee wurden allein in diesem Frontbereich zerstört. Die Abrams-Panzer sind eine unverzichtbare Feuerunterstützung.

dpa