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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Drohnen sind eine effektive Waffe der Ukraine beim Kampf gegen den Angreifer Russland. Deshalb investiert Kiew mehr Geld in die Fluggeräte.

Die Ukraine wehrt seit mehr als zwei Jahren eine großangelegte russische Invasion ab - heute wird der 798. Kriegstag gezählt.
Foto: Andriy Andriyenko/AP/dpa

Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj muss die Ukraine den Nachschub für ihre unter Druck geratenen Truppen schneller an die Front bringen. Dies wurde nach Gesprächen mit Verteidigungsminister Rustem Umjerow und Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj in Kiew bekanntgegeben.

«Wir brauchen eine erhebliche Beschleunigung des Nachschubs, um die Fähigkeiten unserer Soldaten deutlich zu verbessern», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft. «Nicht russische Bomben und Angriffsoperationen sollten an der Front dominieren, sondern unsere ukrainische Initiative – unsere Luftabwehr, unsere Artillerie, unsere Drohnen», sagte Selenskyj. Als Teil dieser Anstrengung beschloss die Regierung, weitere 15,5 Milliarden Hrywnja (367 Millionen Euro) zum Ankauf von Drohnen zur Verfügung zu stellen.

Die Nacht begann mit Luftalarm für den gesamten Süden der Ukraine. Die Luftwaffe warnte vor anfliegenden ballistischen Raketen der Russen. In der Hafenstadt Odessa waren deutliche Explosionen zu hören, wie der öffentliche Rundfunk Suspilne berichtete. Angaben zu Opfern und Schäden gab es zunächst nicht.

Geld für 300.000 Drohnen

Das Problem fehlender Waffen und Munition löse die Ukraine zum Teil mit eigener Produktion, sagte Selenskyj. Ministerpräsident Denys Schmyhal sagte zu dem zusätzlichen Geld für Drohnen: «Mit den heute bereitgestellten Mitteln werden 300.000 Drohnen an unsere Sicherheits- und Verteidigungskräfte geliefert werden», sagte er bei einer Kabinettssitzung in Kiew. Nach Schmyhals Angaben hatte die Ukraine bislang für dieses Jahr 43,3 Milliarden Hrywnja für den Ankauf von Drohnen eingeplant.

Unter dem Druck des seit über zwei Jahren andauernden russischen Angriffskrieges hat die Ukraine die Entwicklung und Produktion von Drohnen verschiedenster Typen rasch ausgebaut. Solange an der Front Artilleriegranaten knapp sind, werfen die Ukrainer mit kleinen FPV-Drohnen Sprengkörper über russischen Soldaten ab. Sie haben mit diesen Waffen in den vergangenen Wochen verstärkt auch das russische Hinterland angegriffen.

Viele Gefechte an der Ostfront

Der Generalstab in Kiew meldete gestern 96 Gefechte entlang der über 1000 Kilometer langen Front im Osten und Süden der Ukraine. Die Zahl konnte nicht unabhängig überprüft werden. Die hohe Anzahl zeigt den enormen Druck, dem die ukrainischen Bodentruppen ausgesetzt sind. Besonders betroffen war die Region um Bachmut im Osten, wo die russischen Angreifer kurz vor der Stadt Tschassiw Jar stehen. Auch westlich der Stadt Awdijiwka im Donbass-Gebiet gab es viele Gefechte. Dort gelang es den Russen laut übereinstimmenden Berichten, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen.

Lettland beschließt weitere Militärhilfe für die Ukraine

Lettland wird der Ukraine zusätzliche Militärhilfe im Kampf gegen Russland gewähren. Ministerpräsidentin Evika Silina hat angekündigt, dass die ukrainischen Streitkräfte Flugabwehrgeschütze und unbemannte Überwachungsflugzeuge aus den Beständen der Armee des Nato-Landes erhalten sollen. Auch andere materielle und technische Ausrüstung soll nach Kiew geliefert werden, teilte Silina auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Lettland, ein baltischer EU-Staat, zählt zu den entschlossensten Unterstützern der Ukraine.

Ukraine wirft Russland Folter auf der Krim vor

Die ukrainische Krim-Beauftragte Tamila Taschewa hat Russland vorgeworfen, auf der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Menschen foltern und verschwinden zu lassen. «Die Russen verfolgen Menschenrechtsaktivisten und Journalisten auf der Krim, sie verschleppen Zivilisten in dunkle Keller und foltern sie dort, sie lassen Menschen verschwinden», sagte Taschewa dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) in Berlin. «Die Russen haben die Krim zu einer riesigen Militärbasis gemacht und nutzen sie als Ausgangspunkt für Angriffe gegen die Ukraine.» Die schlechte Menschenrechtslage auf der Krim wird auch in Berichten des Europarates und anderer Organisationen angeprangert.

Sowjetisches Denkmal in Kiew wird demontiert

Die Stadtverwaltung von Kiew hat angekündigt, dass in der ukrainischen Hauptstadt ein Denkmal aus Sowjetzeiten abgebaut wird, das die Verbindung zwischen Russland und der Ukraine symbolisieren sollte. Die Demontage der rund 20 Elemente aus rotem Granit wird mehrere Tage dauern.

Die Figurengruppe aus ukrainischen Kosaken um den Hetman (Anführer) Bohdan Chmelnyzkyj und den Moskauer Botschafter stand bislang unter dem sogenannten «Bogen der Völkerfreundschaft» im Zentrum über dem Fluss Dnipro. Das Gewicht der Steinfiguren wird auf etwa 6000 bis 7000 Tonnen geschätzt. Sie sollen zukünftig ihren Platz in einem Luftfahrtmuseum finden. Das Ensemble war 1982 eingeweiht worden und sollte an die «Vereinigung des ukrainischen Volkes mit dem brüderlichen russischen Volk» im Jahre 1654 erinnern.

dpa