Israel geht mit einer neuen Großoffensive im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas vor. Nicht nur die Bundesregierung ist besorgt. Israels Regierung sieht derweil Bewegung aufseiten der Hamas.
Kritik an Israels Gaza-Offensive – Neue Verhandlungen
Israels neue Großoffensive im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas stößt international auf Kritik und Besorgnis. Der Beginn einer neuerlichen Bodenoffensive sei Grund «zu tiefer Sorge» – sowohl mit Blick auf die strategischen Ziele Israels als auch die humanitäre Lage in dem Küstengebiet, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. EU-Ratspräsident António Costa zeigte sich «schockiert» und appellierte auf der Plattform X an beide Konfliktparteien: Die «Gewalt muss aufhören!»
UN-Generalsekretär: Lage in Gaza mehr als unmenschlich
«Die israelische Regierung muss die Blockade jetzt aufheben und den sicheren, schnellen und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe gewährleisten», forderte Costa. «Ein ganzes Volk wird mit erdrückender, unverhältnismäßiger militärischer Gewalt angegriffen. Internationales Recht wird systematisch verletzt.» Eine dauerhafte Waffenruhe und «die sofortige und bedingungslose Freilassung aller Geiseln» seien dringender denn je. UN-Generalsekretär Antonio Guterres schrieb, die Lage für die Palästinenser in Gaza sei mehr als unmenschlich. Die Blockade humanitärer Hilfe «muss sofort beendet werden».
Israels Militär hatte in der Nacht zuvor den Auftakt zu einem neuen Großangriff in Gaza bekanntgegeben. Man habe damit begonnen, «umfangreiche Angriffe durchzuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen». Nach palästinensischen Angaben wurden seither weitere zahlreiche Menschen getötet und verletzt. Die Angaben aus dem Palästinensergebiet ließen sich zunächst nicht unabhängig prüfen.
Israels Verteidigungsminister: Hamas will verhandeln
Nach Ansicht der israelischen Regierung zeigt die neue Großoffensive bereits Wirkung. «Mit dem Beginn der Operation „Gideon’s Chariots“ im Gazastreifen, die die Armee mit großer Kraft durchführt, kündigte die Hamas-Delegation in Doha eine Rückkehr zu den Verhandlungen über ein Geiselabkommen an», teilte Verteidigungsministers Israel Katz mit. Die Islamistenorganisation bestätigte eine neue Gesprächsrunde mit Israel in der katarischen Hauptstadt Doha.
Die Gespräche unter der Vermittlung von Katar und den USA finden bedingungslos statt und beruhen nicht auf früheren israelischen Vorschlägen, erklärte der hochrangige Funktionär Mahmud Mardawi. Es gibt jedoch weiterhin viele Meinungsverschiedenheiten. Selbst wenn die Hamas anbietet, weitere Geiseln freizulassen, wird Israel den Krieg nicht beenden, betonte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kürzlich. Eine vorübergehende Waffenruhe wäre möglich, aber kein dauerhaftes Ende der Kämpfe.
Angehörige fürchten um Schicksal der Geiseln
Die Familienangehörigen sind besorgt, dass dies das Schicksal der verbleibenden Geiseln sein könnte. In verschiedenen Städten Israels gingen erneut Menschen auf die Straße und forderten die Freilassung der Entführten.
Laut israelischen Angaben werden derzeit noch mindestens 20 Geiseln lebend im Gazastreifen festgehalten. Der Status von drei weiteren Entführten ist unklar. Zudem befinden sich die sterblichen Überreste von 35 Verschleppten in dem Küstengebiet. Unbestätigten israelischen und arabischen Medienberichten zufolge ist in Doha eine ein- bis zweimonatige Feuerpause im Gespräch. US-Außenminister Marco Rubio telefonierte derweil mit Netanjahu.
Beide haben über die Situation in Gaza und ihre gemeinsamen Bemühungen zur Freilassung aller verbliebenen Geiseln gesprochen, teilte eine Sprecherin des US-Außenministeriums mit. Die USA sind der wichtigste Waffenlieferant Israels. Es war jedoch unklar, ob die Verhandlungen in der Hauptstadt Katar erneut scheitern würden und die Delegationen aus Israel und der Hamas abziehen würden.
Der Gaza-Krieg begann mit dem schlimmsten Massaker in der Geschichte Israels, das von der Hamas und anderen Terrorgruppen am 7. Oktober 2023 begangen wurde. Dabei wurden rund 1.200 Menschen getötet und über 250 als Geiseln in den Gazastreifen gebracht. Seit Kriegsbeginn wurden laut Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde mehr als 53.100 Palästinenser in Gaza getötet. Es ist schwer zu unterscheiden, ob es sich dabei um Kämpfer oder Zivilisten handelt, und die Zahl ist unabhängig kaum überprüfbar.