Kurdische Angaben deuten auf bevorstehende Offensive gegen nordsyrische Stadt hin, SDF bemüht sich um internationale Unterstützung zur Verhinderung.
Geplante Offensive gegen Kobane durch Türkei und Verbündete
Laut kurdischen Angaben bereiten die Türkei und ihre verbündeten Milizen eine Offensive gegen die nordsyrische Grenzstadt Kobane vor. Die türkische Armee und ihre syrischen Verbündeten werden Verstärkung in die Region südlich der von Kurden gehaltenen Stadt entsenden, sagte der Sprecher der kurdisch angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), Farhad al Schami, der Deutschen Presse-Agentur. Ein Angriff von Süden und Westen auf die Stadt sei möglich. Es gibt bereits seit einiger Zeit heftige Gefechte rund um die Stadt.
Die SDF haben Kontakt mit der von den USA geführten Koalition und der US-Regierung aufgenommen, um die türkische Offensive zu stoppen, sagte al Shami. Der Oberkommandierende der SDF, Maslum Abdi, hatte bereits am Dienstag eine Pufferzone für Nordsyrien vorgeschlagen. Sie seien bereit, in Kobane eine entmilitarisierte Zone einzurichten, in der Sicherheitskräfte unter US-Aufsicht und -Präsenz aufgestellt werden sollten. Eine entmilitarisierte Zone unter internationalem Schutz könnte den Kurden als Sicherheitsgarantie dienen und die Sorgen der Türkei hinsichtlich der Kurden mindern.
Kurden für die USA Verbündete und für die Türkei PKK-Ableger
Der Türkei wird vorgeworfen, das Machtvakuum nach dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad in Syrien nutzen zu wollen, um die unter Verwaltung kurdischer Milizen stehenden Gebiete im Norden des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Kurden und die SDF werden von den USA unterstützt, für die die SDF ein wichtiger Partner im Kampf gegen den Islamischen Staat (IS) in Syrien sind. Die Türkei sieht die Miliz hingegen als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK – und damit als Terrororganisation.
Syrische Übergangsregierung besetzt wichtige Posten neu
Die Übergangsregierung in Syrien hat offiziell einen neuen Außenminister und Verteidigungsminister ernannt. Laut der früheren Staatsagentur Sana übernimmt Asaad Hassan al-Schaibani das Außenministerium. Marhaf Abu Kasra, ein bekannter Anführer der Rebellen, wurde zum neuen Verteidigungsminister ernannt. Die Rebellen hatten zuvor den Machthaber Baschar al-Assad gestürzt.
Al-Schaibani war seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien im Frühjahr 2011 in der Opposition tätig. Während des Bürgerkriegs war Syrien stark zerrissen. Assad unterdrückte brutal alle Oppositionsgruppen und beherrschte bis zu seinem Sturz etwa zwei Drittel des Landes. Im Nordwesten etablierte die Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) 2017 eine alternative Verwaltung.
Schaibani hatte die Abteilung für politische Angelegenheiten dort gegründet. Er soll im humanitären Bereich und in auswärtigen Angelegenheiten tätig gewesen sein. Aus informierten Kreisen hieß es, dass er gute Verbindungen unter anderem zu den Vereinten Nationen hatte.
US-Militär greift Huthi-Stellungen im Jemen an
Die US-Streitkräfte haben erneut Stellungen der Huthi-Miliz im Jemen bombardiert. Das US-Zentralkommando Centcom teilte mit, dass Luftangriffe auf ein Raketenlager und eine Kommandozentrale der vom Iran unterstützten Miliz nahe der Hauptstadt Sanaa durchgeführt wurden. Außerdem wurden mehrere Drohnen der Rebellen und ein Marschflugkörper über dem Roten Meer abgeschossen. Es gibt bisher keine Berichte über Opfer. Seit Beginn des Gaza-Kriegs zwischen Israel und der Hamas greifen die mit den Islamisten verbündeten Rebellen regelmäßig mit Raketen und Drohnen Ziele in Israel und Schiffe im Roten Meer an. Am Samstag wurde Israel erneut Ziel eines Raketenangriffs aus dem Jemen. In der Hafenmetropole Tel Aviv schlug ein Geschoss ein, wodurch 16 Personen leicht verletzt wurden. Die Huthi-Miliz beanspruchte den Angriff für sich.
Die israelische Armee startete nach dem fehlgeschlagenen Versuch, die von der Huthi-Miliz abgefeuerte Rakete abzufangen, eine Untersuchung, wie es in den eigenen Angaben heißt. Dies war bereits der dritte Treffer von Geschossen der Huthis in Israel im Dezember.
Krankenhaus in Gaza: Können Patienten nicht mehr versorgen
Ein Krankenhaus im Norden des umkämpften Gazastreifens hat die internationale Gemeinschaft dringend um Versorgung mit Medikamenten und Lebensmitteln gebeten. Das Kamal-Adwan-Krankenhaus in Beit Lahia wird weiterhin von israelischem Beschuss getroffen, wodurch die Patienten nicht mehr versorgt werden können, so das Gesundheitsministerium, das von der islamistischen Hamas kontrolliert wird. Es gibt auch einen Mangel an Lebensmitteln und Trinkwasser. Laut palästinensischen Angaben forderte die israelische Armee am Abend die Evakuierung des Krankenhauses. Trotz einer Anfrage machte die israelische Armee keine Angaben dazu.
Seit dem Angriff der Hamas und anderer Extremisten aus dem Gazastreifen in Israel am 7. Oktober 2023 mit 1.200 Toten und rund 250 Verschleppten, kämpft die israelische Armee in dem Küstenstreifen. Versuche, eine Waffenruhe zu erreichen, waren bisher erfolglos.
Papst Franziskus spricht von «Grausamkeit» in Gaza
Papst Franziskus erinnerte in einer Ansprache im Vatikan an die verheerenden Folgen des Gaza-Kriegs. Das Oberhaupt von weltweit etwa 1,4 Milliarden Katholiken beklagte, im Gazastreifen seien am Tag zuvor Kinder bombardiert worden. «Das ist Grausamkeit. Das ist kein Krieg. Ich will dies sagen, weil es das Herz berührt», sagte der Pontifex sichtlich bewegt. Israel bezeichnete die Worte des Papstes als «enttäuschend», da der Pontifex außer Acht lasse, dass Israel einen Mehrfrontenkrieg führe, der ihm aufgezwungen worden sei.
Israels Außenminister Gideon Saar hielt Franziskus vor, den Vorwurf der Grausamkeit an die falsche Adresse gerichtet zu haben. «Grausamkeit ist, wenn Terroristen sich hinter Kindern verstecken, während sie versuchen, israelische Kinder zu ermorden; Grausamkeit ist, wenn 100 Geiseln, darunter ein Baby und Kinder, 442 Tage lang von Terroristen festgehalten und misshandelt werden», erklärte Saar.