Die Inzidenzen steigen weiter an und sind für den Sommer viel zu hoch. Spätestens im Winter droht eine nächste Corona-Welle.
Lauterbach will 40 Millionen Menschen impfen
Der Bundesgesundheitsminister plant eine Impfkampagne noch vor dem Winter. Grund sind die immer noch zu niedrigen Impfquoten.
Außerdem mutiert der Virus stärker als erwartet und es ist sinnvoll, sich einen angepassten Impfstoff spritzen zu lassen.
„Ideal wäre Impfkampagne mit bis zu 40 Mio. Geimpften vor dem Winter”, schrieb Lauterbach auf Twitter. Er brachte so seine Zustimmung zu der Aussage des Virologen Christian Drosten zum Ausdruck. Lauterbach ergänzte auf dem Kurznachrichtendienst: “Im Winter müssen wir sehr gut vorbereitet sein, sonst droht ein Chaos.”
Vierte Impfung empfohlen für Alte und Kranke
Der Leiter der Virologie-Abteilung der Berliner Charité, Christian Drosten, sagte in einem Interview dem Spiegel: „Wir müssten es schaffen, vor dem Winter noch einmal bis zu 40 Millionen Leute zu immunisieren oder mit einer Auffrischungsimpfung zu versorgen. Das würde wirklich etwas verändern.” Der Virologe betonte im Gespräch, dass alle verfügbaren Mittel im Kampf gegen die Corona-Pandemie eingesetzt werden sollen.
Alte und kranke Menschen sollten sich vier Mal impfen lassen. „Auch den Rahmen, den es in Deutschland für die Kinderimpfungen gibt, sollten wir ausschöpfen, das ist bei Weitem noch nicht passiert. Alle anderen sollten mindestens dreifach und nach Wunsch auch vierfach geimpft sein.”
Neue Virusvariante, die Impfschutz umgeht, eher uwahrscheinlich
Auch Kaderali fordert von der Bundesregierung eine zügigere Vorbereitung auf den Herbst und eine dann erwartete neue Infektionswelle. Bei der Überarbeitung des Infektionsschutzgesetzes wünsche er sich «ein bisschen mehr Tempo». Man werde «sehr knapp wieder im September anfangen, am Infektionsschutzgesetz herumzubasteln, wenn vielleicht schon die nächste Welle losläuft».
Aufgabe der Politik sei es nun, sich auf verschiedene mögliche Szenarien vorzubereiten und einen entsprechenden Werkzeugkasten bereitzuhalten, so dass, wenn nötig, schnell reagiert werden könne. Das ungünstigste Szenario einer neuen Virusvariante, die den Impfschutz umgeht und stark krank macht, hält der Experte für eher unwahrscheinlich.
Der Wissenschaftler warnte vor einem hohen Krankenstand und Belastungen für die sogenannte kritische Infrastruktur. Dazu zählen etwa Polizei, Feuerwehr, Kliniken und Wasserwerke sowie Energieversorger. Für weniger wahrscheinlich halte er, dass die Intensivstationen erneut an ihre Belastungsgrenzen stoßen. «Auch das ist nicht auszuschließen, aber die Wahrscheinlichkeit ist geringer.»
Kontakt zu Impfstoffherstellern
Karl Lauterbach führt intensive Gespräche mit den Produzenten von Impfstoffen, um genügend Dosen für eine Herbstimpfkampagne bereitzustellen. Zwei Corona-Impfstoffe von Pfizer/Biontech, die auf eine Omikron-Sublinie zugeschnitten sind, haben laut den Herstellern in einer klinischen Studie gute Ergebnisse erzielt.
Dabei ging es um die Verwendung der Vakzine als Booster. Die neuen Vakzine sind auf die Omikron-Sublinie BA.1 angepasst. Er wolle sich am Freitag öffentlich zu der weiteren Planung äußern, kündigte der Gesundheitsminister an. Doch nicht überallstoßen Lauterbachs Pläne auf Gegenliebe.
Hausärzte: Neue Regeln für Corona-Tests Bürokratiemonster
Der Deutsche Hausärzteverband hat die künftigen Regeln für Corona-Bürgertests mit drei Euro Zuzahlung kritisiert. Die Pläne seien ein Bürokratiemonster mit zum Teil haarsträubenden Regelungen, sagte der Vorsitzende Ulrich Weigeldt am Montag.
Es sei nicht Aufgabe der Praxisteams, zu kontrollieren, ob jemand am Abend beispielsweise ein Konzert besuche und daher anspruchsberechtigt sei. Dass Patienten im Zweifel in einer Art Selbsterklärung Angaben dazu machen sollten, führe zu Zettelwirtschaft, vielen Nachfragen und Unklarheiten.
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Weigeldt machte deutlich, dass Praxen gezwungen würden, eine Barkasse einzurichten und für manche Tests drei Euro zu kassieren, könne eigentlich nur ein Scherz sein. «Die Hausärztinnen und Hausärzte sind nicht die Geldeintreiber eines überforderten Staates.» Grundsätzlich sei es richtig, die anlasslosen Massentestungen einzuschränken und die Qualität der Tests zu erhöhen. «Dafür müssen auch die Wild-West-Zustände in einigen Testzentren unterbunden werden.»
Das Angebot mit kostenlosen Corona-Schnelltests für alle soll nach einer Verständigung in der Bundesregierung in dieser Woche zu Ende gehen. Gratis bleiben «Bürgertests» ab Donnerstag nur noch für bestimmte Risikogruppen – in der Regel sollen künftig drei Euro aus eigener Tasche pro Test fällig sein: zum Beispiel vor Konzertbesuchen in Innenräumen, vor größeren Familienfesten oder Besuchen bei älteren Menschen, nach Risikokontakten bei einer Warnung auf der Corona-App.
Die Regelung soll Milliardenkosten für den Bund reduzieren, der die Tests bisher komplett finanziert hat. Die Länder können den Drei-Euro-Bürgeranteil übernehmen, wenn sie sich dazu entscheiden.