Während Russland die Ukraine weiter attackiert, sieht der russische Außenminister die Verhandlungen mit den USA über ein Friedensabkommen auf Kurs. Was fehlt für einen Deal?
Ringen um Ukraine-Deal – Lawrow will noch feinjustieren
Teile eines möglichen Abkommens zwischen Russland und den USA zur Beendigung des Ukraine-Kriegs benötigen laut dem russischen Außenminister Sergej Lawrow noch eine Feinjustierung. «Wir sind genau mit diesem Prozess beschäftigt», sagte er in einem Interview des US-Senders CBS. Lawrow sieht die Verhandlungen auf einem guten Weg. «Es gibt mehrere Anzeichen dafür, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen», so der Chefdiplomat. Man sei bereit für einen Deal.
Auch US-Präsident Donald Trump zeigt sich zuversichtlich, dass es bald ein Friedensabkommen geben wird. Aus seiner Sicht kommt der Kreml der Ukraine sogar bereits entgegen, indem Russland sein Nachbarland nicht mehr komplett erobern will. «Den Krieg zu beenden und nicht das ganze Land einzunehmen? Ein ziemlich großes Zugeständnis», sagte Trump zu der Frage nach den Zugeständnissen Moskaus in den Verhandlungen.
Seit dem Einmarsch in die Ukraine kontrolliert das russische Militär etwa ein Fünftel des Nachbarlandes. Trotz der anhaltenden Kämpfe in den letzten drei Kriegsjahren hat sich dieser Anteil kaum verändert. Es gibt also keine Anzeichen dafür, dass die russischen Truppen die Ukraine derzeit vollständig einnehmen könnten.
«Wir wollen diesen Krieg beenden, wir wollen ihn schnell beenden. Und ich denke, wir haben große Fortschritte gemacht, und wir werden sehen, was in den nächsten Tagen passiert, denn es werden sehr wichtige Treffen stattfinden», sagte der Trump am Rande eines Treffens mit dem norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre. Er betonte, dass er «eine Menge Druck» auf Russland ausübe.
Angriffe auf Ukraine gehen weiter
Derweil attackiert Russland die Ukraine unvermindert weiter. In der Nacht auf Freitag griffen Drohnen des iranischen Bautyps Shahed die ostukrainische Großstadt Charkiw an. Nach Angaben von Bürgermeister Ihor Terechow waren Schäden an Privathäusern und Brände die Folge. In der Nacht zuvor waren bei Luftangriffen auf die Hauptstadt Kiew mindestens zwölf Menschen gestorben. Auch Trump kritisierte das Vorgehen. «Wladimir, STOPP!», schrieb Trump teils in Großbuchstaben auf seiner Plattform Truth Social an den russischen Präsidenten Wladimir Putin gerichtet. Die Angriffe seien nicht notwendig und kämen zu einem sehr schlechten Zeitpunkt.
Ersten ukrainischen Erkenntnissen zufolge setzte Russland dabei eine ballistische Rakete aus nordkoreanischer Produktion ein. «Wenn sich die Information über die Produktion dieser Rakete in Nordkorea bestätigt, dann wird das zu einem weiteren Beweis für das verbrecherische Bündnis von Russland und Pjöngjang», schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram. Die ukrainischen Geheimdienste würden alle Details überprüfen. Bisher seien die Angaben zur Herkunft der Rakete noch vorläufig.
Selenskyj informierte auch auf seinem Kanal über fast 150 russische Angriffe auf die ukrainischen Positionen an der Front und mehr als 4.500 Fälle von Beschuss, einschließlich schwerer Waffen. Die schwierigste Situation habe in der Region um Pokrowsk geherrscht.
Nato-Chef Rutte lobt Trump für seine Rolle
Nato-Generalsekretär Mark Rutte sagte nach einem Treffen mit Trump im Weißen Haus, dass er Russland als langfristige Bedrohung betrachtet. «Wir alle in der Nato sind uns einig, dass Russland die langfristige Bedrohung für das Nato-Gebiet und das gesamte Euro-atlantische Gebiet darstellt», sagte er. Auf die Möglichkeit eines Friedensabkommens zwischen Russland und der Ukraine angesprochen, erklärte Rutte mit Blick auf Moskau, dass «etwas auf dem Tisch» liege. Jetzt liege der Ball in Russlands Feld.
Positiv äußerte sich Rutte zu US-Präsident Trump und der Rolle der USA bei den Gesprächen. Er habe nicht den Eindruck, dass sich die US-Regierung aus den Verhandlungen über ein Ende des russischen Angriffskriegs zurückziehen würde. Trump habe eine Blockade gebrochen, unter Trumps Führung könnten die Verhandlungen zu einem «positiven Ende gebracht» werden.