«Einer raus, einer rein»: Mit einer neuen Methode wollen Frankreich und Großbritannien die Migration über den Ärmelkanal reduzieren. Das Geschäft der Schleuser soll dadurch zerschlagen werden.
London und Paris wollen Migration am Ärmelkanal ausbremsen
Frankreich und Großbritannien starten ab diesem Mittwoch am Ärmelkanal mit einem neuen Verfahren zur Bekämpfung der irregulären Migration. Eine kürzlich unterzeichnete Vereinbarung erlaubt es den Briten, Migranten, die den Ärmelkanal mithilfe von Schleusern in kleinen Booten überquert haben, nach Frankreich zurückzuschicken. Im Gegenzug für jede Rückkehr darf eine andere Person mit Verbindung zu Großbritannien, beispielsweise durch familiäre Beziehungen, über eine sichere Route einreisen.
Das Pilotprojekt kommt nach langjährigen und wenig erfolgreichen Bemühungen, die unerwünschte Einwanderung von Großbritannien über den Ärmelkanal mit einem verstärkten Polizeieinsatz an der nordfranzösischen Küste zu stoppen. London hat Paris Millionen überwiesen, um die Küste mit zusätzlichen Beamten und moderner Technik zu überwachen. Immer wieder sterben Migranten bei den Überfahrten.
Schleuser-Netzwerke sollen zerschlagen werden
«Ich bekräftige die Entschlossenheit Frankreichs, die Migrationsströme zu stoppen und Leben zu retten», sagte Frankreichs Innenminister Bruno Retailleau. Das Ziel des Pilotprojekts sei das Zerschlagen der Schleuser-Netzwerke und das Verhindern der Tragödien, zu denen es beim Sinken von Booten bei der Überfahrt regelmäßig kommt.
Medienberichten zufolge sollen wöchentlich anfangs etwa 50 Menschen nach Frankreich zurückgeschickt werden. Die britische Innenministerin Yvette Cooper sagte zum Start des Projekts, die Regierung wolle keine Angaben zur Anzahl der Migranten machen, die im Rahmen der Vereinbarung über den Ärmelkanal nach Frankreich zurückgeschickt werden sollen. Dem Sender BBC 4 sagte die Innenministerin, dies könne kriminellen Banden in die Hände spielen. «Wir geben keine Gesamtzahl für dieses Programm an.»
Frankreich will zurückgenommene Migranten abschieben
Frankreich plant, die aus Großbritannien zurückgenommenen Migranten gemäß der sogenannten Dublin-Regelung – wonach in der Regel der EU-Staat für einen Asylantrag zuständig ist, auf dessen Boden Schutzsuchende zuerst europäischen Boden betreten haben – in die Ersteinreiseländer der EU zurückzuführen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres kamen etwa 21.100 Menschen über den Ärmelkanal nach Großbritannien – ein Anstieg von fast 56 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und so viele wie nie zuvor.