Der Blogger arbeitete laut Lukaschenko als Spion im Ausland und sammelte Informationen für Belarus, was von "Nexta" als "Blödsinn" bezeichnet wurde.
Belarus: Lukaschenko beschuldigt Blogger Protassewitsch als Spion

Der lange von der Opposition aus Belarus als politisch Verfolgter anerkannte Blogger Roman Protassewitsch arbeitet nach Darstellung von Machthaber Alexander Lukaschenko seit Jahren als Spion für sein Land. «Ich werde nicht viel erzählen. Protassewitsch ist ein Mitarbeiter unserer Auslandsaufklärung», sagte Lukaschenko bei einem öffentlichen Auftritt, den Staatsmedien zeigten. Er sei kein Oppositioneller gewesen, sondern jemand, der im Ausland – zuletzt in Griechenland – Informationen gesammelt habe.
Der Blogger und Mitbegründer des oppositionellen Telegram-Kanals «Nexta» galt lange als Symbol des Widerstandes gegen Lukaschenko. Als ein Flugzeug mit ihm an Bord 2021 zur Landung in Minsk gezwungen wurde, sorgte seine Festnahme weltweit für Schlagzeilen. Gegen Belarus wurden Sanktionen verhängt. Unklar war, ob Protassewitsch als angeblicher KGB-Agent gezielt Informationen über die Opposition im Exil gesammelt hat. «Nexta» bezeichnete Lukaschenkos Aussagen als «Blödsinn».
Protassewitsch bestätigt Arbeit für den Geheimdienst
Gleichwohl bestätigte Protassewitsch, für den sich seine Eltern in ihrem Exil in Polen und prominente belarussische Regierungsgegner eingesetzt hatten, dem im Ausland arbeitenden Oppositionsmedium «Serkalo» und der russischen staatlichen Nachrichtenagentur Tass die Angaben Lukaschenkos. «Ja, ich kann diese Information bestätigen, aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das alles, was ich sagen kann», sagte er.
Protassewitsch wurde im Mai 2023 zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt, wurde jedoch noch im selben Monat durch eine Begnadigung von Lukaschenko freigelassen. Kritiker äußerten nach Protassewitschs Festnahme die Vermutung, dass er möglicherweise durch Folter in Haft gebrochen worden sei. Im Staatsfernsehen wurde er einmal weinend gezeigt.
Lukaschenkos unerwartete Aussagen könnten auf die Verhandlungen von Belarus mit den USA über das Ende der Sanktionen zurückzuführen sein. Der Diktator hatte kürzlich Dutzende politische Gefangene freigelassen.
Ermittlungen in Polen Ermittler werteten Flugdaten aus
Im Mai 2021 wurde ein Ryanair-Passagierflugzeug auf dem Weg von Athen nach Vilnius von den belarussischen Behörden mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen. Die Landung wurde aufgrund einer Bombendrohung gerechtfertigt. Da das Flugzeug in Polen registriert ist, hat die Staatsanwaltschaft in Warschau Ermittlungen in dem Fall eingeleitet.
Die Verdächtigen waren der ehemalige Direktor der belarussischen Flugsicherungsbehörde, der Leiter der Flugleitzentrale in Minsk und der Chef des belarussischen Geheimdienstes KGB. Sie sollen falsche Angaben über eine vermeintliche Sprengladung an Bord gemacht haben und die Piloten zur Notlandung gezwungen haben, so die Berichte. An Bord des Flugzeugs befanden sich insgesamt 132 Insassen.








