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Macron erwägt Schutz durch Atomwaffen für Verbündete

Die Entscheidungshoheit über die französischen Atomwaffen bleibe in den Händen Frankreichs. «Was auch immer geschieht, die Entscheidung lag und liegt immer in den Händen des Präsidenten der Republik, des Oberbefehlshabers der Streitkräfte», sagte Macron.

Frankreichs Präsident Macron prüft, ob auch Alliierte unter den Schutzschirm der französischen Atomwaffen rücken können.
Foto: Ludovic Marin/AFP/dpa

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erwägt, verbündete Länder unter den Schutz der französischen Atomwaffen zu stellen. Frankreichs nukleare Abschreckung habe seit 1964 ausdrücklich immer eine Rolle bei der Wahrung des Friedens und der Sicherheit in Europa gespielt, sagte Macron am Abend in einer Fernsehansprache. «Aber als Antwort auf den historischen Aufruf des zukünftigen deutschen Kanzlers habe ich beschlossen, die strategische Debatte über den Schutz unserer Verbündeten auf dem europäischen Kontinent durch unsere Abschreckung zu eröffnen.»

Die Entscheidungshoheit über die französischen Atomwaffen bleibe aber in den Händen Frankreichs. «Was auch immer geschieht, die Entscheidung lag und liegt immer in den Händen des Präsidenten der Republik, des Oberbefehlshabers der Streitkräfte», sagte Macron.

Merz regt Gespräche mit europäischen Atommächten an

Friedrich Merz, der voraussichtliche zukünftige Bundeskanzler, hatte während des Wahlkampfs Gespräche mit den europäischen Atommächten über eine nukleare Teilhabe von Deutschland angeregt. Neben Frankreich wäre dies auch Großbritannien.

Macron hat in seiner Rede an die Nation nicht erklärt, was es konkret bedeutet, wenn der französische nukleare Schutzschirm auf Alliierte ausgeweitet wird. Es bleibt offen, ob auch französische Atomwaffen in Partnerländern wie Deutschland stationiert werden könnten. Ebenso hat Macron nicht näher darauf eingegangen, ob diese Partnerländer sich finanziell an der französischen nuklearen Abschreckung beteiligen würden.

Macrons Vorstoß gewinnt an Aktualität

Der Vorschlag Macrons, Partnerländer in die nukleare Abschreckung Frankreichs einzubeziehen, ist nicht neu. Angesichts des Ukraine-Kriegs und der Kehrtwende in der US-Verteidigungspolitik unter Präsident Donald Trump hat die Idee neue Aktualität gewonnen.

Bereits 2020 hatte Macron erstmals in einer viel beachteten Grundsatzrede eine Ausweitung des nuklearen Schutzschirms Frankreichs auf europäische Partnerländer angeregt. «Lassen Sie uns klarstellen, dass die vitalen Interessen Frankreichs nunmehr eine europäische Dimension haben», sagte Macron damals. «In diesem Sinne wünsche ich mir, dass sich mit unseren europäischen Partnern, die dazu bereit sind, ein strategischer Dialog über die Rolle der französischen nuklearen Abschreckung in unserer kollektiven Sicherheit entwickelt.» Eigene Atomwaffen hat in Europa neben Frankreich nur Großbritannien.

dpa