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MAD warnt vor russischer Spionage: massiver und aggressiver

Russische Geheimdienste weiten ihre Aktivitäten in Deutschland aus. Der Militärische Abschirmdienst spricht von einem massiven Anstieg bei Spionage und hybriden Angriffen.

Die Zahl der Verdachtsfälle hat sich binnen Jahresfrist praktisch verdoppelt. (Archivbild)
Foto: Thomas Banneyer/dpa

Der Militärische Abschirmdienst (MAD) verzeichnet deutlich verstärkte Ausspähversuche und Störmaßnahmen russischer Geheimdienste in Deutschland. «Wir reden über einen starken Anstieg der Fälle im Bereich der Spionage und hybrider Maßnahmen. Das Vorgehen ist massiver und auch aggressiver», sagte Martina Rosenberg, Präsidentin des Militärischen Abschirmdienstes (MAD), der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. 

Sie stellt mit Blick auf russische Geheimdienste fest: «Sie gehen vor, wie wir es im Kalten Krieg kannten, und erweitern ihren Instrumentenkasten darüber hinaus.»

Zuletzt sorgten verschiedene Vorfälle für Aufregung, darunter das mögliche Ausspionieren militärischer Einrichtungen und wichtiger Teile der Infrastruktur in Deutschland, Sabotage an Versorgungsleitungen, Cyberangriffe über das Internet sowie das Überfliegen mit hochmodernen und störungssicheren Drohnen. Häufig wird auch gezielte Desinformation eingesetzt – als Teil verschiedener Taktiken, die als hybrid zur Destabilisierung bezeichnet werden.

Zahl der beobachteten Fälle nimmt deutlich zu 

Die Anzahl der Verdachtsfälle hat sich innerhalb eines Jahres praktisch verdoppelt, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Darüber hinaus reisen russische Agenten auch über Drittstaaten nach Deutschland ein.

Russische Geheimdienstler nutzen für ihre Kontaktnetzwerke dann auch die direkte Ansprache. «Sie versuchen, eine Beziehung oder Vertrauensbasis zu schaffen. Es besteht auch die Gefahr, dass Personen mit russischen Wurzeln, Spätaussiedler oder Menschen mit Beziehungen nach Russland gezielt angesprochen werden», warnt Rosenberg.

Eine spezielle Gefahr könnte entstehen, wenn deutsche Soldaten oder Personen mit doppelter Staatsbürgerschaft im Urlaub nach Russland oder in Länder, die mit Russland verbündet sind, reisen. Sie könnten dort unter Druck gesetzt oder zur Kooperation gezwungen werden.

Deutschland «fest im Blickfeld ausländischer Nachrichtendienste»

Der MAD hat zusätzliche Aufgaben im Zusammenhang mit dem laufenden Aufbau der Brigade Litauen, einem deutschen Kampfverband, der später bis zu 5.000 Männer und Frauen umfassen wird, in dem baltischen Nato-Staat. Dafür erhält der Militärgeheimdienst erweiterte Befugnisse.

«Es ist kein Geheimnis – Deutschland ist als logistische Drehscheibe für die Nato-Truppenbewegungen und als aktiver Nato-Partner fest im Blickfeld ausländischer Nachrichtendienste», sagte Rosenberg. Und: «Der beste Schutz gegen Spionage ist, diese Bedrohung ernst zu nehmen, aufmerksam auf Anzeichen zu reagieren sowie rechtzeitig die zuständigen Behörden zu informieren.»

Abwehr von Spionage und Sabotage wieder Hauptaufgabe

Der MAD ist dafür verantwortlich, die Streitkräfte zu schützen, Extremisten abzuwehren und Sicherheitsüberprüfungen von Soldaten und Zivilbeschäftigten durchzuführen. Er ist der kleinste deutsche Nachrichtendienst, der dem Verteidigungsministerium unterstellt ist und seinen Hauptsitz in Köln hat. Die Abwehr von Spionage und Sabotage ist erneut eine zentrale Aufgabe, ähnlich wie in der Zeit des Ost-West-Konflikts.

In den letzten Monaten waren mehrmals Schiffe der Marine das Ziel vermuteter Sabotageaktionen: Mal wurden Kabelbäume durchtrennt, mal wurden Metallspäne in einem Antrieb gefunden, dann gab es einen Öleintrag im Trinkwassersystem.

Russische Geheimdienste haben ihre Aktivitäten in oder gegen Deutschland bereits seit Jahren verstärkt. So wird den russischen Behörden beispielsweise ein Hackerangriff auf den Bundestag im Jahr 2015 zugeschrieben, ebenso wie die Ermordung eines Georgiers durch einen russischen Geheimdienstmitarbeiter im Kleinen Tiergarten in Berlin im Jahr 2019. Der verurteilte russische Agent Wadim Krassikow wurde im vergangenen August bei einem Gefangenenaustausch zwischen Russland, Belarus und mehreren westlichen Ländern freigelassen.

dpa