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Berichte: Hamas im Gazastreifen übergibt vier tote Geiseln

Mit unwürdigen Inszenierungen bei den bisherigen Übergaben von Geiseln hat die Hamas im Gazastreifen die Waffenruhe-Vereinbarung mit Israel ins Stocken gebracht. Nun lief es anders.

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Foto: ---/dpa

Die islamistische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen hat nach Berichten der Medien die Leichen von vier israelischen Geiseln an Vertreter des Roten Kreuzes übergeben. Dies wurde am späten Abend von israelischen Medien unter Berufung auf israelische Regierungsbeamte gemeldet. Auch die islamistische Hamas im Gazastreifen bestätigte die Übergabe an das Rote Kreuz.

Das israelische Ministerpräsidentenamt hatte zuvor bekannt gegeben, dass eine Vereinbarung über die Modalitäten der Übergabe erzielt wurde. Dieses Mal fand keine Zeremonie mit bewaffneten Kämpfern und lauter Musik statt, als die Särge an das Rote Kreuz im Gazastreifen übergeben wurden. Israel hatte darauf bestanden.

Im Gegenzug sollen 600 palästinensische Häftlinge freikommen 

Als Gegenleistung sollen etwa 600 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freigelassen werden. Zeugen berichteten, dass ein erster Bus mit fast 40 Gefangenen aus dem Militärgefängnis Ofer im besetzten Westjordanland in Richtung Ramallah abfuhr. Die Häftlinge sollten ursprünglich am letzten Samstag im Austausch für sechs israelische Geiseln freikommen. Darunter befinden sich 50 Personen mit lebenslangen Haftstrafen.

Israel hatte die Freilassung der Palästinenser nach dem Erhalt der sechs Geiseln am letzten Samstag ausgesetzt. Der jüdische Staat hatte diesen Schritt mit den entwürdigenden Zeremonien begründet, die die Hamas bei den bisherigen Übergaben von lebenden und toten Geiseln an das Rote Kreuz im Gazastreifen inszeniert hatte.

Identität wird erst nach Untersuchung bestätigt

Israel wollte die Identität der Leichen erst nach ihrer Untersuchung bestätigen. Laut Medienberichten und Angehörigen handelte es sich um die sterblichen Überreste von vier israelischen Männern im Alter zwischen 50 und 86 Jahren. Drei von ihnen wurden am 7. Oktober 2023 aus zwei Kibbuzim nahe der Gaza-Grenze entführt. Der vierte Mann wurde beim Überfall der Hamas und anderer Gruppen an diesem Tag im Süden Israels getötet, seine Leiche wurde von den Terroristen nach Gaza gebracht.

Die Hamas hat bisher immer Geiselbefreiungen als Machtdemonstration und Spektakel für Schaulustige genutzt. Häufig wurden die Entführten auf einer Bühne präsentiert und erhielten von bewaffneten Islamisten deutliche Anweisungen, zu lächeln und der wartenden Menschenmenge zuzuwinken. Am vergangenen Wochenende musste ein Israeli außerdem zwei vermummte Hamas-Mitglieder auf die Stirn küssen.

Auch bei der Übergabe der Leichen israelischer Geiseln, darunter zwei Kleinkinder, die auch deutsche Staatsangehörige sind, gab es vergangenen Donnerstag ein international kritisiertes Verfahren. Die Hamas hatte die Särge auf einer Bühne aufgebahrt, zahlreiche jubelnde Schaulustige und Dutzende vermummte Islamisten versammelten sich am Übergabeort, während laute Musik spielte.

Noch 59 Geiseln in der Gewalt von Islamisten – viele von ihnen tot

Im Rahmen der ersten Phase des mehrstufigen Abkommens zwischen Israel und der Hamas wurden 33 Geiseln, darunter acht Tote, freigelassen. Dies wurde nun vollständig durchgeführt. Im Gegenzug sollten 1.904 palästinensische Häftlinge freigelassen werden. Die erste Phase soll offiziell am Wochenende enden.

Gemäß dem katarischen Außenministerium kann die erste Phase weiterhin andauern, während beide Konfliktparteien über die zweite Phase verhandeln. Diese soll letztendlich zum Ende des Krieges und zur Freilassung der noch gefangenen Geiseln führen. Es besteht also die Möglichkeit, dass die Kämpfe ausgesetzt bleiben, obwohl Berichten zufolge bisher noch keine ernsthaften Verhandlungen über die zweite Phase zwischen den Kriegsparteien stattgefunden haben.

Jetzt noch 59 Geiseln im Gazastreifen

Insgesamt sollen derzeit noch 59 Geiseln im Gazastreifen gefangen gehalten werden, wovon jedoch nur noch 27 am Leben sein sollen.

Der Auslöser des Krieges war der Angriff der Hamas und anderer extremistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem etwa 1.200 Menschen getötet und über 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen gebracht wurden. Seitdem wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 48.300 Menschen getötet, darunter auch viele Frauen und Minderjährige.

dpa